Wohnen in Wolfratshausen:Wohnraum in beengter Lage

Lesezeit: 2 min

Vier- bis fünf Stockwerke hoch ist das Haus an der viel befahrenen Kreuzung der Sauerlacher Straße mit dem Floßkanal. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Maro Genossenschaft feiert für ihr Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen Richtfest. Das Grundstück ist schmal und bietet doch Platz für 24 Mietparteien.

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Zum Richtfest der Maro-Genossenschaft an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen geht es eng zu: Mehrere Dutzend Leute - beteiligte Bau- und Planungsfirmen, Vertreter der Stadt, Nachbarn, künftige Mieter - drängen sich am Donnerstag dort, wo später einmal die Gemeinschaftsterrasse des Mehrgenerationenbaus sein soll. Das vier- bis fünf Stockwerke hohe Haus quetscht sich in den einstigen Garten des Alten Krankenhauses und rückt diesem teils bedrohlich nah.

Nur ein schmaler Durchgang mit beengter Hinterhofatmosphäre trennt das Biedermeierhaus von dem dahinter hoch aufragenden Seitengebäude: Nur 5,20 Meter trennen die Mauer und den Wohnungsbalkon gegenüber. Das Altgebäude nimmt den unteren Etagen des Neubaus das Licht. Daher sind im Erdgeschoss vor allem ein Technik- und Fahrradraum, der Gemeinschaftsraum und das Gästezimmer untergebracht - und eine Dreizimmerwohnung. Die geht auf der anderen Seite nach Norden raus, so dass es selbst an diesem sonnigen Nachmittag relativ duster ist.

Viele Gäste sind zum Richtfest gekommen, ganz rechts Bürgermeister Klaus Heilinglechner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wie zufrieden ist der Architekt? "Es ist so geworden, wie wir es geplant haben", sagt Max-Emanuel Mantel vom Büro Florian Nagler. Woran könnte es also liegen, dass der Bau einen so erschlägt, wo doch einige der umliegenden Gebäude ebenso hoch sind? Mantel glaubt, dass es am Vergleich mit dem in Sichtweite gegenüberliegenden Niedrigbau liegt. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) schreibt es der "exponierten Lage" zu.

Der Verkehr ist nicht unerheblich, so Projektleiter Schmid

Während die Zimmerer den Richtspruch aufsagen, rumpeln Busse und Lkws laut vorbei. Der Verkehrslärm wird die künftigen Bewohner nicht verschonen, schon weil der Garten nach vorne zur Kreuzung rausgeht. "Der Verkehr ist da, und er ist nicht unerheblich", räumt Projektleiter Ralf Schmid ein. Immerhin werde die Mauer einen gewissen Lärmschutz bieten. "Es hat sich gelohnt dafür zu kämpfen." Im Stadtrat war die Einfriedungshöhe von 3,50 Meter anstatt der laut Bauvorschrift üblichen 2,50 Meter umstritten.

Für den 440 Quadratmeter großen gemeinschaftlich genutzten Innenhof des Neubaus ist laut Marlies Höfer vom Landschaftsarchitekturbüro "Die Grille" einiges vorgesehen: ein mit Stauden eingerahmten Schotterrasen, wo sich ein Tisch aufstellen lässt, ein Gemüsegarten für alle, eine überdachte Nische mit Sitzgelegenheit. Ein Wäscheständer, ein Fahrradständer. Zudem sollen drei Bäume Platz finden. "Dann ist der Hof auch voll", so Höfer.

Die beengten Verhältnisse mögen problematisch sein, trotzdem verwirklicht die Maro-Genossenschaft ein beispielhaftes Projekt für Mehrgenerationenwohnen. Das Unternehmen habe das Beste aus der Situation gemacht, so lobt Bürgermeister Heilinglechner mehrfach. Genauso sind rundum alle zufrieden, dass das historische alte Krankenhaus nicht dem Bagger weichen musste, sondern bald wieder glänzen soll.

Alle 24 Wohnungen sind vergeben

Der Bau müsse so dimensioniert sein, weil es für ein funktionierendes Mehrgenerationenprojekt eine gewisse Größe brauche, erläutert Maro-Vorstand Martin Okrslar. Alle 24 Wohnungen - 22 im Neubau, zwei im Altbau - seien bereits vergeben. Ein Drittel an junge Familien mit Kindern, ein Drittel an Ehepaare, denen das bestehende Familienheim nach dem Auszug der Kinder zu groß geworden ist, ein Drittel an Singles, typischerweise Rentner. So laute die Faustformel für eine erfolgreich gemischte Mietgemeinschaft. Im Januar 2024 sei Einzugstermin.

Auch wenn die Miete für die Region günstige 13,20 Euro und bei geförderten Wohnungen zwischen sechs und acht Euro pro Quadratmeter beträgt: Genommen wird nicht jeder, der eine billige Wohnung braucht. "Jemand, der seine Ruhe haben will, ist für das Mehrgenerationenwohnen nicht geeignet", erklärt Gertrud Banholzer, die die künftigen Bewohner in monatlichen Sitzungen auf das Zusammenleben vorbereitet. Alle müssten die Bereitschaft mitbringen, mit anderen in Kontakt zu treten. Die Mieter müssten etwa eine Hausordnung aufstellen, sich überlegen, wieviel das Gästezimmer pro Nacht kosten soll, den Gemeinschaftstreff mit Leben füllen und der Kosten wegen den Hausmeister ersetzen. Sprich, jeder muss sich einbringen. "Aber wir sind auch kein Ökodorf und keine WG", sagt Banholzer. Es gehe darum, die richtige Balance zwischen Abstand und Nähe zu finden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Wirtschaftsstandort Wolfratshausen
:Aus für Haupt Pharma

300 Arbeitsplätze sind betroffen. Verhandlungen für einen Sozialplan sind laut Unternehmen aufgenommen.

Von Benjamin Engel und Claudia Koestler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: