Feierlichkeit in Wolfratshausen:Maria ist zurück auf der Brücke

Feierlichkeit in Wolfratshausen: Maria auf der Marienbrücke - so soll es sein.

Maria auf der Marienbrücke - so soll es sein.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Anton Ferstls Madonnenstatue wurde 1991 wegen ihres kurzen Kleides in die Isar gestoßen und danach in die Büsche der Pupplinger Au verbannt. Nun sitzt die Heiligenfigur wieder an ihrem ursprünglichen Platz

Von Konstantin Kaip

Die Marienbrücke über der Isar zwischen Wolfratshausen und Egling hat wieder eine Brückenmadonna. Nachdem sie mehr als 28 Jahre lang ein unauffälliges Dasein ein Stück abseits des Ufers zwischen den Büschen der Pupplinger Au geführt hatte, sitzt die "Maria mit Kind" des Penzberger Bildhauers Anton Ferstl wieder an dem ihr ursprünglich angedachten Platz mitten über dem Fluss, wo sie am Freitag im Rahmen einer kleinen Feierstunde enthüllt wurde.

Geweiht wurde sie dort bereits nach Fertigstellung der Brücke im Dezember 1990. Die moderne Mariendarstellung löste damals wegen ihres kurzen eng anliegenden Kleides Proteststürme konservativer Madonnenverehrer aus und machte deutschlandweit Schlagzeilen. Wenige Monate später stürzten sie unbekannte religiöse Eiferer in einer Juninacht 1991 in den Fluss. Obwohl der damalige bayerische Innenminister Edmund Stoiber daraufhin erklärte, die Madonna werde "auf keinen Fall der Gewalt weichen", wurde sie nach ihrer Restaurierung im Juni 1992 abseits der Brücke am Westufer aufgestellt, nahezu unsichtbar für die zahlreichen Autofahrer, die sie täglich auf der Staatsstraße passieren. Das Staatliche Bauamt Weilheim begründete den Umzug damals mit der Verkehrssicherheit, die durch den Bekanntheitsgrad der Figur gefährdet sei. Ihr Schöpfer , der 2011 gestorben ist, sprach vom "zweitbesten Standort". Die Maria gehöre auf die Brücke.

Dass sie dort nun nach fast drei Jahrzehnten wieder thront, liegt auch an Martin Herda. Er habe erst durch einen SZ-Artikel vom 17. Juni von der Geschichte der Figur erfahren, sagte der zuständige Abteilungsleiter für den Landkreis im Weilheimer Bauamt bei der Enthüllung am Freitag. Sein daraufhin gemachter Vorschlag, die "sehr schöne Figur" wieder an ihren angestammten Platz zu versetzen, sei nicht nur bei der Behördenleitung, sondern auch bei den Bürgermeistern von Wolfratshausen und Egling auf Zustimmung gestoßen. Am Montag wurde die Skulptur am Westufer abmontiert und, nach Reinigung in der Straßenmeisterei, zwei Tage später auf dem Brückenvorsprung befestigt - stabiler als einst, wie Herda versicherte.

Feierlichkeit in Wolfratshausen: Martin Herda vom Staatlichen Bauamt Weilheim ist es zu verdanken, dass die Skulptur wieder am richtigen Platz steht.

Martin Herda vom Staatlichen Bauamt Weilheim ist es zu verdanken, dass die Skulptur wieder am richtigen Platz steht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Oberhauser fordert Respekt vor der Kunst

Maßgeblich am Umzug beteiligt ist auch Rolf Merten. Der langjährige Leiter der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung "Inselhaus" aus Eurasburg hat in Absprache mit Ferstls Erben kleine Repliken der Statue anfertigen lassen, von denen er mittlerweile mehr als 30 Stück verkauft hat. Bei der Enthüllung am Freitag freute sich Merten darüber, "dass Maria mit Kind so schnell und unbürokratisch aus ihrem Exil wieder zurück auf die Brücke kommen durfte" und würdigte Ferstls Darstellung: "Aus der traditionellen Madonna mit Kind wird die Brückenmadonna, eine selbstbewusste, liebende junge Frau mit ihrem Kind in der heutigen Zeit." Es sei zu hoffen, dass die Toleranz in den vergangenen drei Jahrzehnten in Oberbayern "so stabil geworden ist, dass sich Vorkommnisse wie vor 30 Jahren nicht wiederholen werden", sagte Merten.

Zuvor hatten die Bürgermeister von Wolfratshausen und Egling die Statue gemeinsam enthüllt. "Es freut uns, dass die Maria wieder auf ihren ursprünglichen Platz zurückgekehrt ist", sagte der Eglinger Rathauschef Hubert Oberhauser (Freie Wähler). Zwar sei auch der vorige Standort "sehr ansehnlich" gewesen. Nun aber habe die Marienbrücke ihren Namen wieder verbildlicht. "Ich wünsche mir, dass die Leute mit dem Kunstwerk, das ja wirklich ein Kunstwerk ist, so respektvoll umgehen, wie es ihm gebührt." Diesem Wunsch schloss sich auch Günther Eibl (CSU) an, der als Zweiter Bürgermeister derzeit die Geschäfte im Wolfratshauser Rathaus führt. "Die Zeit ist jetzt reif", sagte er zu dem Umzug der Statue.

Feierlichkeit in Wolfratshausen: Die Bürgermeister Günter Eibl (links) und Hubert Oberhauser durften das Werk enthüllen.

Die Bürgermeister Günter Eibl (links) und Hubert Oberhauser durften das Werk enthüllen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zur Enthüllung hatte das Bauamt auch die Kirchenvertreter eingeladen. Gekommen war indes nur der evangelische Pfarrer aus Wolfratshausen, Florian Gruber. Gerade die moderne Darstellung Ferstls, die einst so vielen missfallen habe, drücke aus, was die Maria für eine Brücke prädestiniere, sagte Gruber: "Sie ist die Brücke zwischen Gott und den Menschen." In seinen Fürbitten bat er nicht nur darum, sie möge alle, die auf der Brücke und dem Fluss unterwegs sind, beschützen. Er richtete auch die Bitte an Gott, "dass alle, die ein anderes Kunstverständnis haben, es aushalten können, dass hier eine Maria steht, die ihnen nicht gefällt."

Die Enthüllung feierten auch die Erben Ferstls, seine Enkelkinder Kilian und Romina. "Das ist wirklich eine schöne Geschichte", sagte Rominas Mutter Alexandra Burkert über den Umzug.

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