Reden wir über...:Ein Kartenspiel der Zukunft

Reden wir über...: "Lieber frei denken": Miriam Kinzl bringt deutsche und französische Jugendliche dazu, mal eine andere Position einzunehmen.

"Lieber frei denken": Miriam Kinzl bringt deutsche und französische Jugendliche dazu, mal eine andere Position einzunehmen.

(Foto: Privat/oh)

Miriam Kinzl will mit "Lieberté" junge Menschen ermuntern, über Utopien nachzudenken.

Von Eva Brandl, Wolfratshausen

Die Wolfratshauserin Miriam Kinzl hat 2020 mit zwei Studienkollegen das Unternehmen Lieberté gegründet. Bei ihrem Start-up geht es um ein Kartenspiel, das große politische Themen behandelt und gleichzeitig die deutsche mit der französischen Sprache verbindet. Damit will die Journalistik-Studentin junge Menschen zum Diskutieren und Nachdenken anregen.

SZ: Frau Kinzl, Ihr Kartenspiel schreibt sich Lieberté mit ie - kein Fehler, nehme ich an?

Miriam Kinzl: Genau, das ist ein Wortspiel. Unser Slogan heißt: Lieberté - Lieber frei denken. Der Name basiert auf liberté, dem französischen Wort für Freiheit. Wir wollen mit unserem Spiel dazu animieren, out of the box zu denken.

Worum geht es bei dem Kartenspiel?

Es ist ein Diskussionskartenspiel. In erster Linie geht es darum, mal eine Position einzunehmen, die nicht die eigene ist. Bei der jetzigen Edition dreht sich alles um nachhaltige Utopien. Ein Beispiel ist das Thema Foodsharing. Die Utopie wäre, Essen immer weiter zu teilen, sodass keine Lebensmittel weggeworfen werden und es keine Überproduktion gibt. Pro Utopie haben wir einen Podcast auf Deutsch oder Französisch produziert, den sich die Spielenden anhören. Dann ziehen sie eine Karte, die ihnen die Pro- oder Contra-Seite zu dem Thema zuordnet. Sie können sich erst in ihrer Gruppe besprechen, dann beginnt die Diskussion. Dabei geht es nicht ums Gewinnen, aber es kann ein Konsens gefunden werden. Wir wollen keinen Wettkampf schüren, sondern zum Denken anregen.

Für wen ist Lieberté konzipiert?

Für Jugendliche ab ungefähr 14 Jahren. Sie können Lieberté zum Beispiel im Französisch- oder im Deutschunterricht spielen. Es ist für deutsche und französische Schulen gedacht. Das Feedback, das wir bis jetzt bekommen haben, war durchweg positiv. Auch weil junge Menschen eine Fantasie haben, die Erwachsene eben nicht mehr haben.

Spielerisches, Visionäres, Diskussion, Deutsch und Französisch - Wie kommt man darauf, so viel Verschiedenes zu kombinieren?

Das war ein Entwicklungsprozess. Los ging es 2020 beim Fünf-Euro-Gründerwettbewerb der Uni Passau, wo wir damals studiert haben. Da haben wir eine erste, damals noch weniger professionelle, Utopien-Edition von Lieberté gemacht. Heute haben wir eine Kooperation mit dem deutsch-französischen Jugendwerk. Vor allem weil meine Kollegin und beste Freundin Hannah Jäger in der deutsch-französischen Jugendarbeit sehr aktiv ist, haben wir das Spiel um die französische Komponente erweitert. Speziell im Hinblick auf nachhaltige Utopien ist die deutsch-französische Perspektive wegen der politischen Unterschiede sehr interessant.

Was ist Ihre Utopie für das Spiel - und generell?

Es wäre schön, Lieberté mit Kindern und Jugendlichen zu spielen, also in Schulen zu gehen und Workshops anzubieten. Ansonsten soll das Spiel noch mehr unter Menschen kommen, sie zum Denken und Weiterdenken anregen - zum selber Utopien finden und leben. Meine Utopie ist es, durch Zusammenarbeit und Miteinanderreden einen Weg aus der Klimakrise zu finden.

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