Wolfratshausen:Isarkaufhaus soll abgerissen werden

Weil sich das Gebäude in der Marktstraße nicht für die erwünschte Nutzung eignet, will die Eigentümerin einen ganz neuen Komplex errichten. Das Landratsamt als Denkmalschutzbehörde hat darüber zu entscheiden

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Ein prägender Gebäudekomplex in der Wolfratshauser Marktstraße könnte aus dem Stadtbild verschwinden: das ehemalige Isarkaufhaus. Bisher wollte Eigentümerin Angela Scheller die Räumlichkeiten nur umbauen, um dort, in der sogenannten "Hugo-Passage", Geschäfte, Kanzleien, Praxen und Stadtwohnungen einzurichten. Jetzt beantragt die Besitzerin, das Anwesen am Untermarkt 7-11 abzureißen. Dazu ist allerdings eine denkmalrechtliche Erlaubnis nötig, mit der sich der Bauausschuss des Wolfratshauser Stadtrats am Mittwoch beschäftigt.

Die drei zusammenhängenden Gebäude sind Teil des denkmalgeschützten Ensembles "Altstadt Wolfratshausen". Das Tölzer Landratsamt entscheidet als untere Denkmalschutzbehörde, ob dem Antrag stattgegeben werden kann. Laut bayerischem Denkmalschutzgesetz können mehrere Bauten, die ein Ensemble bilden, ein Baudenkmal sein, wenn das Orts-, Platz- oder Straßenbild insgesamt erhaltungswürdig ist. Noch hat sich das Tölzer Landratsamt nicht mit dem Abrissantrag befasst. Jede Veränderung müsse aber verträglich sein. Sie müsse sich an den umliegenden Gebäuden orientieren und dürfe den Charakter der Straße nicht vollständig zerstören, sagt vorab die Leiterin der Bauabteilung, Esther Aderhold. Zur Entscheidungsfindung wird das bayerische Landesamt für Denkmalpflege angehört.

Der Wolfratshauser Makler Carlheinz Bartsch sieht in dem Abrissantrag Investorenwünsche begründet. Er hat das Konzept für die Hugo-Passage gemeinsam mit dem Architekten Robert Wieser aus Altkirchen entwickelt. Die derzeitige, an die Fassade gebundene Geschossstruktur sei für Interessenten ungeeignet, sagt Bartsch. Die Räume seien zu niedrig. Die Belichtung sei problematisch, weil die Häuser tief in Richtung Bergwald gebaut seien und bis auf die Vorderfront kaum Fenster hätten. Mit einem Abriss ließe sich die Hugo-Passage zeitgemäß und einheitlich gestalten, sagt Bartsch. Dann wäre es auch möglich, eine Tiefgarage zu errichten. Ebenso sei ein begrünter Innenhof denkbar, durch den der Gebäudekomplex lichtdurchfluteter gestaltet werden könne.

Ein weiterer Vorteil aus der Sicht des Maklers: Eine Großbaustelle könne vermieden werden, wenn die Fassade nicht stehen bleiben müsse. Es sei sehr aufwendig, sie abzustützen, sagt Bartsch. Kräne seien notwendig, um sämtlichen Bauschutt über die Fassade zu bringen. Die Baustelle sei ansonsten nur über das enge Dr.-Happ-Gaßl zu erreichen. Während der Bauzeit von zwei bis drei Jahren wäre die Marktstraße zumindest teilweise gesperrt. Das hält Bartsch für eine "mittlere Katastrophe", insbesondere für die umliegenden Gewerbetreibenden.

Isar-Kaufhaus Wolfratshausen

Das dominierende Gebäude in der Marktstraße ist das Isarkaufhaus. Nachdem es seit fast zwei Jahren leer steht, will die Besitzerin es abreißen lassen.

(Foto: Pöstges)

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) teilt die Bedenken, die eine langjährige Großbaustelle nach sich ziehen würde. Dies werde dem Markt dauerhaft schaden, sagt er auf Nachfrage. Die Entscheidung über den Abriss stehe und falle damit, wie sich das Landesamt für Denkmalpflege dazu äußere. Zumindest die Fassade des ehemaligen Isar-Kaufhauses an den Gebäuden 7 und 9 sei aus seiner Sicht aber nicht denkmalrechtlich relevant. Sie stamme aus den 1960er Jahren.

Der Historische Verein Wolfratshausen hat die Geschichte der drei Gebäude intensiv recherchiert und in der 2003 herausgegebenen Broschüre "Historienpfad Wolfratshausen" veröffentlicht. Die Abrisspläne seien sehr bedauerlich, sagt dessen Vorsitzende Sybille Krafft. Die Geschichte der Gebäude sei interessant und bedeutend. Die Fassade des Eckgebäudes zum "Dr.-Happ-Gaßl" (Untermarkt 11) ist aus ihrer Sicht auf jeden Fall erhaltenswert. Davon könne sich jeder überzeugen, der vor dem Haus stehe.

Die Passage soll nach Hans Hugo benannt werden. Er hatte die beiden Häuser am Untermarkt 7 und 9 im Jahr 1966 zu einem Kaufhaus umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch die heutige Fassadenmalerei. 1983 wurde das Haus am Untermarkt 11 mit dem Isar-Kaufhaus verbunden.

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