Süddeutsche Zeitung

Bürgerprojekt:Ideen auf der "Wünsche-Wand"

Lesezeit: 2 min

Bürgerladen-Initiatoren sind zufrieden mit dem Interesse der Wolfratshauser. Die durften eigene Vorschläge machen

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Mit der Resonanz der Bürger ist die Gruppe zur Gründung eines Wolfratshauser Bürgerladens für die Nahversorgung in der Altstadt zufrieden. Die Mitglieder hatten parallel zum Christkindlmarkt über ihr Vorhaben in den Räumen am Untermarkt 10 informiert. An den drei Tagen von Freitag bis Sonntag zeichneten bereits mehr als 200 Menschen Anteile und sicherten so schon knapp die Hälfte des benötigten Startkapitals von insgesamt 95 000 Euro, wie Renate Rieger von der Bürgerladen-Gruppe am Montag auf Nachfrage sagte. Auch wenn sie mit diesem Ergebnis sehr zufrieden seien, wäre noch mehr Resonanz schön gewesen, wie Rieger sagt. Sie kündigte für den 13. Dezember noch eine Info-Veranstaltung an.

Die Gruppe hatte in den Räumen des künftigen Bürgerladens eine sogenannte "Wünsche-Wand" aufgestellt Auf dieser konnten die Wolfratshauser ihre Ideen und Anregungen schriftlich hinterlassen. Laut Rieger sei deutlich geworden, dass sich die Bürger nicht nur ein Standard-Sortiment zur Grundversorgung wünschten. Sie verlangten daneben vor allem hochwertige regionale und saisonale Produkte, frisches Obst und Gemüse. Zudem solle auf Anregung der Besucher auf Plastiktüten verzichtet werden.

Allein an den drei Tagen ist ein Anfangskapital von 46 800 Euro für den Bürgerladen zusammengekommen. Die 200 Bürger hätten teils auch Mehrfachanteile gezeichnet, sagte Rieger. Sie bezeichnete als sehr erfreulich, dass die Summe schon nach dieser kurzen Zeit zustande gekommen sei. Das habe auch den Dorfladen-Experten Wolfgang Gröll sehr überrascht, der das Projekt begleitet und am Wochenende ebenfalls anwesend war. Ihnen komme aber wohl der größere Einzugsbereich einer Stadt zugute, sagt Rieger.

Damit fehlen den Bürgerladen-Gründern noch rund 48 000 Euro Startkapital. Das Geld dient dazu, den Laden auszustatten oder auch den ersten Warenbestand einzukaufen. Dank des großen Zuspruches ist Rieger optimistisch, die Summe bald zusammenzubekommen. Dazu wird ihrer Ansicht nach auch der Infotag am 13. Dezember beitragen, zu welcher der Arbeitskreis "Marketing und Mitgliederwerbung" einlädt. Das Geld sollte laut Rieger bis zur geplanten Gründungsversammlung für den Laden am 26. Februar beisammen sein.

Inzwischen hat Gröll auch die Fragebögen näher ausgewertet, welche die Initiative vor rund drei Wochen verteilt hat. Laut Rieger seien von 3400 verteilten Bögen etwa 700 bei ihnen angekommen. Die Auswertungsergebnisse stimmten sie positiv. Die Teilnehmer hätten den Bedarf für eine bessere Nachversorgung eindeutig bestätigt. 95 Prozent seien der Ansicht, dass die Versorgung in der Altstadt besser werden müsse. Im Vergleich dazu beantworteten bei den Dorfladen-Projekten, die Gröll begleite, durchschnittlich nur 85 Prozent die gleiche Frage mit Ja. Dazu hätten sich 82,4 Prozent der Wolfratshauser dafür ausgesprochen, zur Verbesserung einer Bürgerladen zu gründen. Damit liege man im Schnitt vergleichbarer Umfragen von Gröll, sagt Rieger. Außerdem hätten 94 Prozent der Wolfratshauser bekundet, auch in einem Bürgerladen einkaufen zu wollen, sollte er denn kommen. Bei anderen Dorfladen-Projekten von Gröll antworteten auf die vergleichbare Frage 90 Prozent so.

Die Stadt wird in den kommenden Monaten 460 000 Euro investieren. Damit sollen das leer stehende Geschäft, die Fassade und die Arkaden am Untermarkt saniert werden. Die Isarwinkler Werkstätten, die sich der Integration förderbedürftiger Menschen durch Teilhabe am Arbeitsleben verschrieben haben, könnten den Laden betreiben.

Infotag zum Bürgerladen, Samstag, 13. Dezember 2014, 9 bis 14 Uhr, Untermarkt 10.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2247907
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 02.12.2014
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.