Freizeit in Wolfratshausen:Plausch an der Petroleumlampe

Lesezeit: 2 Min.

Wolfratshauser sind bei einem Hof- und Gartenflohmarkt miteinander ins Gespräch gekommen - und haben auch so manches Schnäppchen oder manche Kuriosität mit nach Hause genommen. (Foto: Manfred Neubauer)

Beim Hof- und Gartenflohmarkt des Wolfratshauser Bürgervereins steht der Austausch im Fokus – und zwar von mehr als nur von Zinnreliefs, Spielzeug und Landschaftsgemälden.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Worin besteht nur der Zauber, der diesen sich auftürmenden, entbehrlichen oder auch begehrten Flohmarktschätzen innewohnt? Trödelmärkte haben Konjunktur wie nie. Vielleicht ist es im Einzelfall die Freude, in der jahrelang blockierten Garage endlich Platz für ein richtiges Auto zu haben. Oder es überwiegt die Genugtuung darüber, dass nunmehr Andere überlegen müssen, wo sie all die Preziosen, die Jahrzehnte mehr oder weniger unbeschadet überdauert haben, in einer engen Wohnung noch stapeln und verstauen könnten. Am Ende obsiegt dann aber wohl doch die heimliche Hoffnung, dass sich der verstaubte Ölschinken vom Dachboden als verschollener Rembrandt erweist. Man kann ja nie wissen. Nicht zu unterschätzen ist andererseits die Freude, einem dankbaren Schnäppchenjäger für zwei Euro fünfzig jene grauenhafte Bleikristallvase angedreht zu haben, die als unwillkommenes Hochzeitsgeschenk drei Generationen überdauert hat. 

Alles muss raus, das war die Devise von Selin und Sebastian Strohmenger, denn sie wandern mit ihren beiden Kindern nach Doha aus. (Foto: Manfred Neubauer)

Geben und Nehmen, ein bisschen Feilschen, Pokern und Verhandeln – und vor allem miteinander reden: Darum ging es bei den 152 registrierten Teilnehmern, die beim diesjährigen Hof- und Gartenflohmarkt des Wolfratshauser Bürgervereins mitgemacht haben. Die Interessenslage war unterschiedlich, und einer, der ursprünglich ein paar Ladenhüter loswerden wollte, ging stattdessen mit einem zusätzlichen Schätzchen nach Hause, dem ganz unerwartet nicht zu widerstehen war. Ein solches wäre beinahe eine antike Wanduhr gewesen, wunderschön, völlig intakt und sauber aufpoliert, an der Beuerberger Straße angeboten für 30 Euro. Weit weniger begehrenswert erschienen an diesem Verkaufsstand dagegen eine Sammlung von Zinnreliefs, ein ausgelegter Perserteppich und ein im vergoldeten Barockrahmen gefasstes Landschaftsgemälde des wenig bekannten, immerhin im Internet vertretenen Künstlers Helmut Stadelhofen. Ein Erbstück, durchaus reizvoll, sofern man auf Gebirgsmalerei steht. Die Verkäuferin wäre dem potenziellen Interessenten erklärtermaßen „sehr weit entgegengekommen“.

Julia Frankow hat viele Schätze aus dem Keller geholt, der kleine Hund namens Liesl war ein Magnet für Besucher. (Foto: Manfred Neubauer)

Reichhaltiger präsentierte sich bei anderen, jeweils mit einem bunten Luftballon markierten Verkaufsstellen das Angebot an Secondhand-Klamotten, wie im Kaufhaus fein nach Größe sortiert, gut vertreten waren heuer wie im vergangenen Jahr wieder Spielsachen: Brio-Bahnen, Puppenhäuser in allen Preisklassen, jede Menge Playmobil, Legosteine, gut erhaltene Kinderbücher, auch Puppen und Kuscheltiere. Ziemlich kurios mutete das Angebot einer Gruppe überwiegend junger Leute am Wolfratshauser Obermarkt an. Aber wer weiß, vielleicht gibt es Kunden, die ausgerechnet nach zwölf nagelneuen Petroleumlampen, einem silberfarbigen mehrarmigen Leuchter, einer Bohrmaschine und zwei Schaumgummi-Keulen Ausschau gehalten haben. Letztere eignen sich als Requisiten für mittelalterliche Spielszenen.

Robin hat gerne mit seinen Playmobilsachen gespielt, aber jetzt soll alles bald anderen Kindern Freude bereiten, Mama Carmen Bruns unterstützte ihn beim Verkauf. (Foto: Manfred Neubauer)

Mehr aufs Atmosphärische bedacht war die alternativ ausgerichtete Einwohnergemeinschaft der Wolfratshauser Berggasse. Deren Angebot am Flohmarkt war zwar vergleichsweise überschaubar, stattdessen ging es hier umso mehr ums Atmosphärische - leise Akkordeonklänge empfingen Besucher, die sich in das etwas abgelegene, beschauliche Ambiente verirrt hatten. Erwähnenswert am Angebot sind hier Porzellanschüsseln und ein Einrad für den artistischen Nachwuchs. Kurse in dieser sportlichen Disziplin bieten die Berggassenleute an der örtlichen Grundschule an.

Ihren Kleiderschrank haben Stefanie und Dominic Resto ausgeräumt und nun wieder mehr Platz. (Foto: Manfred Neubauer)

Besonders wichtig ist es aus Sicht des Bürgervereins, die Gesprächsbereitschaft und die sozialen Kontakte zu fördern. Diesem Anliegen kommen auch die Bewohner des neuen Maro-Mehrgenerationenhauses entgegen, das allein mit 24 Haushalten beim Hof-und- Gartenflohmarkt vertreten war. Gemäß der Devise: „Ein schöner Tag in guter Nachbarschaft.“

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

P-Seminar unterwegs
:360 Kilometer durchs Hochgebirge

14 Schüler des Gymnasiums Bad Tölz haben eine Überquerung der Alpen mit Mountainbikes vorbereitet. An diesem Samstag startet die Reise.

Von Nina Pia Becker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: