Stadtentwicklung in Wolfratshausen:Hitzige Debatten

In einer Sondersitzung beschließt der Stadtrat, die Fördergelder von Bund und Ländern anzuzapfen. Ein "Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept" des Planungs-Büros Plankreis wird skeptisch beurteilt.

Von Wolfgang Schäl

Ob sich der Wechsel zu einer anderen Geldquelle auszahlt, muss sich erst noch erweisen. An teils unwirsch geäußerter Skepsis mangelte es nicht bei der Sondersitzung des Wolfratshauser Stadtrats, der am Donnerstag beschlossen hat, bei der Städtebauförderung künftig nicht mehr auf die immer spärlicher fließenden bayerischen Förderprogramme, sondern auf die einschlägigen Programme von Bund und Ländern zu setzen. Im Anschluss an eine Ausstellung im neuen Stadtarchiv hatten es Ingenieurin Susanne Rentsch und Susanne Dorner vom Büro Plankreis unternommen, gemeinsam mit Baudirektor Ralph Imhof von der Regierung Oberbayerns die Rahmenbedingungen für diesen Umstieg zu umreißen. Die aber waren auch am Ende der nahezu zweistündigen Debatte noch immer nicht allen klar. Denn was die beiden Plankreis-Vertreterinnen an Perspektiven vorzutragen hatten, erwies sich aus Sicht vieler Ratsmitglieder als unzulänglich.

Rentsch und Dorner waren mit dem Anspruch angetreten, die bisherigen Untersuchungen in ein "Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept" umzuschreiben, das Voraussetzung für die Teilnahme an den Bund-Länderprogrammen ist. Die Planerinnen hatten dazu auch ein ausführliches schriftliches Handout vorgelegt, das auf der Datengrundlage von 2015 basierte und damit veraltet war, wie mehrere Stadträte, darunter Helmut Forster und Ulrike Krischke (beide BVW) unisono kritisierten. Die Aussagen zum Thema Leerstände in der Marktstraße beispielsweise seien nicht mehr aktuell, denn da habe sich in der Zwischenzeit "einiges getan", sagte Forster, eine These, die Bürgermeister Klaus Heilinglechner teilte. Kritik übte Forster besonders an Plankreis-Aussagen zum Thema Grünvernetzung zwischen Bahnhof und Innenstadt: Da müsse er sich schon fragen, ob da Dinge ohne genauere Ortskenntnis festgeschrieben worden seien. "Das finde ich nicht gut". Rentsch rechtfertigte sich mit dem Argument, diese Aussagen seien nur "als Wert" zu verstehen und als allgemeine Aufforderung, "Grün vielleicht besser zu nutzen". Krischke vermisste auf breiter Ebene "neue Impulse" und konkrete Aussagen, "an welchem Punkt der Entwicklung wir sind". Vieles von dem, was da an Perspektiven dargestellt werde, etwa die Parkraum- und Loisachuferplanung, sei "längst bekannt und beschlossen". Auf Rentschs Einwand, dass das vorgelegte Entwicklungskonzept "ja nur eine Aktualisierung" des Bestehenden sei, erwiderte Krischke: "Genau das ist es eben nicht." Für Peter Plößl (CSU) schließlich war noch nicht einmal klar, "wieso wir hier eigentlich sitzen". Alles, was das Planungsbüro vortrage, sei "in allen Teilen doch schon diskutiert, wir wollen jetzt wissen, was wir konkret anpacken sollen". Es gelte, bei der Stadtentwicklung "nun endlich zu Potte zu kommen". Nicht nur vom vorgelegten Entwicklungskonzept, sondern von staatlichen Förderprogrammen schlechthin distanzierten sich schließlich Manfred Fleischer und Richard Kugler (CSU). Sich in die "mühsame Seilschaft der Zuschuss-Suchenden einzureihen" sei nur zeitaufwendig und damit wegen der allgemein steigenden Preise unterm Strich zu teuer, wie man bei der Hallenbad-Debatte gesehen habe, sagte Fleischer. Kugler sekundierte: "Man glaubt immer, man kriegt was geschenkt, aber so ist es nicht."

Keine vollständige Einigkeit herrschte unter den Stadträten auch selbst, welche Sanierungsprojekte man in den Förderantrag für 2018 schreiben sollte und ob es Gelder auch für Investorenprojekte wie etwa die Sanierung des Untermarktes 10, also des Heimatmuseums, gebe. Schließlich sei hier ein Investor noch nicht in Sicht, sodass die Stadt vielleicht die teure Sanierung selber übernehmen müsse, mutmaßte Annette Heinloth (Grüne). Auf eine solche Debatte mochte sich Bürgermeister Heilinglechner indes nicht einlassen. Da gebe es den Beschluss, das Projekt in Erbpacht zu vergeben, und dies wolle er nachträglich auf keinen Fall in Frage gestellt sehen. Punktum. So sah es auch CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl: Auf diese Weise blockiere man nur den Prozess der Förderung.

Am Ende verständigte sich der Stadtrat gegen die Stimmen von Kugler und Fleischer darauf, für 2018 einen Zuschussantrag in Höhe von 375 000 Euro beim Bund-Länder-Städtebauförderprogramm zu beantragen, unter anderem für die Parkraumplanung am Hatzplatz und am Paradiesweg. Die für die Planung nötigen Eigenmittel sollen im Haushalt 2018 bereitgestellt werden.

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