Wolfratshausen:Heimbetreiber expandieren

Dem demographischen Wandel geschuldet steigt die Nachfrage nach Betreuungsplätzen im Alter. Bereits jetzt wird im Landkreis das Angebot ausgebaut.

Bernhard Lohr

Das Angebot an stationären Senioreneinrichtungen im Landkreis befindet sich im Umbruch. Neue wie das "Haus Elisabeth" in Geretsried entstehen, andere bauen ihre Betreuung für Demenzpatienten gezielt aus. In sieben Jahren stieg die Zahl der stationären Plätze im Landkreis um 443 auf 1151. Das ist ein Plus bei den Betten von knapp 63 Prozent.

Wolfratshausen: Der Vorsitzende des Seniorenbeirats im Landkreis, Rupert Englbrecht, wünscht sich, dass Menschen länger fit bleiben und zu Hause wohnen können.

Der Vorsitzende des Seniorenbeirats im Landkreis, Rupert Englbrecht, wünscht sich, dass Menschen länger fit bleiben und zu Hause wohnen können.

Trotzdem ist der Bedarf nur knapp gedeckt. Während es im nördlichen Landkreis freie Plätze gibt, existieren etwa im Josefistift in Bad Tölz seit einigen Monaten wieder Wartelisten. Die Zahlen sind an Deutlichkeit kaum zu überbieten. Die Alten werden bis zum Jahr 2021 die Gesellschaft deutlich stärker prägen als heute noch.

Die jüngste Bevölkerungsprognose sagt für Geretsried voraus, dass die Zahl der Menschen, die älter als 80 Jahre sind, von 1017 auf dann 1880 steigt. In Egling zum Beispiel werden mit 362 Senioren mehr als doppelt so viele jenseits der 80 leben als heute. Welche Antworten es darauf gibt, wird ein umfassendes seniorenpolitisches Gesamtkonzept aufzeigen, an dem derzeit im Landratsamt gearbeitet wird.

Im April oder Mai kommenden Jahres wird es laut Margit Schubert von der Fachstelle Sozialplanung vorliegen. Die Zahlen aus der Bevölkerungsprognose fließen dann in das Konzept ebenso ein wie die Ergebnisse einer Seniorenbefragung.Konkretes kann man laut Schubert aus der Menge an Daten noch nicht herauslesen. Doch eins ist nach ihren Worten klar: Die Herausforderung werde gewaltig, den demographischen Wandel zu meistern.

So sagt das Institut für Sozialplanung in Augsburg (SAGS) für den Landkreis voraus, dass die Nachfrage nach Pflegeversicherungsleistungen - sprich stationär, ambulant und auch schlicht monetär - bis 2030 um circa vier Prozent jährlich steigen wird. Dabei ist schon jetzt in der Region einiges in Bewegung. Die Heimbetreiber setzen auf Expansion.

137 neue Betten kamen alleine hinzu, als vor einem Jahr das "Haus Elisabeth" in Geretsried eröffnete. Das evangelische Alten- und Pflegeheim Ebenhausen-Schäftlarn bietet seit September eine Dementenstation mit 48 Plätzen an. Heimleiterin Ulrike Prölß sagt, diese würden Schritt für Schritt belegt und mittlerweile seien mehr als zehn Bewohner eingezogen.

Das Haus werde sich füllen, ist sie zuversichtlich. Denn: "Qualität geht vor Quantität." Doch während sich in Schäftlarn nach Aussage von Prölß die Bewerber die Plätze noch aussuchen können, sieht es im Süden des Landkreises anders aus. Heidrun Kirsten-Drößler, Leiterin des Josefistifts in Bad Tölz, sagt, die Nachfrage sei zuletzt stark gestiegen. Sie müsse immer wieder Leute vertrösten, dass in drei oder vier Wochen ein Platz frei sein könnte.

Der Vorsitzende des Seniorenbeirats im Landkreis, Rupert Englbrecht, sieht eine Chance, den demografischen Wandel zu bewältigen, darin, Menschen länger fit zu halten für ein Leben zu Hause. Die geriatrische Medizin biete dazu gute Ansätze. Es wäre aus seiner Sicht sinnvoll, an der Wolfratshauser Kreisklinik eine Akut-Geriatrie einzurichten.

Klinik-Geschäftsführer Hubertus Hollmann äußert sich auf Anfrage dazu zurückhaltend. Man sei durchaus offen und mache sich Gedanken, ob so etwas machbar sei. Doch grundsätzlich sei die geriatrische Versorgung durch die Asklepios-Klinik in Bad Tölz abgedeckt.

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