Wolfratshauser Heimatmuseum:Eine neue Sicht auf die alte Zeit

Wolfratshauser Heimatmuseum: Zu den Schätzen des Museums gehört diese Schusterwerkstatt.

Zu den Schätzen des Museums gehört diese Schusterwerkstatt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadt Wolfratshausen will ihr Heimatmuseum umgestalten. Für jüngere Besucher werden Hörinseln und Mitmachstationen ins Auge gefasst.

Von Konstantin Kaip

Das Heimatmuseum Wolfratshausen verfügt über einen reichen Bestand an Exponaten, die vom vergangenen Leben in der Stadt zeugen. Die Einrichtung des "Geigerladens" etwa, die mit ihren Tresen, Regalen, Kassen und Reklameschildern frühere Einkaufswelten vorführt, die alte Schusterwerkstatt oder die hölzerne Halsgeige, mit der im Mittelalter Menschen an den Pranger gestellt wurden. Ihre Präsentation ist jedoch oft unübersichtlich und nicht mehr zeitgemäß. Deshalb soll das Museum nun ein neues, modernes Konzept bekommen, das die Stadtgeschichte erlebbar macht. Erste Überlegungen dazu haben Martin Melf und Annekatrin Schulz am Donnerstag im Kulturausschuss des Stadtrats vorgestellt.

Die beiden städtischen Angestellten hatten die Stadträte vor der Sitzung durch die Räume des Heimatmuseums am Untermarkt 10 geführt. Im Rathaus skizzierten sie dann, was das neue Museumskonzept leisten sollte, nämlich die Dauerausstellung, die 2003 zur 1000-Jahr-Feier der Stadt erstellt wurde, so zu modernisieren, dass sie einen roten Faden bekomme. Unter Wahrung des ursprünglichen Fokus': der "Darstellung des Lebens unserer Vorfahren in Wolfratshausen", wie Melf sagte.

Wolfratshauser Heimatmuseum: Sehr beliebt: der "Geigerladen".

Sehr beliebt: der "Geigerladen".

(Foto: Hartmut Pöstges)

Er präsentierte ein paar "Grundideen" für eine mögliche Neugestaltung, etwa einen Zeitstrahl neben der Treppe. Mit diesem könnten Besucher die 1000-jährige Geschichte Wolfratshausens anhand von historischen Ereignissen erklimmen. Auf der Galerie könne - nach brandschutztechnischer Ertüchtigung - die Ortsgeschichte in Vitrinen präsentiert werden, bevor man über die Zimmertür in den "intimen Bereich des bürgerlichen Lebens" trete. Die bereits aufgebauten Schlaf- und Bürgerzimmer könne man belassen, sagte Melf - allerdings zueinander in Kontrast setzen: Das Schlafzimmer könne mit seinen Tölzer Schränken den kleinbürgerlichen Alltag zeigen, während man das Bürgerzimmer mit Biedermeiermöbeln und Kunstwerken aus den Nachlässen ausstatten könne, um dort das großbürgerliche Leben der Brauer- und Bankiersfamilien zu zeigen. Im heutigen Vereinszimmer könne die Kunst präsentiert werden, samt ausgewählten Gemälden von Felix Bockhorni aus dem Erbe Wallner. Die sakrale Kunst könne in den derzeit für Ortsgeschichte genutzten Raum wandern. In dem kleinen Zimmer könne eine historische Küche eingerichtet werden. Die Zünfte und der Laden könnten weiterhin im östlichen Trakt präsentiert werden.

Junge Leute wollen etwas erleben

Im Gästebuch sei festzustellen, dass älteren Besuchern das Museum zwar gut gefalle, sagte Schulz. Junge Leute aber wollten "etwas erleben, gut unterhalten werden und eine angenehme Atmosphäre". Deshalb müsse man mit einem modernen Museumskonzept "alle Sinne ansprechen". Dieses gelte es nun samt Leitbild zu erstellen und dem Stadtrat vorzulegen. Wie Melf sagte, habe man bereits Kontakt zu einer Museumskustodin, die ihre professionelle Hilfe angeboten habe.

Wolfratshauser Heimatmuseum: Martin Melf gibt Anregungen fürs Museum.

Martin Melf gibt Anregungen fürs Museum.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadträte plädierten dann einhellig für diese "große Lösung", bei der das Museum auch neuen Präsentationsformen wie Hörinseln und Mitmachbereiche erhalten soll. Die vielen Exponate verleiteten zum "rumpelkammerartigen Zusammenstellen", sagte Annette Heinloth (Grüne). Einen klaren roten Faden gebe es nur, wenn das Museum "leerer wird".

Ein neues Konzept kann jedoch erst gefunden werden, wenn klar ist, welche Räume verfügbar sind. Über die Zukunft des Untermarkts 10 entscheidet der Stadtrat am Dienstag. CSU, SPD und Grüne hatten gefordert, das Gebäude zur Sanierung an die Wohnungsbaugesellschaft Stäwo zu geben und das Heimatmuseum dort zu belassen. Der Antrag wurde für einen gemeinsamen Konsens zurückgestellt. Noch gilt der Beschluss, das Heimatmuseum mittelfristig ins gegenüberliegende Pumpenhäuschen auszulagern. Fällt die Entscheidung wie zu erwarten im Sinne der drei Fraktionen aus, müsste er aufgehoben werden.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

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