Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Heilinglechner kommt, Gollwitzer geht

Der Stadtrat tritt für die Bürgervereinigung im Kampf um das Amt des Rathauschef an - zum Ärger von Gollwitzer. Der Kulturreferent zieht sich daraufhin zurück.

Von Benjamin Engel

Die Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) hat Klaus Heilinglechner zu ihrem Bürgermeisterkandidaten gewählt. Er führt auch die BVW-Stadtratsliste für die Kommunalwahlen im Frühjahr an, worüber die Aufstellungsversammlung am Donnerstagabend im Waldramer Gasthof zur Post abstimmte. Zu aller Überraschung erklärte allerdings der BVW-Stadtrat und Kulturreferent Ludwig Gollwitzer, zuvor noch auf Listenplatz 7 gereiht, nicht mehr für den Stadtrat kandidieren zu wollen. Über die Gründe wurde nicht diskutiert. Landrat Josef Niedermaier und Münsings Bürgermeister Michael Grasl (beide FW) waren als Gäste dabei.

43 von 53 stimmberechtigten BVW-Mitgliedern wählten den 46-jährigen Bio-Landwirt Heilinglechner. Acht stimmten gegen ihn, zwei enthielten sich. "Ich hoffe, ich kann alle zufriedenstellen, auch die, die mich nicht gewählt haben", sagte Heilinglechner. Er habe das nötige Rüstzeug und Wissen, um Bürgermeister zu werden. Er wolle das gute Klima im Stadtrat erhalten, skizzierte er einen seiner politischen Schwerpunkte. Wirtschaftliche Stabilität und Schuldenabbau hätten für ihn in Wolfratshausen oberste Priorität. Er wolle die Wirtschaft in der Innenstadt erhalten und sich für eine eigenständige Energieversorgung in Verbindung mit der Energiewende einsetzen, sagte Heilinglechner. "Wolfratshausen soll Wohlfühlstadt bleiben."

Ein Raunen ging durch den Saal, als Gollwitzer ankündigte, nicht mehr auf der Stadtratskandidatenliste stehen zu wollen. Er bat um Verständnis, wollte aber keine Gründe nennen. Er zitierte die ehemalige Stadträtin Dietlind Diepen. Sie habe einmal gesagt, dass sachpolitische Arbeit im Stadtrat leider nicht möglich sei. "Vielleicht kann ich mehr bewirken, wenn ich nicht im Stadtrat bin", sagte Gollwitzer.

Auf Nachfrage der SZ sagte der Wolfratshauser Kulturreferent am Freitag, er wäre gern BVW-Bürgermeisterkandidat geworden. Bei einer Klausurtagung von Vorstand und Fraktion habe er auch dafür kandidiert. In geheimer Wahl habe aber Heilinglechner die Mehrheit bekommen. Diesen "demokratischen Entschluss" akzeptiere er. Eine solche Vorauswahl sei üblich, bei der Nominierungsversammlung hätte er nicht gegen den Bio-Landwirt antreten wollen.

Die Fraktion und der Vorstand hatten auch die Stadtratsliste mit 24 Kandidaten und die Reihenfolge vorab erarbeitet. Die Mitglieder stimmten im Block darüber ab. 45 sprachen sich für die vorgeschlagene Liste aus. Darauf steht Bürgermeister Helmut Forster, der aus Altersgründen 2014 nicht erneut antreten darf, an zweiter Stelle. Er werde Heilinglechner unterstützen, wo er könne, sagte er.

BVW-Vorsitzender Thomas Eichberger lobte die ausgewogene Liste mit jungen und erfahrenen Kandidaten, Männern und Frauen. Er bezeichnete die Entscheidung von Gollwitzer als "Wermutstropfen". Er hoffe, dass Gollwitzer Mitglied bleibe und die BVW weiter unterstütze. Für Gollwitzer rückte Walter Daffner in die Kandidatenliste nach.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2013
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