Wolfratshausen:Gschpuit statt Xuffa

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Nach dem Streit mit der Stadt hat Wolfratshauser Stadtkapelle eben ein eigenes Starkbierfest gefeiert - jenseits der Stadtgrenzen im benachbarten Egling.

Matthias Köpf

Vielleicht macht den Unterschied, was nach der "Gemütlichkeit" kommt. Bei der Münchner Zwietracht in der Loisachhalle waren es eine Woche zuvor die kanonischen Worte "Eins, zwei, drei" - und dann hob auf der Bühne einer ein Schild mit "Xuffa" in die Höhe, was grammatisch das Partizip Perfekt von saufen, in Wirklichkeit aber natürlich ein klarer Imperativ ist. Die Wolfratshauser Stadtkapelle kam beim Prosit der Gemütlichkeit am Freitagabend ohne abschließenden Befehl und überhaupt ohne Stimmeinsatz aus, was der Stimmung aber nicht geschadet hat. Zwar tanzte bei ihren Starkbieranstich im Gasthaus in der Pupplinger Au bis zum späten Abend niemand auf den Tischen, doch amüsiert haben sich die gut 100 Gäste in aller Gemütlichkeit trotzdem.

Die Stadtkapelle wirkt derzeit lieber von jenseits der Stadtgrenzen nach Wolfratshausen hinein, seit die Stadt sie per E-Mail von ihrem Starkbierfest in der Loisachhalle ausgeladen und für dieses die Bierzelt-Band Münchner Zwietracht engagiert hatte. Die hatte mit der musikalischen Skrupellosigkeit, die solcherlei Ensembles notwendig zu eigen ist, das sonst recht sesshafte Wolfratshauser Starkbierpublikum in kürzester Zeit auf die Bierbänke gebracht und so Bürgermeister Helmut Forster samt seiner Kulturverwalterin zumindest aus deren eigener Sicht recht gegeben. Die Stadtkapelle jedoch hatte sich ihren Applaus tags darauf beim Starkbierfest der Geretsrieder abgeholt, die sich eine solche Gelegenheit zum dezenten Schienbeintritt nach Norden nicht entgehen ließen. Ihr eigenes Starkbierfest veranstaltete die Wolfratshauser Stadtkapelle im der Pupplinger Au nun auf Eglinger Flur. Darum durfte auch Eglings Zweiter Bürgermeister Hubert Oberhauser das Fass mit dem Reutberger Josefibock anzapfen durfte und nicht seine ebenfalls anwesenden Wolfratshauser Stellvertreter-Kollegen Peter Plößl und Christine Noisser oder gar der städtische Kulturreferent Ludwig Gollwitzer.

Deren abwesender Bürgermeister Forster hätte sich einige ins Unreine gereimte Spitzen von Zeremonienmeister Michi Prell anhören oder am Maßkrugstemmen des Geltinger Burschenvereins teilnehmen können. Den sechs talentierten jungen Münchner Blasmusikern namens "Oscar und seine Freunde" zuhören. Oder einfach der Stadtkapelle, die mit ihrem festzugserprobten Repertoire den Pupplinger-Saal akustisch auch viel dichter füllte als jemals zuvor die große Loisachhalle. In 19-facher Wolfratshauser Eintracht.

© SZ vom 18.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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