Wolfratshausen:Großes Drama um japanische Oper

Opernaufführung Tokyo Opera Association

Die "Tokyo Opera Association" musste 2011 in die Klosterkirche Dietramszell ausweichen. Nun kommt das Ensemble von Edward Ishita nach Wolfratshausen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Künstler aus der Partnerstadt bringen ein Stück in die Loisachhalle - doch es gibt nicht einmal einen Empfang. Der Betreiber spricht von "Skandal".

Von Konstantin Kaip

Es ist eine lange Reise, die die "Tokyo Opera Association" für einen einzigen Auftritt unternimmt: "Die Stadt im Himmel" heißt die japanische Oper, die das 30-köpfige Ensemble unter der Leitung von Edward Ishita, von dem auch Libretto und Musik stammen, am Sonntag, 31. Juli, in der Loisachhalle in Wolfratshausen zeigt. Geworben wurde für den Abend bislang noch nicht. Die Plakate, die den Zweiakter als "Wolfratshausen-Iruma Friendship Opera" ankündigen, sollen in der kommenden Woche aufgehängt werden, sagt Michael Homann, der für die Buchhaltung der Loisachhalle zuständig ist. Der Abend könnte laut Homann ein Desaster werden - gerade einmal 20 Karten seien bislang verkauft worden. Der eigentliche Skandal aber sei, "dass die Stadt gar nichts macht", sagt Homann. "Nicht mal einen kleinen Empfang. Obwohl sie das doch als Geschenk bekommt." Schließlich zahle Ishita als Komponist und Dirigent alles, unter anderem den Anflug, die Gage, die Hallenmiete.

Bei der Stadt sieht man das freilich anders. "Es ist eine Fremdveranstaltung", sagt die städtische Kulturmanagerin Marion Klement. Denn selbst wenn einige Mitglieder aus Iruma stammten, so sei das Ensemble doch aus Tokio. Auch habe es keine offizielle Anfrage der Partnerstadt zu dem Auftritt gegeben. Nur weil es sich um eine japanische Oper handle, verpflichte das die Stadt nicht dazu, sich an der Veranstaltung zu beteiligen oder die Gäste zu empfangen. "Das ist im Prinzip nichts anderes als ein Auftritt von Bruno Jonas", sagt Klement. Wenn der in der Loisachhalle auftrete, gebe es auch keinen Empfang.

Ishita sollte das eigentlich wissen. Schließlich hat der 68-jährige Japaner mit philippinischen Wurzeln vor knapp fünf Jahren ähnliche Erfahrungen gemacht. Das Ensemble der "Tokyo Opera Association" ist bereits 2011 im Landkreis aufgetreten. Ishita und seine 26 Darsteller zeigten damals Minao Shibatas Werk "Forgotten Boys" - in der Dietramszeller Klosterkirche. Das Konzert, das anlässlich des 150. Jahrestags des japanisch-preußischen Freundschaftsvertrags stattfand und dessen Erlös an die Opfer der Katastrophe in Fukushima ging, sollte ursprünglich auch in der Loisachhalle stattfinden. Die Stadt Wolfratshausen hätte mit der Aufführung ihre Freundschaft mit der Partnerstadt Iruma feiern sollen. Doch der damalige Bürgermeister Helmut Forster hatte Ishita eine Absage erteilt. Die Stadt könne weder ein eventuelles Defizit tragen, noch als Veranstalter auftreten, hieß es. Auch der Wolfratshauser Iruma-Partnerschaftsverein, der die Gäste damals betreute, wollte das Risiko nicht tragen.

Der fühlt sich nun überrumpelt von Ishita, der seinen Traum, in Wolfratshausen aufzutreten, auf eigene Faust durchzieht. Lange habe man nichts von der "Tokyo Opera Association" gehört, sagt Dietlind Diepen, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins. Seit zwei Jahren aber habe es immer wieder Anfragen um Unterstützung einer weiteren Oper-Aufführung gegeben - mit dem Zusatz "if you can". Im Verein habe man darüber diskutiert, auf Nachfrage aber keine weiteren Informationen erhalten. Erst im Juni sei erneut eine E-Mail von Ishita mit der Bitte um Unterstützung des Projekts gekommen. Der Verein habe geantwortet, dass die Zeit zu knapp sei, sagt Diepen. Außerdem gehe die Veranstaltung weit über den Zweck des Partnerschaftsvereins - den Jugendaustausch und die Pflege des Japanischen Gartens - hinaus.

Auch habe man erst im Juni erfahren, dass Ishita die Loisachhalle fest gebucht habe. Anfragen des Betreibers, nun für die Sänger eine Bleibe zu finden, könne man aber nicht nachkommen. Schließlich kämen bereits Anfang August Jugendliche aus Iruma noch Wolfratshausen. Deren Gasteltern könne man nicht überstrapazieren. Diepen wirft Ishita vor allem mangelnde Organisation vor. "Wenn er das gelingend hier aufführen will, muss er das eineinhalb Jahre vorher planen und organisieren." Klement sieht das ähnlich. Wenn man ein Konzert in Deutschland plane, solle man sich einen Agenten nehmen, sagt sie.

Es sieht so aus, als würde Wolfratshausen die japanische Oper in der Loisachhalle einfach ignorieren. Der Partnerschaftsverein hat laut Diepen beschlossen, sich von der Veranstaltung zu distanzieren. Und Bürgermeister Klaus Heilinglechner, der nach eigenen Angaben erst am Dienstag von dem Gastspiel erfahren hat, sieht keine Veranlassung für einen offiziellen Empfang. "Das ist eine private Veranstaltung", sagt er. Weder von Ishita noch von Iruma habe er eine Anfrage erhalten. Der kurzfristige Auftritt ohne vorherige Werbung wirke für ihn "wie ein japanisches Harakiri-Unternehmen", sagt Heilinglechner.

Ishita und seiner Truppe bleibt nur die Hoffnung auf die Bürger. Nach Dietramszell kamen 2011 immerhin gut 100 Besucher, die die Oper mit stehenden Ovationen gefeiert haben. Laut Homann bietet das Ensemble auch Freikarten für den Auftritt in der Loisachhalle an: je zwei für Gastfamilien, die am 30. und 31. Juli einen japanischen Künstler aufnehmen.

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