Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen/Geretsried:"Wir werden auch unbequem"

Verein "S-7-Verlängerung jetzt" will sich mit verzögertem Baubeginn nicht abfinden

Johannes Schneider spart nicht mit großen Worten: "Wir werden auch unbequem werden", kündigt der Vorsitzende des Wolfratshauser Vereins "S-7-Verlängerung jetzt" an. Die Initiative werde sich "mit der Verschleppung des Baubeginns nicht abfinden"; so sei es auf der aktuellen Mitgliederversammlung festgelegt worden, erklärt Schneider auf SZ-Nachfrage. Wie genau der Druck aussehen kann, der da angekündigt wurde, wolle er noch nicht sagen. Nur so viel: Es stünden ja sowohl Landtags- als auch Bundestagswahlen an. "Das ist keine ungünstige Zeit, wenn man Forderungen stellt."

Die Mitglieder kritisierten laut Bericht des Vorstands "die bekannt gewordene, erneute Verschiebung des Baubeginns der S-7-Verlängerung nach Geretsried auf frühestens 2022 und die damit mögliche Fertigstellung erst bis 2030". Dabei sei das Planfeststellungsverfahren fortgeschritten, über die Finanzierung der Untertunnelung der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen sei Einigkeit erzielt und das Projekt sei in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. In Anbetracht all dessen "wundert sich der Verein über die Gelassenheit der Bürger und der Kommunalpolitik". Umso mehr, so die Erklärung, als bei der für denselben Zeitraum prognostizierten Bevölkerungszunahme von bis zu 300 000 Einwohnern im Raum München ein noch größeres Verkehrsaufkommen auch im Mittelzentrum drohe - "und damit ein Chaos im Wolfratshauser Bahnhofsumfeld durch noch mehr erforderliche Busse und Parkplatz suchende Personenfahrzeuge".

Der Verein werde sich nicht damit abfinden, dass wegen angeblich fehlender Planungskapazitäten der Bahn die schon in den Siebzigerjahren vom damaligen CSU-Landtagsabgeordneten Edmund Stoiber geforderte S-Bahn nach Geretsried zum Nachteil des Mittelzentrums und Landkreises "weiter verschleppt" wird. "Wir werden deshalb jetzt alles hinterfragen, an frühere Versprechungen erinnern, Verbündete suchen und entsprechenden Druck für eine frühere Realisierung machen." Auf die Frage, an wen sich der Verein mit Nachdruck wende, sagt Schneider lediglich: "Wir werden Gespräche führen." Der Verein "S-7-Verlängerung jetzt" habe ein wertvolles Netzwerk in Wirtschaft und Politik, und zwar keineswegs nur in der Kommunalpolitik. "Wir wollen wirklich was in Bewegung setzen", sagt Schneider.

Die Mitgliederversammlung bestätigte den Vorstand für ein Jahr in den Ämtern: Johannes Schneider als Vorsitzenden, Matthias Hanfstingl und Reinhold Krämmel als Stellvertreter.

Über die Frage, ob es bei der Verlängerung der S 7 tatsächlich erneut zu Verzögerungen gekommen sei, hatte es Ende Februar verschiedene Meinungen gegeben. An der Zeitplanung ändere sich nichts, sagte der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber damals nach Rücksprache mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Dieser habe lediglich von der allseits bekannten Verzögerung gesprochen, die durch den Planungsaufwand für die Tieferlegung der S 7-Trasse am Wolfratshauser Bahnhof entstanden sei, nicht von einem einen zusätzlichen Aufschub.

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SZ vom 15.04.2017 / fam
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