Wolfratshausen:Geballte Frische

Die Waldramer Sänger aus dem Hause Brustmann haben den Volksmusikpreis der Hanns-SeidelStiftung gewonnen. Ihr Erfolg wurzelt in einer großen, fruchtbaren und augenscheinlich lebenslustigen Familie.

Stephanie Schwaderer

Vermutlich kann man mit den Waldramer Sängern über alles ein Schwätzchen halten - nur nicht über ihre Familie. "Das dauert Stunden", sagt Sebastian Brustmann und legt den Stift resigniert neben ein weißes DIN A3-Blatt: "Viel zu klein!" Der 28-Jährige mit den lustigen blauen Augen ist der Jüngste im Quartett, das gerade von der Hanns-Seidel-Stiftung mit dem Volksmusikpreis ausgezeichnet wurde.

Waldramer Sänger

"Traditionell, fetzig, bairisch": Seit zwölf Jahren treten die Waldramer Sänger als Viergesang auf. Dominic Feichtner im Bass ergänzt die Brustmann-Brüder Sebastian, Benedikt und Tobias (von links). Ihr Erfolg hat seine Wurzeln in einer erstaunlich fruchtbaren und lebensfrohen Familie.

(Foto: privat)

Sebastian hat bereits 13 Nichten und Neffen, 43 (oder 45) Cousins, bei den Tanten und Onkeln kommen Familiennamen wie Kupka oder Schuppan mit ins Spiel, "und die Korntheuers aus Bolzwang sind eigentlich auch Brustmänner", erklärt er. Das zu verstehen, bräuchte man dann doch etwas mehr Zeit.

Klar ist, dass es die Waldramer Sänger ohne diese große, fruchtbare und augenscheinlich lebensfrohe Familie nicht gäbe. Von ihren Eltern, Ursula und Herbert Brustmann, haben Sebastian, Benedikt und Tobias - drei von sieben Geschwistern - nicht nur ein nettes Lachen mit ins Leben bekommen. Auch die Volksmusik wurde ihnen in die Stockbetten gelegt. Als junge Burschen kamen sie häufig mit gleichaltrigen Cousins zusammen, und irgendwann studierte ihr Onkel Josef (mittlerweile erfolgreicher Solo-Musikkabarettist) mit ihnen ein Stück für einen runden Geburtstag ein. Die Waldramer Tanzlmusi ging in die zweite Generation.

"Am Anfang haben wir vor allem auf Familienfesten gesungen und gespielt", erzählt Benedikt. Gelegenheiten dazu dürfte es reichlich gegeben haben. Nach zwei Jahren, 1993, übernahm Heini Zapf die Aufgabe, die Burschen heranzuziehen. "Hat Spaß gemacht", sagt der älteste Bruder. Und das wohlgemerkt in einem Alter, in dem andere Jugendliche ihre Instrumente eher beiseitelegen. "Der Gruppenzwang hat uns durch diese kritische Phase hindurchgerettet."

In der jetzigen Formation mit Dominic Feichtner singen die Brüder seit zwölf Jahren auf Hoagarten und Hochzeiten, aber auch im Radio und Fernsehen. In leicht veränderter Form, verstärkt durch Ruppert Gantner und Hansi Bolzmacher ("dem Bruder der Frau vom Tobias") treten sie außerdem als Waldramer Tanzlmusi auf. Ihr Motto: "Traditionell, fetzig, bairisch." Mit dem Musikantenstadel hat diese Musik nichts zu tun.

Frisch müsse ein "gutes, richtiges Volkslied" sein, sagt Sebastian. "Abwechslungsreich", ergänzt Benedikt. Und zur Erklärung stimmen die beiden am Küchentisch "Wahre Liab" an. Schön! Auch wenn Sebastian vom Bayern-Spiel am Samstag noch etwas heiser ist. Dass jeder von ihnen alle vier Stimmen übernehmen kann, versteht sich offenbar von selbst.

Neben dem musischen Talent haben die Brüder ihrer großen Familie auch noch etwas ganz anderes zu verdanken: Toleranz, eine angenehme Bescheidenheit und die Fähigkeit, auch mal gelassen im Hintergrund zu spielen, während die Gäste feiern und ratschen. Was sie zudem von einigen anderen Musikanten unterscheidet: "Bei uns merkt man, dass es uns Spaß macht", sagt Benedikt.

Die Musik ist für ihn ein Ausgleich zu seinem anstrengenden Berufsleben. Mit seinen Brüdern Sebastian und Korbinian hat er vor zwei Jahren das erfolgreiche Familienunternehmen "brumaba" übernommen. Einen Teil ihrer Freizeit verbringen die Brüder auch zusammen auf dem Fußballplatz. Gibt es etwas, das sie nicht gemeinsam machen? "Wir haben getrennte Büros", sagt Sebastian. "Und verschiedene Frauen", ergänzt Benedikt.

Bei seiner Hochzeit, erzählt er, seien ihm dann aber auch einmal die Schattenseiten einer solchen Familie bewusst geworden. Zusammengerissen habe er sich und nur wenige Freunde eingeladen. Und dann waren es doch wieder 250 Gäste. "Schon krass", sagt er. Und strahlt.

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