Wolfratshausen:Forever young

Festival D`Amato 2016

Bassist Herbert Schwarzfischer ist am Vortag des Konzerts 70 Jahre alt geworden - na und?!

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die älteren Herren von "Sacco & Mancetti" sind beim D'Amato-Festival schon Kult

Von Petra Schneider, Wolfratshausen

Älterwerden macht milder und leiser? Nicht zwangsläufig. Zumindest nicht die Musiker von Sacco & Mancetti, die am Freitagabend das gut gefüllte D'Amato-Festzelt rocken. Hart, temperamentvoll und kein bisschen leise.

Seit 30 Jahren spielen die Regensburger zusammen, Bassist Herbert Schwarzfischer ist am Vortag 70 geworden. In Wolfratshausen haben sie schon oft gespielt, bei jedem Festival D'Amato waren sie dabei. Veranstalter Christoph Bühring-Uhle und Michel Amato sind bekennende Sacco-Fans und freuen sich, dass sie offenbar auch die Wolfratshauser infiziert haben, die sich von den Regensburgern "an einem wundervollen Sommerausklang in den Herbst begleiten lassen", wie Frontman und Sänger Jockl Peithner unter dem dauerberegneten Zelt scherzt. Am Vortag haben die Bananafishbones gespielt, und auch vor 20 Jahren seien die Fishbones schon mal Vorband von den Saccos gewesen, witzeln die Veranstalter. Als Gast haben sie Craig Gerber eingeladen: Singer-Songwriter aus Peißenberg, der ursprünglich aus Minneapolis stammt und in texanischem Outfit und mit leichtem Akzent das richtige Flair in die "American Rocknight" bringt. Gemeinsam mit Michi Waibl an Schlagzeug und Akkordeon spielt Gerber mit Gitarre und Mundharmonika geradlinigen Rock à la Bruce Springsteen: kraftvolle Songs und ruhige Balladen, die schon mal Dampf im Zelt machen.

Ab halb zehn gehört die Bühne dann Sacco & Mancetti, die fast ausschließlich eigene Songs spielen: Jockl Peithner und Gitarrist Helmut Süttner, beide ebenfalls im Westernlook, Bassist Herbert Schwarzfischer, der mit seiner Sonnenbrille ein bisschen wie Jack Nicholson aussieht. Und Drummer Reinhold Keck mit langer Mähne. Die Band ist offenbar ein Generationen übergreifendes Projekt: Denn als Backgroundsängerinnen haben sie sich zwei junge Mädchen gesucht, beide noch keine 20.

Die vier Musiker, die in der Oberpfalz Kultstatus genießen, sind Musiker im Nebenerwerb: Ihre Berufe als Architekt, Sozialarbeiter, Rechtsanwalt und Mediendesigner haben sie beibehalten - und sich so finanzielle Unabhängigkeit und künstlerische Freiheit ermöglicht. Die Saccos machen, wozu sie Lust haben. In Wolfratshausen stellen sie ihr brandneues, zehntes Album "Hightime" vor: Harter Rock und knackiger Sound, die E-Gitarren jaulen um die Wette, das Schlagzeug peitscht den Rhythmus voran. Vor allem Drummer Reinhold Keck lebt sich voll aus. In zwei Soli zeigt er, was er drauf hat, drischt auf die Trommeln und Becken ein, dass die Haare und die Sticks nur so fliegen und der Boden vibriert. "Wenn ihr die Songs noch nicht kennt, dann wahrscheinlich, weil ihr über 30 seid", sagt Peithner. "Unsere Zielgruppe ist über 60." Die vier Rock'n'Roller scheren sich jedenfalls nichts um sensible Ohren und geben schon mal den Macho: "Mit zwei jungen Weibern auf der Bühne, des is so super", sagt Peithner. Als er alleine mit den Chormädchen auf der Bühne steht, wird er zahmer; singt einfühlsam und mit viel Dynamik intensive, vielschichtige Songs wie "Permanent Slave" oder "Beautiful Thing".

Vor allem gegen Ende des Konzerts zeigt sich: Die Saccos können nicht nur laut; da mischen sich schon mal ein geschmeidiger Reggae oder ein lässiger Country unter, alles klasse gespielt und gesungen. Fast während des ganzen Konzerts wird vor der Bühne getanzt: Schon beim dritten Song kommen drei Frauen nach vorne, ebenfalls im besten Alter, und schwofen, wirbeln und rocken. Die meisten Zuschauer sind zurückhaltender. "Stehts auf und kommts a bisserl vor", fordert Peithner die Leute auf, die sich dann doch noch trauen. Und die, die auch nach der zweiten Zugabenrunde geblieben sind, hätten gerne noch länger weiter getanzt.

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