Flussfestival:Auf dem völlig richtigen Dampfer

Dominik Halamek gelingt es einmal mehr, sein Publikum zu begeistern: Mit 25 Tänzern und Akrobaten startet er eine temperamentvolle Kreuzfahrt auf der Loisach, die nicht nur in eine müde Ehe Schwung bringt

Von Susanne Hauck

Dominik Halamek hat's einfach drauf. Auch mit seiner jüngsten, eigens für das Wolfratshauser Flussfestival konzipierten Show gelang es ihm spielend, sein Publikum in Begeisterung zu versetzen. Am Sonntagabend hatte der Wolfratshauser zur "Noche Latino" geladen, wobei sich der Tänzer und Choreograf sicher schon häufig von spanischen Muttersprachlern die Frage hat anhören müssen, was ihn dazu verleitet habe, die weibliche Nacht mit einem männlichen Adjektiv zu einem sprachlich derart schiefen Programmtitel zu verflechten.

Grammatik hin oder her, die Mischung aus Tanz, Musik und Artistik ist jedenfalls allerbeste Unterhaltung, und Halamek ist auch in Details um viele schöne Einfälle nicht verlegen. So hat er am Flussufer ein Kreuzfahrtschiff vertäut, indem er die schwimmende Bühne stilecht mit einer Reling, Kabinen und Rettungsringen verkleidet hat. Die Illusion dank einer bedruckten Folie ist optisch sehr ansprechend gelungen. Eine tutende Schiffssirene und die Lautsprecher-Durchsage des Kapitäns rufen die Zuschauer auf, ihre Plätze auf der ausverkauften Tribüne einzunehmen.

Wieder hat Halamek, der selbst die Rolle eines Stewards einnimmt, seine Nummernrevue in eine witzige Rahmenhandlung gepackt, die wie eine leichte Boulevardkomödie beginnt. In letzter Minute hetzen der mit Koffern beladene grantelnde Michi und seine gschaftlhuberische Sabine an Bord, denn eine Kreuzfahrt anlässlich der Silberhochzeit soll die lahme Ehe wieder auf Kurs bringen. Bald schon wird Michi von feschen Stewardessen umgarnt, und Sabine macht sich auf die Suche nach dem Schiffsführer, der sich als schneidige Lady entpuppt, die das Schiff zwar nicht zum Ablegen bringen, aber dafür gut singen kann.

Dann geht es Schlag auf Schlag mit den Auftritten. Für ein erstes Stimmungshoch sorgt ein Latino-Schuhplatteln, bei dem vier einheimische Burschen in voller Lederhosenmontur zu den ungewohnten Rhythmen die Haxen lupfen, ein höchst vergnüglicher Anblick.

Rio lässt grüßen: Mit viel Tamtam und Trommelwirbel ziehen sexy Sambaschönheiten ein, deren opulenter Federkopfputz noch das stoffreichste Accessoire ihrer denkbar knappen Glitzerkostüme zu sein scheint. Zur größten Freude der männlichen Zuschauer wackeln sie bei ihrer Brasilshow reichlich mit den ansehnlichen Kehrseiten, wobei scharfäugigen Beobachtern nicht entgangen sein dürfte, dass über der dünnen Tangaschnur noch ein goldenes Kettchen munter im Takt der Hintern mitwippt. Da werden die Handys gezückt, und so mancher Herr kann es kaum erwarten, bis die Damen nach der Pause noch einmal auftreten.

Viel Haut, durchtrainierte Oberkörper und vor allem beeindruckende Körperbeherrschung zeigen die Akrobaten bei ihren Flicflacs, Schwert-Showkämpfen, Jonglagen oder beim virtuosen Herumkreiseln in einer Art Rhönrad. Wer denkt, er hätte beim Burlesquetanz mit einer sich waagrecht um eine gefährlich schwankende Stange wickelnden Tänzerin schon alles an Höhepunkten gesehen, wird mit weiteren großen Momenten überrascht. Eine junge Artistin lässt sich furchtlos kopfüber hängend an einem übergroßen Kronleuchter in den Nachthimmel hinaufziehen, um dann geschmeidig ihre Pirouetten zu drehen, nur den Fuß zur Sicherung von einem schmalen Band gehalten. Da wird einem schon vom Zuschauen ganz schwindlig, und erst recht von den Künsten des Feuerschluckers, der seine brennenden Fackeln wirkungsvoll wirbeln lässt.

Zum großen Finale tanzt die temperamentvolle Truppe dann mitten hinein in die Ränge der Zuschauer, die schon bereitwillig aufgestanden sind und beschwingt mitzappeln. Auf eine Vorstellungsrunde seines 25-köpfigen Showensembles verzichtet Halamek leider, dabei hätte man den einen oder anderen Künstler gern kennengelernt. Dafür bedankt er sich gerührt bei einem "grandiosen Publikum" und outet sich als "bekennender Fan des Flussfestivals", von dem er hofft, dass es möglichst lange erhalten bleibe.

Weiter Informationen zum Festival (5. bis 21. Juli) unter www.flussfestival.wolfratshausen.de

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