Wolfratshausen:Film ma obi am Wasser

Wolfratshausen: Gespräche am Fluss: Für seinen Film redet Walter Steffen (dritter von links) mit Martin Melf (rechts) über die Geschichte der Flößerei.

Gespräche am Fluss: Für seinen Film redet Walter Steffen (dritter von links) mit Martin Melf (rechts) über die Geschichte der Flößerei.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Walter Steffen hat mit den Dreharbeiten für seinen Flößerfilm begonnen. In Wolfratshausen tritt Martin Melf von der Stadtverwaltung im Lodenjanker vor die Kamera.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Die Dreharbeiten zur Fernsehserie "Hubert Und Staller" am Montag und am Dienstag hatten das gesamte westliche Loisachufer und den halben Rathaushof in Beschlag genommen, mit Lkw-Ladungen voller Scheinwerfer und Kabel und Dutzenden emsigen Mitarbeitern, die mit Walkie-Talkies am Hosenbund die Passanten umlenkten. Die Dreharbeiten für Walter Steffens Kinofilm "Fahr ma obi am Wasser" am Dienstagvormittag bemerkt hingegen kaum jemand: Da sitzen zwei Männer, Steffen im schwarzen Hemd und Martin Melf von der Stadtverwaltung im Lodenjanker, am Loisachufer. Melf redet, Steffen hört ihm zu. Über ihnen hängt eine Tonangel mit buschigem Mikron, eine Kamera läuft. In den Bäumen zwitschern die Vögel, im Hintergrund fließt die Loisach gemächlich dahin - entspannte Gesprächsatmosphäre.

Im August will Steffen eine historische Floßfahrt inszenieren

Dass Walter Steffen die Menschen zum Reden bringen kann, hat der Filmemacher schon in mehreren preisgekrönten Dokumentationen bewiesen, etwa im Film "Endstation Seeshaupt" über die Irrfahrt eines Zuges mit KZ-Häftlingen, in dem der Überlebende Louis Sneh, der vorher nie darüber reden wollte, eindrucksvoll seine Erlebnisse schildert. Nun dreht Steffen einen Dokumentarfilm über die Flößerei, und Melf erzählt mit der Routine eines erfahrenen Stadtführers von der Geschichte der Flößer in Wolfratshausen, vom Zunftrecht und der Einführung der Isartalbahn.

Vieles habe er schon gewusst, sagt Steffen, aber auch dazugelernt. Etwa, wie Wolfratshausen für die Münchner zum Touristenort wurde, und die Flößertradition so schon vor langer Zeit eine Fortsetzung finden konnte. "Für mich ist es wirklich neu, dass die heutige Isarfloßfahrt, die Gaudiflößerei also, ja heute bereits eine hundertjährige Tradition ist", sagt der Filmemacher in einer Drehpause. Der Dienstag in Wolfratshausen ist einer von 23 vorgesehenen Drehtagen. Steffen und sein kleines Team haben vergangenen Donnerstag begonnen, in Scharnitz am Isarursprung, am Samstag waren sie beim internationalen Flößertreffen in Lenggries, am Montag an der Drift am Walchensee. "Wir folgen der Isar und der Loisach von ihren Ursprüngen bis nach München", erklärt Steffen, "und reden mit verschiedenen Leuten". Das sind natürlich die Flößer der Familien Seitner und Angermaier, aber auch Landbesitzer wie Josef Draxel aus Tirol. "Wir wollen die Geschichte und Bedeutung der Flößerei möglichst unterhaltsam und spannend erzählen", sagt Steffen. Und dazu gehöre eben der Waldreichtum in der Region und die Forstwirtschaft als Ursprung des Handwerks. Und natürlich markante Punkte und Sagen, die sich um sie ranken, wie der Georgenstein in Baierbrunn. Im August werde er eine historische Floßfahrt inszenieren.

"Wir sammeln gerade das Rohmaterial", sagt Steffen. Am Ende werde er mit seinem Team zirka 60 bis 80 Stunden davon haben. "Das müssen wir dann nachverdichten." 50 Tage Post-Produktion seien eingeplant. Premiere des Kinofilms soll im Mai 2017 bei den Flößertagen in Wolfratshausen sein - eine "wunderbare Allianz", sagt Steffen und betont, dass der Film eine "Gemeinschaftsproduktion der gesamten Region" sei. Und der Zeitplan? Steffen lächelt und erzählt, dass er seinen letzten Film "Happy Welcome" in nur zwei Monaten fertigstellen musste. "Alles sehr entspannt."

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