Reden wir über:Nachhaltige Nester

Reden wir über: Beate Riester von der Kindertagesstätte Waldram.

Beate Riester von der Kindertagesstätte Waldram.

(Foto: Privat/OH)

Interview von Philipp Prüller, Wolfratshausen

Seit April 2020 ist Wolfratshausen eine sogenannte Fairtrade-Stadt, welche gezielt den gerechten Handel fördern möchte. Wie das konkret umgesetzt werden kann, zeigt nun die Kindertagesstätte Waldram. Beate Riester erklärt, welche Oster-Überraschungen der fairen Art die Kinder der Einrichtung bereits in dieser Woche suchen und finden konnten.

SZ: Frau Riester, wie sieht denn so ein nachhaltig zusammengestelltes Osternest aus und wie unterscheidet es sich von herkömmlichen?

Beate Riester: Wir haben uns bemüht, keine künstlichen Materialien zu verwenden. Das typische grüne Ostergras haben wir durch Heu ersetzt, welches wir danach noch für unsere Beete verwenden können. Ebenfalls sind die aus abgelaufenen Gipsbinden hergestellten Nester mit umweltschonenden Farben gestaltet worden. Die Schokolade im Nest ist eine Fairtrade-Schokolade - also fair hergestellt und fair gehandelt.

Was verstehen Sie persönlich unter nachhaltig und fair gehandelt?

Für mich heißt nachhaltig und fair, dass die Menschen, die das Produkt herstellen, auch dementsprechend entlohnt werden. Kinderarbeit wird ausgeschlossen. Ich bezahle lieber einen Euro mehr und bin mir dann sicher, dass mein Geld dort ankommt, wo es hingehört.

Können das die Kinder denn schon unterscheiden und so ein Verständnis für den Unterschied bekommen?

Mit dem Begriff Fairtrade können die Kinder vermutlich nichts anfangen, jedoch mit dem Prinzip. Wir sind bemüht, in unserer Einrichtung stets Müll zu trennen, sowie wieder verwendbare Materialien zu benutzen. Wir möchten nicht, dass Kinder für unseren Konsum arbeiten, sondern spielen, lernen und zur Schule gehen dürfen. Genauso wie unsere Kinder in unser Einrichtung in Waldram. Hier geht es uns um das Verständnis der Verantwortung für die Umwelt und die Menschen im 'globalen Süden'. Ich glaube, dass man dies den Kindern durchaus klar kommunizieren kann.

Ist fair gehandelte Ware nicht auch eine Frage des Geldbeutels? Kann sich das denn jeder leisten, Ihre Aktion zuhause nachzumachen?

Natürlich ist es auch eine Frage des Geldbeutels. Es ist jedoch ebenso eine Frage von Kommerz. Muss ich immer viel haben, oder kann ich auch etwas weniger einfach mehr genießen? Den Kindern solche Fragestellungen näher zu bringen, ist uns sehr wichtig. Man kann ein Stück Schokolade auch genießen und muss es nicht immer direkt herunterschlingen. Wir reden mit den Kindern auch über Herkunft und Produktion, um ihnen die Arbeitsschritte darzulegen. Wir wollen, dass die Kinder die Schokolade dadurch angemessen würdigen. Es ist eben genau nicht so, dass die Kuh lila ist und ausschließlich auf einer Alpenwiese herumsteht.

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