Nur vier Nationalitäten zugelassen:Erster Sprachkurs für Flüchtlinge fällt aus

Ministerin besucht Schule mit Flüchtlingen

Erst kurz vor Anmeldungsbeginn haben die Flüchtlinge im Landkreis von den Sprachkursen erfahren.

(Foto: dpa)
  • Zum ersten Mal sollten nicht anerkannte Flüchtlinge von der Arbeitsagentur geförderten Deutschunterricht erhalten.
  • Doch der Kurs wurde mangels Nachfrage storniert, weil nur Staatsbürgern aus vier Nationen erlaubt ist, sich für diese Kurse anzumelden.

Von Pia Ratzesberger

An diesem Morgen um acht Uhr hätte der Sprachkurs in Wolfratshausen eigentlich beginnen sollen. Zum ersten Mal sollten nicht anerkannte Flüchtlinge von der Arbeitsagentur geförderten Deutschunterricht erhalten - doch der Kurs wurde mangels Nachfrage storniert, weil nur Staatsbürgern aus vier Nationen erlaubt ist, sich für diese Kurse anzumelden: Bürgern aus Syrien, Eritrea, Irak und Iran.

So gibt es die Bundesagentur für Arbeit vor, die das Förderprogramm für Flüchtlinge mit "guter Bleibeperspektive" Ende Oktober kurzfristig beschlossen hatte. Deutschlandweit sollen 100 000 Asylbewerber davon profitieren, im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird es etwa 400 Plätze geben, neben Wolfratshausen auch in Bad Tölz, Lenggries und Geretsried. Doch nach den ersten Anmeldungen zeigt sich, dass das Angebot mancherorts an der Nachfrage vorbeigeht.

Die am häufigsten vertretenen Nationen sind ausgeschlossen

"Nationen wie Afghanistan oder Nigeria, von denen wir besonders viele Leute im Kreis und auch in Wolfratshausen haben, sind ausgeschlossen", sagt Ines Lobenstein vom örtlichen Helferkreis. Dort hatte man bereits vor zwei Wochen, als die Arbeitsagentur die neuen Kurse bekannt gab, Bedenken geäußert. "Aus den geforderten Nationen habe ich maximal elf Leute", sagte Gisela Weber damals.

Jetzt weiß sie, dass sich für den ersten Kurs in Wolfratshausen nur ein oder zwei angemeldet haben. Ein Staatenloser war auch darunter, er selbst gab an, aus Syrien zu kommen. Die Arbeitsagentur hätte ihn dem Helferkreis zufolge aber abgewiesen - er würde die Vorgaben nicht erfüllen, da er keinen syrischen Pass besitze. "Wir können nur nach dem urteilen, was klar auf dem Papier steht", rechtfertigt sich Udo Kohnen, Geschäftsstellenleiter der Agentur Bad Tölz-Wolfratshausen.

In Bad Tölz laufen die Kurse besser

Im Südlandkreis seien die Sprachkurse gut angelaufen, an diesem Montag startete der erste in Tölz, an diesem Dienstag beginnt der zweite, beide mit 25 Teilnehmern. Auch 25 Plätze in einem Kurs in Lenggries sind belegt. Im Nordlandkreis aber, das gibt Kohnen zu, laufen die Anmeldungen "recht schleppend".

In der vergangenen Woche konnten sich Asylbewerber zum ersten Mal für einen der 15 im Kreis geplanten Kurse eintragen, an diesem Dienstag gibt es die nächste Möglichkeit zur Anmeldung in den Arbeitsagenturen - bis zum 15. Dezember wird es jede Woche einen solchen Anmeldetermin geben, die Kurse werden dann nach und nach, je nach Starttermin, aufgefüllt.

Beim Helferkreis in Geretsried rechnet man für Dienstag mit etwa 15 Interessierten - Plätze aber gibt es insgesamt 75, also fünfmal so viele. Für Wolfratshausen waren insgesamt vier Kurse geplant, der erste, der am Montag hätte beginnen sollen, ist storniert, für drei weitere können sich Geflohene noch in den kommenden Wochen anmelden. Lobenstein vom Helferkreis rechnet damit, dass zumindest der nächste Kurs zustande kommen wird - "denn es lag nicht nur an den Nationen, sondern auch an der kurzfristigen Bekanntgabe", sagt sie. So schnell habe der Helferkreis kaum alle Flüchtlinge informieren können - und die Arbeitsagentur hätte von sich aus nur wenig Kontakt zu den Asylbewerbern.

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