Wolfratshausen:Erinnerungen und Visionen

Wolfratshausen: Majer Szankover war im Lager Föhrenwald und ist heute Leiter der jüdischen Friedhöfe in Frankfurt.

Majer Szankover war im Lager Föhrenwald und ist heute Leiter der jüdischen Friedhöfe in Frankfurt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Beim Gedenktag zu "70 Jahre Föhrenwald" gibt es bewegende Begegnungen

Von Julia Schneidawind, Wolfratshausen

Dort, wo sich bis 1957 die Synagoge befand, haben sich am Sonntag mehr als 200 Gäste versammelt, um den Gedenktag 70 Jahre Föhrenwald zu begehen: in der Aula des Seminars St. Matthias in Waldram. Auch 16 ehemalige jüdische Displaced Persons (DPs), die im Lager Aufnahme gefunden hatten, waren gekommen. Sybille Krafft, Vorsitzende des Historischen Vereins Wolfratshausen und Initiatorin des Badehaus-Projektes, stellte dabei das Konzept der Ausstellung in der Gedenk- und Begegnungsstätte im ehemaligen Badehaus vor. Bereits am Nachmittag hatten fünf Waldramer Familien die ehemaligen Föhrenwalder zu sich eingeladen. Das Ergebnis war ein reger Austausch zwischen ehemaligen und heutigen Bewohnern. Viele Gäste besuchten die Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" in Geretsried, mancher erkannte sich auf den Bildern wieder.

Am Abend fand der eigentliche Festtakt statt. Schirmherrin war Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags. Neben den ehemaligen DPs waren der Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber, die Leiterin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Ellen Presser, die Bürgermeister der Städte Geretsried und Wolfratshausen sowie interessierten Bürger geladen. Ein besonderer Gast war der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer (95), der das Projekt der geplanten Gedenkstätte im ehemaligen Badehaus seit 2013 unterstützt. Auch der heutige Leiter der jüdischen Friedhöfe in Frankfurt, Majer Szanckower, nahm als ehemaliger Föhrenwalder teil. Sybille Krafft erklärte: "In Waldram ist ein Stück Geschichte verankert". Nicht nur der Abschnitt als DP-Lager soll im Ausstellungsraum des Badehaus präsentiert werden.

Auch die Nutzung des Areals während des Nationalsozialismus und die Zeit nach 1957, als der letzte DP das Lager verlassen hatte und heimatvertriebene, kinderreiche Familien in die Siedlung zogen, sollen sich in der Ausstellung widerspiegeln. Im Dachgeschoss des Hauses soll ein Gedenkwald entstehen, in dem Bäume für die ehemaligen Bewohner gepflanzt werden sollen. Die Schirmherrin lobte die Arbeit Kraffts: "Sie sind ein leuchtendes Beispiel in unserer Gesellschaft". Auch Ellen Presser hob in ihrer Rede hervor, wie wichtig das Projekt für den Erhalt der Erinnerung sei - sehr viele ehemalige DPs aus Föhrenwald hätten später ihren Lebensmittelpunkt in München gefunden und die Stadt sehr bereichert. Zur Vollendung des Badehausprojektes fehlen noch 86 000 Euro, die durch Spenden aufgebracht werden müssen.

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