Wolfratshausen:Enttäuschung über Waldorf-Pläne

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Bürgermeister Helmut Forster macht für das drohende Abwandern der Schule nach Geretsried die zögerliche Haltung des Miesbacher Landwirtschaftsamtes verantwortlich, das die nötigen Räume belegt.

Matthias Köpf

Vom Firmensitz zum Schulhaus: Im Geretsrieder Mucos-Gebäude könnten sich bald Kinder tummeln. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wolfratshausens Bürgermeister Helmut Forster (BVW) reagiert mit Bedauern auf den angekündigten Umzug der Freien Waldorfschule nach Geretsried. Dass die Schule Wolfratshausen verlassen will, führt Forster auf die anhaltende Unklarheit über das geplante Grüne Zentrum in Holzkirchen zurück. Dorthin will der Freistaat unter anderem die Wolfratshauser Landwirtschaftsschule verlagern, die bisher als Wunsch-Standort der Waldorfschule galt. Am Freitag hatte die Schule allerdings mitgeteilt, möglichst zum Schuljahr 2014/2015 in die Nachbarstadt Geretsried umzuziehen.

"Sehr ärgerlich" nennt Forster den Umstand, dass vom Landwirtschaftsamt in Miesbach und von dessen Leiter Johannes Hütz nichts Definitives über die Pläne für Holzkirchen und Wolfratshausen zu erfahren sei. Aus Miesbach kämen nur spärliche und einander widersprechende Aussagen über mögliche Standorte, Investoren und Zeitpläne für das Grüne Zentrum. Die Behörde ist Mieter der Landwirtschaftsschule in der Bahnhofsstraße, die etwa zu gleichen Teilen der Stadt und dem Landkreis gehört. Hätte das Amt die Landwirtschaftsschule bis Sommer 2014 sicher aufgegeben, so hätte dies aber wohl gereicht, um die Freie Waldorfschule zu halten, sagt der Wolfratshauser Bürgermeister.

Die Stadt hat sich bei all dem aus Forsters Sicht "überhaupt nichts vorzuwerfen". Mit der Waldorfschule habe man oft und intensiv über mögliche Standorte und vor allem über die Landwirtschaftsschule gesprochen und ihr auch schon einen erwünschten Anbau in Aussicht gestellt. Das von der Schule am Freitag als Manko genannte Fehlen einer Turnhalle sei dabei bisher noch nie ein Thema gewesen und hätte sich wohl mit der Dreifachturnhalle an der nahen Hammerschmiedschule lösen lassen. Wegen der Hängepartie mit dem Grünen Zentrum habe die Stadt aber keine Zusage für 2014 geben können.

Die von einem Trägerverein 2007 in der früheren Polizeiinspektion am Wolfratshauser Untermarkt gegründete Waldorfschule hat derzeit acht Klassen und will mit den kommenden fünf Schuljahren um jeweils eine weitere wachsen. Seit 2012 nutzt sie auch einige Container an der Königsdorfer Straße, mit denen sich laut ihrer Sprecherin Albertine Sprandel noch zwei bis drei Jahre ausgekommen wäre. "Wir wollten schon gerne in Wolfratshausen bleiben", sagt Sprandel. Allerdings brauche die Schule nun Planungssicherheit, die Wolfratshausen für die Landwirtschaftsschule derzeit nicht bieten könne. Zuletzt sei daher der Gedanke an einen Umzug nach Geretsried gereift. Derzeit verhandle man konkret über zwei leere Grundstücke und eine bebaute Fläche, bei der es sich nach SZ-Informationen um das Gelände der früheren Pharma-Firma Mucos handelt. Auch die Stadt Geretsried begleite die Verhandlungen sehr eng und mache sich bereits Gedanken über die nötigen Busanbindungen vor und nach der erhofften Verlängerung der S 7, sagt Sprandel.

Einen Unterschied zum Engagement der Stadt Wolfratshausen will Sprandel in diesem Einsatz der Stadt Geretsried nicht erkennen. Sie kennt die in beiden Städten gepflegte Rivalität und will darin nicht verwickelt werden. Dass zuletzt schon der reformpädagogische Temenos-Kindergarten nach Geretsried gezogen ist, spreche aber wohl für sich. Die Waldorf-Schüler und ihre Eltern kämen ohnehin aus beiden Städten und zunehmend auch aus dem Südlandkreis und kümmerten sich nicht um das Konkurrenzdenken der Lokalpolitik. Davon will auch Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer nichts wissen. Sowohl Temenos als auch die Waldorfschule seien auf Geretsried zugekommen und nicht umgekehrt, betont Irmer. "Wichtig ist, dass solche Einrichtungen hier im Mittelzentrum bleiben."

© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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