So ein Surfbrett besteht nicht aus Baumstämmen und nicht einmal aus Holz. Zur Flößerstadt Wolfratshausen passt es trotzdem ideal, findet die städtische Tourismus-Beauftragte Gisela Gleißl. Und sie ist damit nicht allein: Den städtischen Kultur- Jugend-, Sport- und Sozialausschuss zum Beispiel hat sie am Donnerstagabend regelrecht begeistert für die Idee, im Auslaufkanal der Kastenmühle an der Loisach eine Welle für Flusssurfer zu schaffen, wie sie vom Münchner Eisbach im Englischen Garten zumindest in der Surferszene weltbekannt ist.
Auch Wolfratshausen könnte mit so einer Welle einiges an jugendlichem Flair, sportlichem Image, medialer Aufmerksamkeit und geradezu kalifornischem Lebensgefühl gewinnen, erwartet nicht nur Gleißl. Zwei passionierte Eisbachsurfer aus Wolfratshausen haben die Idee an sie herangetragen, späte Nachfahren der vogelwilden Münchner Isarbrettl-Fahrer, die vor fast 40 Jahren begannen, auf den beiden stehenden Wellen im Eisbach und auf der dritten nahe der Thalkirchner Floßlände zu reiten.
In den vergangenen Jahren schwappte der Sport als Trend übers ganze Land, in Salzburg und Bratislava gibt es inzwischen ähnliche, künstlich geschaffene Wellen. Bad Reichenhall, Hannover, Passau, Ingolstadt und Straubing planen, und in Nürnberg macht sich der bayerische Finanzminister und geübte Trend-Reiter Markus Söder (CSU) für eine Pegnitz-Welle stark. In Bad Tölz gibt es sogar schon seit langem eine "Indoor-Surfanlage", aber die wird mit dem Umbau des Alpamare vom Spaß- zum Wellnessbad wohl trockenfallen.
In Wolfratshausen aber wären die Voraussetzungen für eine Surfwelle mit dem nötigen Wasser und Gefälle aus Gleißls Sicht gleichsam von Natur aus ideal, obwohl der Mühlkanal künstlich ist und sein spezifischer Wasserstand je nach Erfordernissen der beiden kleinen Wasserkraftwerke an und in der Kastenmühle stark variiert. Ein Gespräch mit dem privaten Betreiber der Kraftwerke musste auf kommende Woche verschoben werden, das zuständige Wasserschaftsamt Weilheim hat laut Gleißl schon seine Zustimmung signalisiert.
Das tat auch der Ausschuss, denn eines konnte Gleißl den Räten gleich versichern: Die Surfer werden die Welle auf eigene Gefahr reiten und jedenfalls nicht auf die der Stadt Wolfratshausen, die dazu nur entsprechende Schilder aufstellen müsse. Und besonders groß sei die Gefahr auch im Vergleich zu anderen Sportarten ohnehin nicht. Als sehr viel größer beurteilen Gleißl und die Ausschuss-Mitglieder jedenfalls die Chancen für die Stadt, für die Zusammenarbeit mit der örtlichen Gastronomie und den ansässigen Sportgeschäften sowie für das Einwerben von Fördermitteln und Sponsorengeldern.
Nötig wären für das Projekt "Surfwelle Wolfratshausen" neben der behördlichen und politischen Zustimmung laut Gleißl kleinere flussbauliche Eingriffe in den kurzen Kanalabschnitt zwischen dem Weidacher Maibaum und dem Loisachspitz, ein bequemer Ein- und Ausstieg für die Surfer und irgendwann wohl auch ein angenehmer gestaltetes Umfeld. Als nächsten Schritt genehmigte der einhellig positiv bis euphorisch gestimmte Ausschuss dafür eine Machbarkeitsstudie mit Kostenschätzung.