Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Ein warmes Licht der Erinnerung

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Der Zeitzeuge Leibl Rosenberg tritt für einen "Denkort" Föhrenwald-Waldram ein.

Von Felicitas Amler

"Wolfratshausen darf sich so eine Chance nicht entgehen lassen": Leibl Rosenberg, einer der prominentesten Zeitzeugen des Lagers Föhrenwald für Displaced Persons (DP), hat eindringlich an den Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) appelliert, auf dem historischen Gelände einen "Denkort" zu schaffen. Der 66-jährige Rosenberg hat sich einen Namen als Publizist und NS-Raubkunst-Forscher gemacht. Er war als Kind bis zu seinem achten Lebensjahr in Föhrenwald, dem heutigen Wolfratshauser Stadtteil Waldram. Dort steht noch das ehemalige Badehaus, in dem sich einst auch ein jüdisches Ritualbad befand. Der Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" plant darin einen Erinnerungs- und Begegnungsort.

Die Vorsitzende Sybille Krafft begleitete Rosenberg am Freitag zum Bürgermeister. Der Zeitzeuge äußerte sich dankbar für das Gespräch und erfreut, dass es eine Initiative für die Bewahrung des Föhrenwald-Gedenkens gibt. "Schön, dass ich bei Ihnen sein darf", sagte er zu Heilinglechner. Seine eigene Kindheit in Föhrenwald habe er - wie alle dort aufgewachsenen Kinder - in wunderbarer Erinnerung, sagte Rosenberg.

Wolfratshausen sei insofern "ein absoluter Glücksfall", denn Tausende ehemalige Föhrenwald-Kinder auf der ganzen Welt erinnerten sich gern an diesen Ort. "Bessere Partner als die überlebenden Kinder finden Sie nicht", sagte er zu Heilinglechner. Und als dieser einwandte, er sei "nicht unbedingt ein Freund von Gedenkstätten", sondern eher für eine mündliche Weitergabe des Erlebten von den Eltern an die Kinder, korrigierte Rosenberg den Begriff: "Wir brauchen Denkstätten." Föhrenwald-Waldram sei, anders als ein ehemaliges Konzentrationslager wie Dachau, keine Stätte "des Bluts und der Trauer". Es sei vielmehr ein Ort, von dem die Überlebenden nur Gutes zu erzählen hätten: "Da leuchtet ein angenehmes, warmes Licht raus", sagte er.

Rosenberg erklärte Heilinglechner, es habe sehr viele DP-Lager gegeben, aber nirgends existiere bisher eine DP-Gedenkstätte. Er appellierte noch einmal an den Bürgermeister, das Vorhaben des Badehaus-Vereins zu unterstützen: "Sie werden nur gewinnen."

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Quelle:
SZ vom 12.05.2014
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