Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Ein Schoßhund gibt Gas

Polizisten starten eine große Rettungsaktion auf der Autobahn für einen ausgebüxten Bolonka Zwetna

Ein unternehmungslustiger Vertreter der Rasse Bolonka Zwetna hat am Wochenende die Polizei auf Trab gehalten. Das wuschelige Hündchen war seiner Besitzerin am Samstagnachmittag beim Parkplatz an der Anschlussstelle Wolfratshausen entwischt. Autofahrer alarmierten am Abend die Polizei, weil sie das Tier direkt neben der A 95 gesehen hatten. Der Einsatz einer "anfahrenden Streife" blieb allerdings erfolglos. Am frühen Sonntagmorgen starteten Beamte der Verkehrspolizeiinspektion erneut einen Rettungsversuch.

Immerhin gelang es ihnen schnell, den verängstigten Reißaus im Bereich der Anschlussstelle Wolfratshausen zu sichten. "Aber alles gute Zureden und auch die Aussicht auf eine Mitfahrgelegenheit im warmen Streifenfahrzeug halfen nichts", heißt es im Polizeibericht. Das Tier verbellte seine Retter und lief neben der Autobahn in Richtung Süden auf einen gesperrten Parkplatz. Dort versuchten die Polizisten erneut ihr Glück - mit dem Ergebnis, dass das Hündchen nun zwei Kilometer lang vor ihrem Dienstfahrzeug hertrabte, und zwar "brav am rechten Rand des Seitenstreifens, ohne anzuhalten". Als es sich plötzlich entschloss, die A 95 zu kreuzen, sahen sich die Polizisten genötigt, den nachfolgenden dichten Reiseverkehr anzuhalten. Der Vierbeiner entkam knapp einem Auto und setzte dann unbeirrt seinen Weg in Richtung Süden fort.

Die Streife wendete daraufhin an der Anschlussstelle Seeshaupt, um dem Hund entgegenzufahren. Der hatte erneut zwei Kilometer zurückgelegt, dachte aber nicht daran, sich geschlagen zu geben. Weil er immer wieder auf die Fahrbahn lief und es aufgrund von Bremsmanövern beinahe zu Unfällen kam, sperrte eine zweite Streifenbesatzung die Fahrbahn. Letztlich gelang es einer Autofahrerin, den Flüchtigen zu fassen. Sie hatte als Lockmittel ihren eigenen Hund eingesetzt. Der erschöpfte und ausgekühlte Stromer konnte unverletzt ins Geltinger Tierheim gebracht werden, wo ihn sein Frauchen abholte. Die Polizei lobt, dass sich alle Fahrer vorbildlich verhalten hätten. "Wünschenswert wäre, dass sich die Fahrzeugführer nicht nur bei kleinen Hunden, sondern auch bei Einsatzkräften auf der Fahrbahn so verhalten."

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Quelle:
SZ vom 25.01.2016 / Stsw
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