Wolfratshausen:Ein Traum von einem Flussbad

Lesezeit: 2 min

Die Stadtoberen wünschen sich ein Flussbad an der Loisach. Ein Traum, der laut Gesundheitsamt auch einer bleiben wird.

Birgit Lotze

Ein Freibad wird es - trotz vollmundiger Bekundungen und Wahlversprechen von Politikern - in absehbarer Zeit in Wolfratshausen nicht geben. Aus dem "Badweiher" am Campingplatz einen offiziellen Badeweiher zu machen ist der Stadt zu kostspielig. Und die Träume vom "Flussbad Loisach" zerplatzen beim Gesundheitsamt. "Das ist wegen der schlechten Wasserqualität ausgeschlossen", sagte der Behördenleiter Franz Hartmann auf Nachfrage der SZ.

Im Badweiher finden sich nach wie vor viele coliforme Bakterien. Bürgermeister Helmut Forster (BVW), dessen Bürgervereinigung den Ausbau des Gewässers zum Schwimmbad versprochen hatte, sieht derzeit keine Chance, dort aktiv zu werden. Er habe zwar "den Fall noch nicht zu den Akten gelegt", sagt Forster. Doch in Krisenzeiten einen sechsstelligen Betrag für ein Rohrsystem auszugeben, das Straßenabwässer fernhält, ist für ihn unangemessen.

Seit langem und verstärkt seit vergangenem Sommer ist eine Alternative im Gespräch. Vom "Flussbad Loisach" ist die Rede, an einer der schönsten Stellen der Stadt und unterm Maibaum - an der Floßlände. Die CSU propagierte das Flussbad an ihrem Stammtisch, auch Forster findet die Idee "ganz toll". Schließlich würde ein Freibad die Stadt aufwerten.

Zwar sei die Loisach zweite Wahl nach dem Badweiher, sie sei zum Bibbern kalt, sagen die Politiker. Doch liegen an der Floßlände im Sommer immer wieder junge Menschen in der Sonne, die beweisen, dass Baden dort möglich ist: Sie kühlen sich ab im Fluss, der dort grün und friedlich vorbeifließt. Auch tief genug sei die Loisach an dieser Stelle. Schließlich springen Wagemutige von der Johannisbrücke.

Der CSU-Ortsvorsitzende Manfred Fleischer spricht bereits öffentlich von einem Kiosk auf der Liegewiese, Forster wünscht sich einen Bootsverleih. Doch sie haben bei denen, die über ein "Flussbad Loisach" zu entscheiden haben, offenbar noch nicht nachgefragt. Franz Hartmann vom Gesundheitsamt in Bad Tölz hat jedenfalls davon noch nie gehört. Seine Reaktion: "Das ist abwegig. Wer kommt denn auf solche Ideen?"

Hartmann hält die Loisach zum Schwimmen für "gänzlich ungeeignet". Sie sei nicht nur viel zu kalt, sondern vor allem schlichtweg "zu dreckig". Zwar sei erheblich in die Kläranlagen an der Loisach investiert worden. Das heiße allerdings nicht, dass das Wasser die Anlage mikrobiologisch einwandfrei verlasse, sagt Hartmann. Waschmittel und Medikamente seien in der Loisach, "und auch alle Stoffe, die in der Toilette verschwinden". Die Loisach lasse sich auch nicht einfach so zum selbstreinigenden Naturbad ausbauen wie in Lenggries.

Auch das Wasserwirtschaftsamt in Weilheim hat Bedenken. Wasserwirtschaftlich gesehen sei die Loisach in einem "sehr guten Zustand", sie sei "ein sehr lebendiger Fluss mit vielen Enten und Fischen", sagt die für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zuständige Amtsleiterin Doris Schulze. Auch sei Baden in der Loisach nicht direkt verboten.

Allerdings sei der Fluss nicht explizit in das Sonderprogramm "Badegewässerqualität Obere Isar" einbezogen gewesen. Er sei lediglich als Zufluss der Isar auf einen hohen Standard gebracht worden. In einem Punkt will Schulze die Stadt jedoch in jedem Fall unterstützen: Das Wasserwirtschaftsamt habe als Eigentümerin des Uferstreifens voraussichtlich nichts dagegen, wenn das Ufer ausgebaut werde.

Das bedeutet: Die Chancen für einen Zugang für Badegäste, eine Bootsanlegestelle und einen Kiosk stehen gar nicht schlecht. Schulze: "Ob man dort offiziell auch schwimmen kann, das muss allerdings das Gesundheitsamt entscheiden."

© SZ vom 01.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: