Wolfratshausen:Ein Bürgermeister unter Druck

Klaus Heilinglechner fühlt sich von Hans Schmidts Anträgen bedrängt

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Das Amt eines hauptberuflichen Bürgermeisters lässt sich in aller Regel sowieso nicht in 38,5 Stunden unter der Woche ausfüllen, doch auch dem Chef der Wolfratshauser Stadtverwaltung kann so ein Montag schon aufs Gemüt schlagen. "Mir graust's ja schon wieder, wenn ich am Montag in die Arbeit komme und weiß, dass der Herr Doktor Schmidt am Sonntag unterwegs gewesen ist", sagte Klaus Heilinglechner (BVW) also jüngst im städtischen Bauausschuss. Denn der Doktor Schmidt habe ihn und die gesamte Stadtverwaltung dann bestimmt wieder mit Anfragen eingedeckt. Und dass Grünen-Sprecher Schmidt sich selbst und die anderen Stadträte in seinen Kommentaren auf der Internet-Seite der Grünen "als gewählte Kontrolleure der Stadtverwaltung" bezeichne, das sei schon "ein dicker Hund", schimpfte Heilinglechner, der einen Monat zuvor angekündigt hatte, dass ihm mit Schmidt demnächst der Kragen platzen werde.

Schmidt schwieg zunächst konsterniert, denn er versteht sich durchaus als gewählten Kontrolleur der Stadtverwaltung, während die solcherart Kontrollierten diese Rolle nur dem Stadtrat als gesamtem Gremium zubilligen wollen und nicht einzelnen Mitgliedern wie Schmidt. Der Chemieingenieur im Ruhestand bringt für die Lokalpolitik viel Zeit und Akribie auf, was Ähnliches auch im Rathaus erfordert. "Das sind die massiven Anträge, die immer wieder kommen", sagte der Bürgermeister. So habe ihm Schmidt für jede Sitzung einen Sachstandsbericht zum Stadtbus abverlangt.

Beim Thema Stadtbus wird deutlich, welch unterschiedliche Vorstellungen Räte wie Schmidt oder Alfred Fraas (CSU) einerseits und der Bürgermeister und die Stadtverwaltung andererseits von ihrer Zusammenarbeit haben. Zum Stadtbus lieferten sich Schmidt und Heilinglechner an dem Abend aber nur ein kleines Scharmützel. Entzündet hatte sich der Streit diesmal an einem Thema, das den Mobilfunkkritiker Schmidt schon vor seinem Einstieg in die Lokalpolitik zunächst bei der ÖDP und dann bei den Grünen umtrieb. Denn Heilinglechner hatte den nach eigenem Eingeständnis laienhaften Versuch gemacht, Schmidts Fragenkatalog zum geplanten kostenlosen W-Lan in der Altstadt selbst zu beantworten, während sich Schmidt technische Angaben vom Vertragspartner der Stadt erwartet hatte. Er habe Schmidts Ansinnen ebenso verstanden, sekundierte CSU-Fraktionssprecher Günther Eibl, kritisierte aber zugleich, dass seit einem Jahr unter "Anfragen" stets Grundsatzdiskussionen geführt würden. "Und so kann's nicht mehr weitergehen."

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