Wolfratshausen:Ein bissl Einkauf und ein bissl Irgendwas"

Unternehmer vermissen eine Vision für die Loisachstadt. Bürgermeister Helmut Forster hat auch keine.

Wolfgang Schäl

Wie kann sich Wolfratshausen weiterentwickeln und den Ansprüchen einer selbstbewussten Unternehmerschaft genügen, da die Stadt doch mit mehr als 18 Millionen Euro verschuldet ist, keinerlei Expansionsflächen besitzt, innerhalb ihrer Grenzen gerade noch zwei freie Gewerbegrundstücke hat und maximal noch 2000 Einwohner verkraften kann?

Die Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW) fordert von Bürgermeister Helmut Forster trotzdem Visionen - unter der Rubrik "Wolfratshausen in 20 Jahren" hat die UWW am Montag in den Sitzungssaal des Rathauses eingeladen, der ansonsten ja das Forum für die Politik ist. Forster war um seine Aufgabe nicht zu beneiden, denn die Fragen der Unternehmerschaft glichen präzise gesetzten Bohrungen: Was ist das Wolfratshauser Alleinstellungsmerkmal? In welcher Weise wirkt die Stadt auf die Zukunftsstrukturen des Kreiskrankenhauses ein? Wie bitte gedenkt die Stadt, für junge, qualifizierte Fachkräfte attraktiv zu werden? Und: Wieso besitzt Wolfratshausen keinen Stadtentwicklungsplan?

Zu den seit 20 Jahren gehegten Visionen zählt die Umgehungsstraße, die UWW-Vorstandsmitglied Christian Stülpnagel ansprach - eine Trasse durch die Isarauen - warum nicht? Und ob denn die "äußere" Variante über Ickinger Flur schon geprüft sei?

Je länger der Katalog von Fragen und Forderungen wurde, desto länger und düsterer wurde Forsters Miene. Was er in die Waagschale zu legen hatte, wirkte gemessen an den Ansprüchen armselig: Das neue Bushäuschen und die hübsche Bepflanzung in der Marktstraße, die Pflege der Schulen und Sportstätten, die Leistungen des Bauhofs...

Als der UWW-Vorsitzende Walter Steinbach schließlich "ein bissl Einkauf und ein bissl Irgendwas" als Wolfratshauser Spezifikum charakterisierte und bemängelte, "dass hier alles so ohne Dynamik " vonstatten gehe, mochte Forster seinen Frust nicht mehr verbergen. Er habe den Eindruck, "dass Wolfratshausen ein alter Hut ist". Man müsse mal ehrlich sein und beispielsweise zugeben, "dass wir die hundert Millionen Euro für die Umgehung nicht kriegen". Er habe keine Lust, von Visionen zu reden, "von denen ich weiß, dass es sie nicht gibt". Lokalpatriotismus regte sich denn selbst unter den Geschäftsleuten, etwa bei Peter Fischer, der sich mit "Dampfplauderern" nicht anfreunden mochte. Auch die Frage wurde laut, "ob denn nicht auch die Unternehmer selbst Visionen mitbringen müssen".

Manche Probleme lösen sich ja auch von selbst. Nachdem die komplizierte Ampelanlage am Wasen ausgefallen war, haben Autofahrer entdeckt, dass es ohne sie viel besser geht. Und eine seit Monaten hitzig diskutierte Frage spielte in der Diskussion überhaupt keine Rolle: die Gewerbesteuer.

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