Wolfratshausen:Ehre im Gepäck

Traumpfad-Erfinder und Fernwander-Pionier Ludwig Graßler erhält die Wolfratshauser Bürgermedaille

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Wenn jemand zu Fuß die Alpen überqueren will, dann legt er meistens Wert auf leichtes Gepäck. Ludwig Graßler ist schon ein halbes Dutzend Mal von München nach Venedig gewandert, zum ersten Mal 1974, womit er den "Traumpfad München-Venedig" erfunden hat und ein Pionier des alpinen Weitwanderns geworden ist. Zum 40-Jahr-Jubiläum seines Traumpfads wird sich der seit kurzem 89 Jahre alte Graßler am 20. September noch einmal auf diesen Weg machen, zumindest auf kleine Teile davon. Im Gepäck wird er dann etwas dabeihaben, das zwar aus solidem Metall gefertigt, aber vor allem wegen der damit verbundenem Ehre von hohem Gewicht ist: die Wolfratshauser Bürgermedaille.

Mit dieser Medaille zeichnet die Stadt auf Beschluss ihrer Räte "verdienstvolles Wirken für das Wohl oder das Ansehen der Stadt und der Bürgerschaft" aus. 26 Mal ist sie seit 1977 vergeben worden, zuletzt im vergangenen Jahr an die Altstadt-Aktivistin und frühere Stadträtin Dietlind Diepen. Graßler erhält die Medaille mit dem schwarz-weißen Stadtfarben-Band an jenem 20. September am Wolfratshauser Marienplatz, und zwar genau um 8.08 Uhr als Reminiszenz an den Zeitpunkt, zu dem er sich viele Jahre lang jeweils am 8.8. am Münchner Marienplatz mit Wanderer-Gruppen auf die erste Etappe Richtung Venedig gemacht hat. Diese erste Etappe endet in seinen Büchern und meistens auch in Wirklichkeit in Wolfratshausen, wo Graßler seit 1962 lebt und dessen Altstadt er den Wanderern für einen Abstecher ans Herz legt. Meist folgen bis Venedig noch 27 weitere Etappen, insgesamt überwinden die Wanderer dabei auf rund 550 Kilometern durchs Karwendel, die Zentralalpen, die Dolomiten, das italienische Voralpenland und die Piave-Ebene bis Venedig etwa 20 000 Höhenmeter.

Wolfratshausen: Die ersten Etappen seines Traumpfads nach Venedig führen Ludwig Graßler immer an der Isar entlang.

Die ersten Etappen seines Traumpfads nach Venedig führen Ludwig Graßler immer an der Isar entlang.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Inzwischen ist der Traumpfad dank mehrerer Bücher des schon vielfach ausgezeichneten Graßler so beliebt, dass sich längst auch große Veranstalter auf seine Spuren gemacht haben. Allein der "Summit Club" des Deutschen Alpenvereins hat über die Jahre schon mehr als 1800 Wanderer auf dieser Route über die Alpen geführt. Jedes Jahr gehen Hunderte Menschen den Weg, und die meisten von ihnen übernachten zum ersten Mal in Wolfratshausen, was die Stadt neben Graßlers großem und anhaltendem Erfolg mit seinen Büchern besonders freut.

Graßlers Route beschert aber auch Bad Tölz als dem nächsten Etappenziel und der Gemeinde Lenggries zahlreiche Gäste. Nach der Medaillenverleihung am Wolfratshauser Marienplatz wandert die Festgesellschaft am 20. September deswegen zunächst zur Isar bis an die Farcheter Mehrzweckhalle, dann folgt ein Bustransfer bis Tölz und dann wieder ein zweieinhalbstündiger Abschnitt zu Fuß bis zur abschließenden Brotzeit in Lenggries, jeweils mit Begrüßung durch den dortigen Bürgermeister.

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