Wolfratshausen:Diskussion um Dominic Stoibers Doktorarbeit

Plagiatsvorwürfe gegen den Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten: Die Universität Innsbruck überprüft, ob bei der Dissertation alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Wolfgang Schäl

So mühsam es ist, einen Doktorgrad zu erwerben, so schnell kann er im Zeitalter der Plagiatsjäger verlorengehen. Diese Erfahrung macht derzeit Dominic Stoiber, der Sohn des vormaligen Ministerpräsidenten, nachdem gerade erst vor einem Jahr seiner Schwester Veronica die höhere akademische Weihe aberkannt worden ist. Stoiber, der im Jahr 2010 in Innsbruck über das Thema Föderalismusreform promoviert hatte, sieht sich der Kritik ausgesetzt, er habe nicht korrekt gearbeitet.

Auch bei ihm steht der Plagiatsvorwurf im Raum, wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtet. Das Blatt räumt zwar ein, dass die Innsbrucker Universität den Fall derzeit noch untersuche und keine Aussagen darüber mache, ob die Beanstandungen ausreichen, um ein Verwaltungsverfahren zur Aberkennung des Titels einzuleiten.

Es bezieht sich aber auf einen "Plagiatsexperten" namens Stefan Weber, der mehrere Textpassagen untersucht habe und zu dem Schluss gelangt sei, dass Stoiber seine Quellen nicht korrekt anführe. Als Beispiele zitiert die Tiroler Tageszeitung Weber mit dem Vorwurf, Stoiber habe beispielsweise Textpassagen aus einer Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts zur Altenpflege nicht angemessen verwertet. Er habe unter dem Fußnotenvermerk "Vergleiche" nicht nur Gedanken- und Denkanstöße übernommen, wie dies dem wissenschaftlichen Usus entspreche.

In einem weiteren Fall habe Stoiber sogar ungeniert aus der Seminararbeit eines Studenten im dritten Semester abgeschrieben, ohne dessen Namen zu erwähnen. Dass Stoiber "aus einer Hausarbeit eines Drittsemestrigen" abgeschrieben habe, sei "ein Trauerspiel für die Wissenschaft, wieder einmal".

Das findet auch die Fraktion der Linken im Bezirkstag, sie fordert, dass Stoiber sein Mandat als Bezirksrat niederlegen soll, weil er sich "des Ehrenamts als unwürdig erwiesen" habe. Gegenüber der Wolfratshauser SZ hat Stoiber eine Stellungnahme mit Hinweis auf das laufende Verfahren schon im Februar abgelehnt. Eine erneute Anfrage am vergangenen Freitag ließ er unbeantwortet.

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