Wolfratshausen:"Die Bahn verbindet"

Die Stimmung euphorisch, die Vorstellungen konkret: Die Zuversicht für die S 7-Verlängerung ist am Stammtisch der Wolfratshauser CSU überparteilich - und interkommunal. Jetzt geht es aber erst einmal darum, die Finanzierung zu sichern.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

"Nicht geschimpft ist gelobt genug", das war nach eigener Aussage das erste Fazit des CSU-Kreisvorsitzenden Martin Bachhuber über den jüngsten Runden Tisch zur S7-Verlängerung. Beim politischen Stammtisch der Wolfratshauser CSU am Freitag allerdings, der auch viele Nicht-Christsoziale angelockt hatte, klang das Fazit aus den Reihen der 29 Anwesenden - inklusive Bachhuber - richtig begeistert, ja fast schon euphorisch: "So weit wie heute waren wir noch nie", freute sich etwa Wolfratshausens CSU-Fraktionsvorsitzender Günther Eibl, und Vize-Bürgermeister Fritz Schaller (SPD) konstatierte: "Wir haben jetzt eine echte Chance, das ist ein Neubeginn, packen wir's an."

Zunächst allerdings hatte Bachhuber im Waldramer Gasthaus Post ausführlich die Chronologie der S-Bahn-Verlängerung seit den 70er Jahren Revue passieren lassen, ehe er das weitere Procedere darlegte. Für ihn sei wichtig, dass der unterirdische Bahnhof mit zwei Gleisen auch barrierefrei werde. Die Bauarbeiten müssten so gestaltet werden, dass der Betrieb der S 7 so lange wie möglich reibungslos und normal ablaufen könne. "Aber ohne Schienenersatzverkehr ab Icking wird es nicht gehen, wahrscheinlich so sechs bis acht Monate lang", schätzte Bachhuber.

Die nächste größere Aufgabe aber sei, überhaupt die Finanzierung zu stemmen. "Es wird trefflich zu streiten sein darüber, wer die verbleibenden 17 Millionen zahlt", sagte Bachhuber. Er höre jetzt schon die Stimmen, die fragten, ob nicht der Bund noch fünf Millionen drauflegen könne. "So leicht ist das nicht, denn dafür bräuchte es eine Begründung, und die bringen wir nicht mehr zusammen", war sich der CSU-Kreisvorsitzende sicher. Für ihn allerdings unabdingbar: "Der Landkreis muss sich mit einer spürbaren Summe beteiligen." Schließlich profitiere der gesamte Kreis auch von der Entwicklung von Wolfratshausen und Geretsried, welche die Verlängerung mit sich bringe. "Außerdem zahlen diese beiden Städte ja auch fast die Hälfte der Kreisumlage", sagte Bachhuber. Um diese "historische Chance", die sich derzeit biete, auch zu ergreifen, müsse sich nun der Landrat Josef Niedermaier (FW) mit den Vorsitzenden der Fraktionen und der beiden Bürgermeister von Wolfratshausen und Geretsried zusammensetzen.

Wolfratshausen: Der Bad Heilbrunner Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Martin Bachhuber.

Der Bad Heilbrunner Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Martin Bachhuber.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Niedermaier strebt eine gemeinsame öffentliche Sitzung der Kreisräte und der Stadträte in der Wolfratshauser Loisachhalle an. Bis Ende der Sommerferien oder zumindest bis Herbst soll dann eine Grundsatzentscheidung aus Wolfratshausen, Geretsried und dem Kreistag vorliegen. Bis dahin stünden alle Planungen auf Stopp, sagte Bachhuber. Sobald aber diese Grundsatzentscheidung vorliegt, werde an der Realisierung der Verlängerung weitergearbeitet, und Bachhuber versprach, "Druck zu machen". Man müsse zwar davon ausgehen, dass noch jemand klagen könnte, "aber möglicherweise könnten wir dann von einem Baubeginn 2020 ausgehen", gab er sich optimistisch.

In der anschließenden Diskussion bat Eibl, von Fragen oder Kommentaren zu Verträgen und Zahlen Abstand zu nehmen, "um nicht im Vorfeld schon etwas zu zerreden". Die Anwesenden merkten stattdessen ihre Zufriedenheit über das bisher Erreichte an: "Was wir daraus lernen können, ist, bei Schwierigkeiten lösungsorientiert zu denken", sagte Hans Gärtner (SPD).

Peter Plößl (CSU) sagte, in ihm sei die Erkenntnis gereift, Politik gehe "wesentlich komfortabler ohne Koalitionspartner". Jetzt sei es aber nötig, Wolfratshausen so aufzustellen, "dass wir für die finanziellen Aufgaben gerüstet sind", sagte Plößl. Ewald Kailberth (CSU) betonte schließlich die Wichtigkeit der S 7-Verlängerung zur Stärkung des Mittelzentrums. Er hoffe deshalb auf eine Signalwirkung auch auf andere gemeinsame Projekte, sagte er und zitierte als Aufruf einen Werbeslogan: "Die Bahn verbindet."

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