Sozialberatung:Nächstenliebe für alle

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Sozialarbeiterin Ann-Kathrin Güner und Dekan Florian Gruber stellen die neue Kasa-Beratungsstelle in Wolfratshausen vor. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Diakonie eröffnet in Wolfratshausen eine Beratungsstelle für kirchliche Sozialarbeit, weil der Bedarf gestiegen ist.

Von Arnold Zimprich, Wolfratshausen

Die Eröffnung einer „Kasa“-Betreuungsstelle im evangelischen Pfarramt St. Michael in Wolfratshausen ist für Dekan Florian Gruber und Ann-Kathrin Güner ein notwendiger Schritt, wie sie sagen. Die Abkürzung, die nicht zufällig wie das lateinische Wort für Haus klingt, steht für die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit, die bayernweit 71 Dienststellen betreibt – Außenstellen nicht eingerechnet. In Wolfratshausen wird Güner von Dezember an jeden Donnerstag von 9 bis 12 Uhr die Türen öffnen – „für jeden und für alles“, wie die Sozialarbeiterin betont. „Dinge klar zu bekommen, Dinge zu sortieren, egal ob psychischer oder finanzieller Natur“, dafür seien die Stellen der kirchlichen Sozialarbeit da, sagt Güner.

Niederschwellig soll das Angebot sein und sich an Menschen richten, die Hilfe benötigen – aus welchen Gründen auch immer. Güner berichtet etwa von einer 82-jährigen Frau, die aufgrund körperlicher Gebrechen nicht mehr in ihre Wohnung im zweiten Stock gekommen sei. Gemeinsam habe man eine Lösung gefunden. „Es geht um Handlungsfähigkeit”, betont die Sozialarbeiterin, „und um alles, was über den Grundbedarf hinausgeht.“ Geflüchtete kämen oftmals mit nicht viel mehr als dem Flyer vom Landratsamt vorbei, berichtet sie. Die Kasa gebe Orientierungshilfe, die Menschen sollten sich nicht alleingelassen fühlen.

„Der Bedarf ist massiv gestiegen“, weiß Güner

Dass es viele Leute gibt, die so eine Einrichtung brauchen, weiß Güner aus ihrer Arbeit in Geretsried-Stein. „Bei mir geht es zu wie am Stachus“, berichtet sie über die Kasa-Dienststelle dort, die sie auch weiterhin betreiben wird. „Der Bedarf ist massiv angestiegen.“ Güner betreut den westlichen Teil des Dekanats Bad Tölz, ihre Kollegin Isabelle Hagen den östlichen. Dass es in Wolfratshausen ebenso viel Betreuungsbedarf gibt, darüber sind sich Güner und Pfarrer Gruber einig. Und darüber, dass der Standort stimmt. „Die Lage hier ist super“, sagen die beiden über die neue Kasa-Niederlassung in der Wolfratshauser Bahnhofstraße 2, nahe des S-Bahn- und Bus-Bahnhofs. Denn die Wolfratshauser Kasa-Stelle soll sich an Klienten aus dem gesamten Nordlandkreis bis Schäftlarn richten. „Geretsried-Stein ist für viele, die im nördlichen Teil des Landkreises wohnen, nur schwer zu erreichen”, weiß Güner. Die zusätzliche Kasa-Zweigstelle in Wolfratshausen sei für viele von ihnen „deutlich besser“. Gerechtfertigt sei diese auch deshalb, weil sich im Nordlandkreis mit den Nachbarstädten Geretsried und Wolfratshausen der Bevölkerungs- und damit auch der Beratungsschwerpunkt befinde.

Die Kasa sei für die Menschen, die Hilfe bräuchten, der erste Anlaufpunkt und vermittle je nach Bedarf an spezielle Beratungsstellen weiter, erklärt Dekan Gruber: „zum Beispiel an die Schuldnerberatung oder an psychiatrische Beratungsstellen“. Der Sozialverband VdK werde konsultiert, wenn es um sozialrechtliche Fragen gehe oder gar Rechtsbeistand benötigt werde; und die Schwangerschaftsberatung Donum Vitae befinde sich im gleichen Haus.

Wichtig ist dem Dekan auch die Kooperation mit anderen Stellen im Arbeitskreis Armut. Dort tauschen sich die verschiedenen Sozialverbände im Landkreis wie Diakonie, Caritas, Awo, das Rote Kreuz aber auch das Sozialamt, die Ausländerbehörde und das Jobcenter etwa zwei bis drei Mal im Jahr miteinander aus. „Es geht hier auch um Hoffnung“, betont Gruber. „Es lohnt sich, jedem Einzelnen zu helfen.“ Und Güner erklärt, wie wichtig die Beratungsstellen gerade in Krisenzeiten seien. „Wer soll Optimismus verbreiten, wenn nicht wir“, sagt sie. Dass sich die Kasa unter anderem aus Beiträgen der Kirchengemeinden finanziere, sei bestimmt kein Luxus. Denn genau darum – also um die Nächstenliebe – gehe es doch bei der Kirchenarbeit.

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