Ein Massenprotest war es nicht, aber auch die von manchen befürchteten Trittbrettfahrer aus dem rechten politischen Spektrum sind nicht in Erscheinung getreten: Mitglieder des Ballspielclubs Farchet (BCF) und Sympathisanten haben am Freitagabend friedlich gegen die weitere Nutzung der seit Frühjahr 2022 mit Geflüchteten belegten Mehrzeckhalle Farchet als Unterkunft demonstriert. Der Zug mit laut Polizeiangaben etwa 80 Teilnehmern ist ohne besondere Vorkommnisse durch den Ortsteil gezogen, an der Halle kam er nicht vorbei.
"Unsere Kinder brauchen ihre Sporthalle zurück", stand auf dem einzigen Transparent, das die Demonstranten vor sich her trugen. Kinder und Jugendliche waren allerdings kaum zu sehen, ebensowenig wie aktive Sportler. Der BCF-Vorsitzende und Stadtrat Manfred Fleischer, der in grüner Vereinsjacke erschien, konnte Helmut Forster begrüßen, der beim BCF die Fußballabteilung leitet und mit Fleischer für die Wolfratshauser Liste im Stadtrat sitzt. Auch ihr dritter Fraktionsangehöriger Richard Kugler war gekommen.

BCF protestiert:"Unsere Kinder brauchen unsere Sporthalle zurück"
Der Wolfratshauser Sportverein demonstriert gegen die anhaltende Unterbringung Geflüchteter. Vorsitzender Manfred Fleischer spricht von 150 Austritten. Seine Forderung sei "existenziell".
Bei seiner Ansprache am Startpunkt vor dem Vereinsheim in der Kräuterstraße zeigte sich Fleischer zufrieden mit der Resonanz. "Ich freue mich, dass so viele gekommen sind, um uns zu unterstützen", sagte er. Die Halle in Farchet sei im März 2022 "sozusagen beschlagnahmt" worden, um vorübergehend Flüchtlinge unterzubringen. Die seien nun immer noch da - eine Situation, die "für einen Verein, der sieben Abteilungen hat, die alle im Winter die Halle brauchen, immens schwierig ist". Fleischer sprach von Mitgliederschwund angesichts mangelnder Möglichkeiten. "Wir sind einfach darauf angewiesen, dass wir den Sport hier ausüben können", sagte er. Auch wisse jeder, der die Halle kenne, dass diese nicht als Unterkunft geeignet sei.
"Kristallisationspunkt und Lebenswert des Vereins"
Die Mehrzweckhalle Farchet, die Unterstützer um den BCF-Ehrenvorsitzenden Toni Gamperl einst mit vielen Stunden Eigenleistung ausgebaut hätten, sei "der Kristallisationspunkt und Lebenswert dieses Vereins", erklärte Fleischer. Damals seien auch Steuergelder für den Bau einer Sporthalle geflossen, die nun als "Ankunftsdrehscheibe" für Geflüchtete "zweckentfremdet" werde, schimpfte der Vorsitzende durch seinen Schalltrichter.
Die Stadt Wolfratshausen habe dem Landratsamt bereits Grundstücke vorgeschlagen, auf denen Containerunterkünfte errichtet werden könnten. "Aber bisher ist nichts passiert." Dabei sei die Gelegenheit günstig, die Halle wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen, meinte Fleischer. Schließlich hätte die Regierung die Zuweisung neuer Geflüchteter an den Landkreis wegen der Schäden des Hagelsturms im Spätsommer vorerst ausgesetzt. "Jetzt ist die Chance da." Aber die Halle sei eben "weit weg von Tölz", sagte Fleischer in Anspielung auf Landrat Josef Niedermaier (FW), dem er schon öfter vorgeworfen hatte, den Südlandkreis zu bevorzugen.
"Wir sind kämpferisch, wir werden nicht aufgeben", erklärte Fleischer noch, bevor sich der Zug, begleitet von einem Polizeiauto, in Bewegung setzte. Die Teilnehmer liefen, wo vorhanden, auf dem Gehweg durch Farchet und hielten sich auch akustisch zurück. "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Halle klaut", hatte Fleischer zuvor als Slogan ausgegeben. Damit aber konnte er sich bei seinen Mitstreitern nicht durchsetzen.