Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Beschluss zu Hallenbad vertagt

Wegen offener Fragen kann sich der Stadtrat nicht zu einem Votum zur interkommunalen Einrichtung in Geretsried durchringen. Außerdem will er die Entscheidung des Kreistags abwarten.

Matthias Köpf

Der Wolfratshauser Stadtrat hat seine für Dienstagabend angesetzte Abstimmung über ein gemeinsames Hallenbad für den gesamten Nordlandkreis in Geretsried vertagt. Einhellig folgten die Räte einem entsprechenden Vorschlag von Bürgermeister Helmut Forster (BVW), der bei dem Vorhaben noch zu viele Fragen offen sah. Vor allem gelte es, die erst für Februar angekündigte Entscheidung des Kreistags über eine Beteiligung des Landkreises abzuwarten.

Trotz des einhelligen Beschlusses wurden in der Sitzung unterschiedliche Positionen deutlich: Während die SPD das Vorhaben weiterhin grundsätzlich befürwortet und Fraktionssprecher Renato Wittstadt nach eigenen Worten die Vertagung einer sofortigen Niederlage vorzog, lehnte die CSU das Bad klar ab.

Alfred Fraas und Manfred Fleischer nutzten die Gelegenheit zu scharfen Angriffen auf Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Dieser habe den Nordbad-Vorschlag im vergangenen Jahr nur gemacht, weil der Landkreis mit dem Bau von Sportstätten im Verzug sei und eigentlich auf eigene Rechnung zwei Schulschwimmbäder bauen müsse. Die würde die Stadt über die Kreisumlage solidarisch mitzahlen, wie sie es seit Jahrzehnten mit dem Bad der Tölzer Realschule tue, an dem keineswegs alle Gemeinden im Südlandkreis beteiligt seien. Einen speziellen Bedarf an einem Hallenbad gebe es weder für die Stadt Wolfratshausen noch für ihre Schulen, betonte Fleischer - zumal die Kinder das Schwimmen de facto überall anders eher als im Schulsport erlernten.

Die Redner der Bürgervereinigung ließen zumindest deutliche Zweifel am Nordbad-Konzept erkennen. Fraktionssprecher Josef Praller machte sich für eine Erhaltung des Weidacher Lehrbeckens und auf lange Sicht für einen entsprechenden Neubau an einer Wolfratshauser Schule stark. Er werde einem Nordbad in Geretsried nicht zustimmen, wenn dies mit der Schließung des Ascholdinger Hallenbades verbunden sei.

Wolfratshauserin sammelt 1218 Unterschriften

Die Bedenken der Stadträte richteten sich insgesamt weniger gegen den zuletzt kalkulierten Wolfratshauser Anteil an den Investitionskosten von 277 000 Euro, sondern gegen die 59 000 Euro pro Jahr, welche die Planer als Anteil an jährlichem Defizit annehmen. Außerdem zeigten sich viele Redner nicht mit der geplanten Ausstattung einverstanden und verlangten größere Becken statt des Sprungturms und der Sauna-Kabinen. Schon am Morgen hatten die Wolfratshauserin Stephanie Hanna-Necker und SPD-Mitglied Thomas Martin dem Bürgermeister 1218 Unterschriften für eine Bad-Beteiligung übergeben, von denen 1148 von Wolfratshauser Bürgern stammten.

Hanna-Necker hatte vor vier Wochen privat mit dem Sammeln begonnen und schnell nicht nur zahlreiche Unterzeichner, sondern auch viele Mitstreiter gefunden, die die Listen in Elternbeiräten, Bekanntenkreisen und Siedlungen kursieren ließen und sie in Geschäften auslegten. Die SPD sammelte am Marienplatz.

Forster hatte den mit planschenden Kindern verzierten Ordner unbeeindruckt entgegen genommen. Sich ohne jeden Kostenrahmen oder andere Details schlicht für eine Kostenbeteiligung auszusprechen, lasse all das offen, was unbedingt geklärt werden müsse, sagte der Bürgermeister und äußerte Zweifel am Informationsstand auch der meisten Unterzeichner. Hanna-Necker bot ihm an, in weiteren vier Wochen noch viel mehr Unterschriften auf Basis genauerer Informationen zu sammeln, wenn ihr er und die Stadträte denn die Zeit dazu gäben. Wann die Entscheidung im Stadtrat fallen soll, blieb am Abend offen.

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SZ vom 14.11.2012
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