Wolfratshausen:Altstadtverein will Bergwaldbühne retten

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Die Wolfratshauser Bergwaldbühne ist in einem maroden Zustand. Nun gibt es einen neuen Ansatz, sie doch wieder nutzen zu können. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mithilfe von Spenden will die Gruppe LAW die Holztribüne über der Stadt instand setzen lassen. Vereine, Unternehmen und Privatpersonen sollen sie künftig für kleinere Veranstaltungen nutzen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Bergwaldbühne in Wolfratshausen war einst ein Ort für magische Nächte. Von großen Theater- und Musikabenden unterm Blätterdach und Sternenhimmel hoch über der Stadt künden seit Jahren allerdings nur noch vier laubbedeckte Reihen einer maroden Holztribüne. Die Tage der Bühne oben im Wald, so schien es lange, seien seit der letzten richtigen Aufführung im Jahr 2018 gezählt – zumal die Schätzung einer Fachfirma, die im Mai vorgestellt wurde, die Kosten für eine Erneuerung der Holzkonstruktion auf 255 000 Euro beziffert. Die Entscheidung, ob man die Bühne abreißen oder erneuern lassen sollte, hatte der Kulturausschuss im Stadtrat jedoch vertagt. Nun ist sie, vorerst, zugunsten der Bergwaldbühne gefallen –dank einer Initiative von außen: Der Verein Lebendige Altstadt Wolfratsausen (LAW) möchte die Konstruktion mithilfe von Spenden reparieren lassen. Der Kulturausschuss hat am Donnerstag mehrheitlich beschlossen, eine entsprechende Vereinbarung mit dem Verein zu schließen.

Diese soll einen verbindlichen Zeitplan für Planung, Spendensammlung und Reparatur definieren, mit festgelegten „Meilensteinen“, die es abzuarbeiten gelte. Nach der baulichen Abnahme soll die instand gesetzte Bühne dann der Stadt übergeben werden. Der Beschluss erfolgte auf einen überfraktionellen Antrag, den Kulturreferent Sepp Schwarzenbach (CSU), Jennifer Layton (Grüne) und Manfred Menke (SPD) nach Gesprächen mit dem Vereinsvorstand ausgearbeitet hatten.

Yogakurse statt Freischütz

„Uns geht es in erster Linie darum, die Bergwaldbühne zu erhalten“, sagt LAW-Sprecher Ernst Gröbmair dazu auf Anfrage. Dafür setze sich der Verein bereits seit Jahren ein, auch der Beschluss zur Ermittlung der Kosten einer Erneuerung gehe auf eine LAW-Initiative zurück. Es gebe schließlich „wenige Bergwaldbühnen in der Form“, die zum Tal hin geöffnet seien und an denen Kreuzweg und Bergwaldlehrpfad vorbeiführten. Laut Landratsamt als Genehmigungsbehörde gilt für die Holzkonstruktion Bestandsschutz, ein Neubau aber ist nicht zulässig. Deshalb gehe die Bühne unwiderbringlich verloren, wenn man sie abreiße oder verrotten lasse, so Gröbmair. Der LAW sei daher unmittelbar nach der Mai-Sitzung des Kulturausschusses auf Schwarzenbach und die anderen Stadträte zugegangen, um seine Hilfe anzubieten.

Fest steht indes, dass es keine spektakulären Großereignisse mehr auf der Bergwaldbühne geben wird. Die große Stahltribüne wurde schon vor Jahren abgebaut, die Toilettenanlage im ehemaligen Wasserreservoir ist hinüber. Im Nutzungskonzept, das Schwarzenbach im Ausschuss vorstellte, sind daher auch Veranstaltungen mit maximal 120 Gästen vorgesehen. „Die Bergwaldbühne muss als Freizeitgestaltungsfläche mit Eventoption gesehen werden“, erklärte der Kulturreferent, „nicht als große Eventlocation“. Yogakurse statt Freischütz also. Bei Bedarf müssten Veranstalter Dixi-Klos oder einen Toilettenwagen besorgen, bei kleineren Veranstaltungen von bis zu 90 Minuten sei dies nicht nötig.

Glorreiche Zeiten: Das Philharmonische Orchester Isartal mit Ballett beim Schwanensee-Open-Air auf der Bergwaldbühne 2011. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nutzer sollen neben der Stadt und Kulturveranstaltern vor allem Vereine, Unternehmen und Privatpersonen sein, auch für Trauungen und kleine Feste. Bei 70 Vereinen habe er im Vorfeld den Bedarf abgefragt, berichtetet Schwarzenbach: Neun hätten ihr Interesse an einer Nutzung bekundet, 55 nicht reagiert. Die Bergwaldbühne soll laut seinem Konzept kostenfrei genutzt und in der Tourist-Info gebucht werden können. Etwa zwei bis vier Veranstaltungen könne die Stadt dort nach Rücksprache mit Kulturmanager Andreas Kutter im Jahr ausrichten, zum Beispiel den Poetry Slam. Circa 5000 Euro, schätzt der Kulturreferent, würde der Unterhalt der Bühne jährlich kosten.

Im zweiten Teil des Beschlusses soll der Verein die Möglichkeit haben, einen Zuschuss bei der Stadt zu beantragen, falls die nötigen Mittel für die Reparatur bei der Spendenaktion nicht erbracht werden. Dieser soll den Abbruchkosten entsprechen, welche die Stadt ohnehin zu leisten hätte und wurde auf Vorschlag von Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste) auf 50 000 Euro gedeckelt. Dies sei eine Schlussfolgerung, die man „aus Erfahrung mit dem Surfwellen-Projekt“ ziehen müsse, so Fleischer.

Die Holzkonstruktion ist morsch, das Betreten der Bühne aktuell verboten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für die Initiative der LAW gab es von allen Seiten Lob. Nicht jeder aber wollte den Beschluss jedoch mittragen. Das Nutzungskonzept sei dafür nicht überzeugend genug, fand Ulrike Krischke (BVW). Die Bergwaldbühne sei am Ende nicht mehr gut gelaufen, auch deshalb habe man mit dem Fluss-Festival in Wolfratshausen eine erfolgreiche Alternative geschaffen. Krischke bezweifelte auch, dass ein Crowdfunding die Kosten decken könne, selbst wenn sich diese um die Hälfe reduzieren sollten. Sie stimmte mit Fraktionskollege Helmuth Holzheu gegen den Beschluss, ebenso wie Patrick Lechner (FDP), der dies vor allem damit begründete, dass die Bergwaldbühne nicht barrierefrei ist und daher viele Nutzer ausschließt. Am Ende wurde der Beschluss mit sechs zu drei Stimmen angenommen. Die Vereinbarung soll vor Unterzeichnung noch einmal dem Kulturausschuss vorgelegt werden.

Sobald sie schriftlich vorliegt, will LAW-Sprecher Gröbmair einen großen Spendenaufruf starten – auch bei Unternehmen, die dann an der Bühne namentlich aufgeführt würden, wie er sagt. Der Immobilienmakler gibt sich zuversichtlich, dass der Erhalt der Bergwaldbühne so gelingt. Die bislang vorgelegte Kostenschätzung beziehe sich schließlich auf eine Erneuerung der Konstruktion, sagt er. „Uns geht es nun aber um eine Reparatur.“ Die untere Konstruktion der Bühne sei „relativ stabil“, man müsse höchstens ein paar Balken austauschen.

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