Wolfratshausen:Bauherren-Modell

Die Wolfratshauser Burg ist wieder da - zumindest als Nachbildung von 1952, die seit einigen Jahrzehnten verschollen war

Von Matthias Köpf

Wenn sich die Wolfratshauser ein Bild von ihrer 1734 nach einem Blitzschlag in den Pulverturm zerstobenen Burg machen wollten, dann waren sie bisher auf einige alte Fresken und Stiche angewiesen, nach denen dann Georg Hoffischer 1987 ein Modell angefertigt hat, das heute im Heimatmuseum steht. Jetzt ist in einem Wolfratshauser Keller ein weiteres Burg-Modell aus dem Jahr 1952 aufgetaucht. Der Vorsitzende Torsten Sjöberg hat das etwa 1,20 mal 2,40 Meter große Modell am Freitagabend den Mitgliedern seines Burgvereins enthüllt. Die feierten die Entdeckung als "tollen Fund" und bei aller Zurückhaltung auch als Coup im Wettstreit mit den konkurrierenden "Burgfreunden". Echte Erkenntnisse über die historische Burg sind von dem Modell aber kaum zu erwarten.

Das Holz-Modell entstand ganz offenkundig ebenfalls auf Grundlage des Stichs von Michael Wening aus dem Jahr 1701, der auch dem neueren Modell als Vorbild diente, dabei aber selbst nicht über jeden Zweifel erhaben ist und außerdem nur die Ostansicht mit Hauptgebäude, Kirche Turm und Torbau zeigt. All das bildet auch das Modell von 1952 nach, das die Burg im Westen mit einer schlichten Mauer abschließt, wo Hoffischer 1987 einige Nebengebäude aufreihte.

Laut einer Gravur im Inneren kam die Anregung zum ersten Modell-Bau von Nachkriegs-Bürgermeister Johann Winibald und von Alois Heigl, einem Spross der Wolfratshauser Maler-Dynastie, der das Werk demnach auch "in Farbe gesetzt" hat. Die Wolfratshauser fuhren die Modellburg 1952 beim Festzug zum 50-Jahr-Jubiläum ihres damaligen Landkreises auf einem vierspännigen Wagen durch die Stadt. Ein Jahr später drehte sie mit dem Faschingszug noch einmal eine Runde, wie Fotos von beiden Ereignissen zeigen. Dann verlor sich die Spur des Modells am Dachboden der Hammerschmiedschule, von wo es nach einem Wassereinbruch verschwand - und zwar in den Keller von Märchenwald-Betreiber Siegfried Diessl, wie Sjöberg per Zufall im Gespräch mit Siegfried Diessl junior herausgefunden hat. Der Senior wollte die ramponierte Modellburg in den Siebziger Jahren im Märchenwald aufbauen, doch dazu ist es nie gekommen.

Nun haben die Diessls das Modell dem Burgverein überlassen, der nach der feierlichen Enthüllung auf vier zusammengeschobenen Wirtshaustischen nach einem Ort zur dauerhaften Präsentation sucht und dabei das Rathaus und speziell das Bürgerbüro im Sinn hat. Mit dem Bürgermeister will sich Sjöberg nach eigenen Angaben ohnehin bald treffen, um über das Projekt eines "Burg-Rundwegs" im Bergwald zu sprechen.

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