Bezahlbarer Wohnraum ist praktisch überall im Speckgürtel von München Mangelware. Insofern ist es eine sehr gute Nachricht, dass die Baugenossenschaft Wolfratshausen (BGW) in der am dichtest besiedelten Stadt des Landkreises gerade mehr davon schafft. 48 Wohnungen entstehen derzeit an der Straße Am Waldrand im Wolfratshauser Ortsteil Farchet, in insgesamt vier Gebäuden, eingeteilt in zwei Baukörper. Einer ist davon bereits verputzt, der Dachstuhl seit dem Frühjahr fertig, beim anderen konnte das Dach nun auch errichtet werden. Dies hat die BGW am Dienstag mit einem großen gemeinsamen Richtfest gewürdigt.
Eigentlich war das Vorhaben so in seiner Größenordnung ursprünglich gar nicht vorgesehen. Neubauten waren nur bei den Hausnummern 26 und 26a geplant, für die im März 2023 der Spatenstich erfolgt ist. Zwischenzeitlich aber hatte ein Brand der BGW den zweiten Bauabschnitt aufgezwungen: Das Gebäude Nummer 22 war im August 2021 durch ein Feuer irreparabel beschädigt worden und musste, genauso wie die Nummer 24, abgerissen werden. In Sachen Wohnraum wird der Unglücksfall von vor drei Jahren somit zum Glücksfall: Denn aus den ursprünglich 1600 Quadratmetern Wohnfläche in dem Komplex werden nun insgesamt 3645.
„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts mehr vom Altbestand, sondern nur Neubauten“, sagte der BGW-Vorsitzende Josef Wehbe beim Richtfest zu den Gästen. „Das freut uns auch sehr.“ Die vier Gebäude würden schließlich „in modernster Bauweise“ errichtet, als Effizienzhäuser mit 49 Zentimeter dicken Wänden und einer modernen Pellet-Anlage, die das gesamte Quartier einschließlich der Bestandsgebäude mit Heizung und Warmwasser versorgen werde. Zu den 48 Wohnungen entstünden 51 Tiefgaragenstellplätze. Dank eines zeitgemäßen Mobilitätskonzeptes stünden den Bewohnern dann auch Elektroautos und -fahrräder zur Verfügung. Bei der Gestaltung der neuen Wohnungen habe man auf einen guten Mix geachtet, der dem Bedarf gerecht werde, erklärte Wehbe. So werde es insgesamt zwölf Vierzimmer-, 16 Dreizimmer, sowie 20 Zweizimmerwohnungen geben. „Für jede Familie ist das Richtige dabei“, sagte der BGW-Vorsitzende.
Die Bauarbeiten schreiten laut Wehbe gut voran, man sei „sogar etwas schneller als geplant“, sagte er. So werde der erste Bauabschnitt voraussichtlich bereits Ende 2024 bezugsfertig sein. Der zweite soll dann Ende 2025 fertiggestellt werden. Für die 24 Wohnungen in den beiden Gebäuden des ersten Bauabschnitts lägen der Genossenschaft bereits 85 Bewerbungen vor, die Vermietung laufe nun an, berichtete der BGW-Vorsitzende. „Das zeigt wieder mal, wie dringend bezahlbarer Wohnraum benötigt wird.“ Dass man im Fall des Projekts am Waldrand von solchem sprechen könne, zeigten die Mieten, die mit Quadratmeterpreisen zwischen 13,90 und 15,90 Euro deutlich unter dem üblichen Niveau von Neubaumieten auf dem freien Markt in Wolfratshausen lägen.
Von günstigem Wohnraum kann man angesichts der Baukosten allerdings nicht sprechen. Die beziffert Wehbe nach aktueller Rechnung auf insgesamt circa 19 Millionen Euro. Angesichts der Kostensteigerungen durch Corona und andere Krisen sei das für die Baugenossenschaft Wolfratshausen „eine erhebliche Summe, die nicht leicht zu stemmen ist“, sagte er. Es handle sich um „teure Gebäude“ befand Wehbe, der selbst Bauingenieur ist. „Aber wir haben uns entschlossen, diesen Wohnraum zu schaffen.“