Wolfratshausen:Banger Blick auf den Bergwald

Feuerwehr und Stadtwerke pumpen 1100 Liter Wasser pro Minute bereits oben am Golfplatz ab. Der Untermarkt wird vorerst nicht noch einmal überflutet. Der Stadtrat streitet über eine Lösung.

Von Konstantin Kaip

In Wolfratshausen blickt man in diesen Tagen mit Sorge in den dunklen Himmel. Am Sonntag hatte der Starkregen einen Wasserfall oberhalb des alten Wasserspeichers an der Bergwaldbühne gebildet und tonnenweise Geröll den Bergwaldhang hinuntergespült. Die Frauenkapelle wurde überflutet, Feuerwehr und Stadtwerke konnten jedoch verhindern, dass das Wasser in die Häuser am Birnmühlplatz lief. Um die gefährliche Erosion zu stoppen, haben sie noch am Sonntag auf dem Plateau am Golfplatz eine Grube ausgehoben und Pumpen installiert, die das Wasser in den Rauschergraben leiten.

In dieser Grube sammelt sich nun nicht nur das Regenwasser, das wie ein Bach aus dem hohen Gras über den Lehmboden am Golfplatz fließt, sondern auch die Hoffnung von Bürgermeister Klaus Heilinglechner. Nachdem es am Mittwochabend heftig gewittert und den Donnerstagmorgen durchgeregnet hatte, installierten Einsatzkräfte der Feuerwehr Weidach dort eine zweite Pumpe - für den Notfall. Bis Mittag jedenfalls reichte die Pumpe der Stadtwerke, die dort laut Heilinglechner über so genannte B-Schläuche etwa 1100 Liter pro Minute absaugt. Der Bürgermeister, der in Gummistiefeln und mit Feuerwehrjacke die Grube inspizierte, stellte erleichtert fest: "Die Maßnahme greift."

Wolfratshausen: Die provisorische Grube am neuen Trinkwasserreservoir fängt das Regenwasser auf, bevor es den Hang hinunterstürzt.

Die provisorische Grube am neuen Trinkwasserreservoir fängt das Regenwasser auf, bevor es den Hang hinunterstürzt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zum Beweis zeigte er auf seinem Handy Bilder der neuralgischen Stelle am Hang, die im Stadtrat auch als "Canyon" bezeichnet wird, weil das Regenwasser dort einen kahlen Hang freigespült hat. Der sprudelnde Wasserfall, der auf dem Fotos vom Sonntag zu sehen ist, fehlt auf den Bildern vom Donnerstag. Heilinglechner betonte aber auch, dass die Regenmengen nicht vorhersehbar seien und man die Lage deshalb rund um die Uhr beobachten müsse. "Wir sind seit Mittwochabend in ständiger Bereitschaft", sagte Matthias Schmidberger vom städtischen Baubetriebshof. Das bleibe so, solange der Regen anhält. Auch Schmidberger gab sich zuversichtlich, zumal man am Donnerstagvormittag ähnliche Verhältnisse wie am Sonntag überstanden habe. Dass das an der Stelle der improvisierten Grube geplante Rückhaltebecken "ideal wäre", sagte er, "haben wir jetzt bewiesen."

Dass das dringend realisiert werden müsse, hatte der Bauausschuss bereits im April einhellig bekräftigt. Das Gremium hatte gleichzeitig eine umfangreiche Hangsanierung, die Josef Wehbe im Auftrag der Stadt geplant hatte, mehrheitlich abgelehnt. Besonders Alfred Fraas (CSU) und Hans Schmidt (Grüne) hatten stattdessen gefordert, man solle erst einmal mit dem Rückhaltebecken die Ursachen der Erosion beseitigen. Heilinglechner hatte daraufhin eine Tiefbaufirma kontaktiert. Erst der Erdrutsch am Sonntag jedoch hat dazu geführt, dass mit der Grube eine provisorische Gegenmaßnahme geschaffen wurde. Laut Heilinglechner soll die wasserrechtliche Genehmigung für das Becken in der kommenden Woche erteilt werden.

Wolfratshausen: Die Wassermassen vom Sonntag haben tonnenweise Geröll vom Hang im Bergwald abgetragen und die Wege beschädigt.

Die Wassermassen vom Sonntag haben tonnenweise Geröll vom Hang im Bergwald abgetragen und die Wege beschädigt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Schmidt und Fraas werfen Bürgermeister und Verwaltung nun schwere Versäumnisse vor. "Wenn vorbeugend etwas getan worden wäre, hätte man das verhindern können", sagte Schmidt am Mittwoch im Bauausschuss. Bereits vor der Sitzung hatte er mit Fraas zu einem Pressegespräch in die Flößerei geladen, bei dem die beiden ihre Version der Dinge darlegten. So habe Fraas am Montag nach dem Erdrutsch bei der Vorbesprechung zum Bauausschuss einen anderen Lösungsvorschlag gemacht: das Wasser über einen kleinen Wall an der Ostgrenze des Golfplatz überirdisch Richtung Färbergraben zu leiten. Er habe sogar per E-Mail angeboten, den Wall selbst baggern zu lassen, sagte Fraas. Wegen der akuten Gefahrenlage könne der Bürgermeister das auch ohne Genehmigung sofort veranlassen.

Heilinglechner hält das für "kontraproduktiv". Wenn das Wasser oberirdisch abgeleitet werde, bestehe Gefahr, dass es den Färbergraben ausspüle, sagte er. Auch sei das Erdreich zu durchnässt für einen Wall. Den Vorwurf der Untätigkeit verbitte er sich, erklärte der Bürgermeister sichtlich erzürnt im Bauausschuss - unter Applaus der Zuhörer auf der Tribüne.

Der Streit dürfte sich wohl noch länger hinziehen als der Regen. Schmidt hat Heilinglechner inzwischen einen ganzen Katalog mit Fragen geschickt - auch zur Haftung für die Beseitigung der Schäden.

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