Der sogenannte Badweiher in Wolfratshausen hat seinen Namen aus früheren Zeiten. Heutzutage springen nur noch hart gesottene Traditionalisten in das kleine Gewässer an der Badstraße beim Campingplatz, die meisten anderen erfrischen sich an Sommertagen lieber in der Loisach, die mitten durch die Stadt fließt, oder im nahe gelegenen Starnberger See. Das liegt einerseits an der mangelhaften Wasserqualität des Weihers, der noch immer auch über die Entwässerung der nahen Staatsstraße gespeist wird. Andererseits aber auch am ungebremsten Wildwuchs der Wasserpflanzen dort. Diesen hat auch der Bezirksfischereiverein Wolfratshausen, der das Gewässer von der Stadt gepachtet hat, immer wieder moniert. Bald werde man wohl wie Jesus über den Badweiher laufen können, hatte dessen Vorsitzender Helmut Holzheu kürzlich im Stadtrat ironisch angemerkt. Dazu kommt es wohl nicht. Denn nun soll der Unterwasser-Dschungel gelichtet werden: Der Bauausschuss im Stadtrat hat am Mittwoch einstimmig beschlossen, die Wasserpflanzen mähen zu lassen.
Das Gremium folgte damit einem Antrag der Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW), der auch Holzheu angehört. „Durch die Erwärmung des Wassers in den Sommermonaten kommt es zu einem verstärkten Wachstum von Algen und Wasserpflanzen“, hieß es darin. „Dies führt zu einer Verschlechterung der Wasserqualität und schlimmstenfalls zu einer unbenutzbaren Wasserfläche mit Wegfall des attraktiven Rückzugsortes im städtischen Raum für Bewohner und Besucher der Stadt Wolfratshausen.“ Der Badweiher gehöre zu den Liegenschaften der Stadt, sagte BVW-Sprecher Josef Praller. Es gelte das Motto „Eigentum verpflichtet“. Man habe sich Gegebenheiten mit dem Fischereiverein angesehen. Der Pflanzenwuchs sei so weit fortgeschritten, dass ihm mit eigenen Pflegemaßnahmen nicht mehr beizukommen sei. Deshalb müsse ein Fachbetrieb damit beauftragt werden, die Wasserpflanzen zu mähen und zu entfernen. Mit diesem, der Stadtverwaltung und dem Bezirksfischereiverein als Inhaber des Fischereirechts soll dann ein langfristiges Pflegekonzept für das Gewässer erarbeitet werden. Die Kosten für die Mäharbeiten und die Entfernung der Pflanzen werden laut einem Angebot auf 15 000 Euro geschätzt.
Praller plädierte darauf, die Summe einmalig im laufenden Haushalt einzustellen und damit die Wasserqualität zu verbessern. Beim Badweiher handle es sich um ein wertvolles Naherholungsgebiet, sagte er, dort fänden auch Kurse statt, bei denen Kinder und Jugendliche das Fischen lernten. Es gehe bei der Maßnahme nicht darum, Flora und Fauna zu sehr zu beeinträchtigen, betonte Praller – sondern darum, den Bürgerinnen und Bürgern das „Erlebnis“ des Weihers weiterhin zu ermöglichen.
Wie Sabine Trinkl, Referatsleiterin Planen und Umwelt bei der Stadt, im Ausschuss erklärte, wird die Fachfirma eine Art schwimmenden Mähroboter benutzen, der die Pflanzen in circa 70 Zentimeter Wassertiefe kappt. Darunter blieben sie als Rückzugsort für Fische und als Futter erhalten, betonte Trinkl. „Trotzdem ist das ein größerer Eingriff.“ Diesen zunächst einmal in Auftrag zu geben und dann mit Pflegemaßnahmen zu ergänzen, halte die Verwaltung aber für sinnvoll. Die Stadt müsse die Straßenentwässerung, die in den Weiher eingeleitet werde, ohnehin jetzt angehen, sagte sie. Mit der Lichtung der Wasserpflanzen gebe es „Synergie-Effekte“ für die angestrebte Verbesserung der Wasserqualität.
Die Stadt erwägt, das Straßenwasser mit einer Sedimentationsanlage zu filtern
Die ist derzeit noch nicht ausreichend, um den Weiher offiziell als Badegewässer auszuweisen – ein Wunsch, der schon öfter im Stadtrat ausgesprochen wurde. Wie Sebastian Sens von der städtischen Bauleitplanung sagte, erwäge man inzwischen eine Sedimentationsanlage, um das von der Straße ablaufende Wasser zu filtern, bevor es über den Bach in den Weiher geleitet wird. Dies sei effektiv und deutlich günstiger, als es aufwendig umzuleiten.
Die Stadträte im Ausschuss waren sich einig, dass der geforderte Rückschnitt der Wasserpflanzen wichtig sei. „Es ist auf jeden Fall sinnvoll, dass hier was gemacht wird“, sagte Renate Tilke (CSU). Und Gerlinde Berchtold (SPD) bedankte sich bei der BVW-Fraktion. Darüber, dass der Badweiher ein Augenmerk wert sei, sei ja schon oft gesprochen worden, sagte sie. Nun gebe es die Chance, ein nachhaltiges Pflegekonzept für das Gewässer zu entwickeln. „Vielleicht gibt es ja bald die Möglichkeit, dass Besucher bald wieder ins Wasser gehen können.“