In Wolfratshausen:Neues Demenzzentrum soll in Weidach entstehen

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Zwischen Gipsenweg und S-Bahn grünt es derzeit noch. Doch auf der Fläche soll das neue Demenzzentrum entstehen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Nach langer Suche hat die AWO ein Grundstück für den dringend benötigten Neubau gefunden: Am Gipsenweg ist ein dreistöckiger Bau mit 90 Plätzen geplant. Im Süden des Grundstücks soll Wohnbebauung ermöglicht werden.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das Demenzzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Wolfratshausen gilt als vorbildliche Einrichtung in der Seniorenpflege. Baulich aber entspricht das Haus am Paradiesweg schon lange nicht mehr den seit 2011 geltenden gesetzlichen Anforderungen. Die zähe Suche nach einem neuen Standort musste vor einem Jahr von Neuem beginnen, nachdem ein dafür auserkorenes städtisches Grundstück neben dem Gewerbepark an der Loisach die Vorgaben zum Immissionsschutz nicht erfüllt hatte. Nun aber könnte sie beendet sein: Die AWO hat ein Areal im Stadtteil Weidach gefunden, auf dem das Vorhaben realisiert werden soll. Nach den Plänen, die Architekt Peter Flickinger am Mittwoch im Bauausschuss des Stadtrats vorstellte, soll dort ein dreistöckiger Komplex mit circa 90 Pflegeplätzen für Bewohner, Mehrzweckräumen, Café und eingezäunter Freifläche entstehen.

Das private Grundstück, das laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner einer Erbengemeinschaft gehört, ist etwa 15 000 Quadratmeter groß, grenzt im Süden an die Wohnbebauung des Gipsenwegs und wird östlich vom S-Bahn-Gleis und im Westen von der Loisach eingerahmt. Um das Neubau-Projekt zu realisieren, muss der Flächennutzungsplan für das Areal geändert werden, der es derzeit noch als ökologische Entwicklungsfläche und Fläche für besondere landwirtschaftliche Maßnahmen ausweist. Zudem muss ein vorhabensbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Beides haben die Stadträte im Bauausschuss am Mittwoch einstimmig empfohlen. Sie billigten zudem die Aufstellung eines weiteren Bebauungsplanes, der dem Eigentümer im Süden des Areals eine Wohnbebauung für eine „maßvolle Verdichtung“ ermöglicht, wie es im Antrag hieß. In den dort entstehenden Wohnungen könne beispielsweise auch Personal unterkommen, sagte Flickinger. Konkrete Planungen dazu gebe es bislang aber noch nicht.

90 Einzelzimmer, zwölf Stellplätze und ein „beschützender Garten“

Der Architekt arbeitet für das Münchner Büro Hoss Amberg + Partner Architekten, das für die AWO bereits zahlreiche Bauprojekte realisiert hat. „Wir haben das nötige Know-how“, sagte Flickinger, etwa was Brandschutzzentralen und Barrierefreiheit, aber auch spezielle Anforderungen bei Demenzpatienten betreffe. Da diese viel Bewegung bräuchten, brauche der Neubau große Flure und somit viel Verkehrsfläche. Gleichzeitig bestehe die konstante Gefahr, dass Demenzpatienten aus der Anlage flüchten. Dieser müsse man mit Schleusen zwischen Empfangs-, Verwaltungs- und Bewohnerbereich, sowie mit einer Umzäunung des „beschützenden Gartens“ begegnen.

Unterkommen sollen die etwa 90 Bewohner laut Flickinger ausschließlich in Einzelzimmern, verteilt auf acht Gruppen mit jeweiligem Aufenthaltsraum. In dem dreiteiligen Bau sollen im Erdgeschoss zudem ein Verwaltungstrakt, ein Café mit Zugang zum Außenbereich und eine Küche entstehen. Aufzüge und Treppenhäuser sollen so gestaltet werden, dass sie den Zugang zum Garten von jedem Stockwerk aus separat ermöglichen, um Störungen zu minimieren. Auf dem Grundstück soll es zwölf Stellplätze geben, einen pro acht Betten, wie es die Satzung der Stadt vorschreibt.

Die Nähe zur S-Bahn-Strecke macht die Planung zur Herausforderung

Laut Antrag nimmt das neue Demenzzentrum mit Freifläche und Stellplätzen knapp 7100 Quadratmeter Grundfläche ein, weitere circa 1100 sollen als Ausgleichsfläche dienen. Die Wohnbebauung im abgetrennten südlichen Grundstücksbereich soll rund 2500 Quadratmeter umfassen, mit etwa 2200 Quadratmetern Ausgleichsfläche im Norden. Die Ausschussmitglieder haben die Anträge zur Aufstellung beider Bebauungspläne einstimmig gebilligt. Auf Anregung von Hans-Georg Anders (Grüne) soll auch über Grundstückserwerb für einen ausreichend breiten Fuß- und Radweg Richtung Icking verhandelt werden. Einstimmig empfohlen wird auch die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans in ein Wohngebiet. Der Ausschuss votierte allerdings mehrheitlich dafür, den schmalen Abschnitt im Norden, der als Ausgleichsfläche für die Wohnbebauung vorgesehen ist, auszuklammern. Eine Wohnbebauung komme dort wegen der schwierigen Erschließung über die Weidacher Hauptstraße nicht infrage.

Eine Herausforderung für den Bau des neuen Demenzzentrums dürfte die Nähe zur S-Bahn-Strecke der S 7 werden. Architekt Flickinger gab sich jedoch zuversichtlich, dass diese kein grundsätzlicher Hinderungsgrund sei. Zwar müsse man darauf achten, die Bewohnerzimmer möglichst nicht zum Gleis hin auszurichten. Verkehrslärm werde jedoch im Immissionsschutz anders bewertet als Gewerbelärm. Verhandlungen mit der Bahn über möglichen Schallschutz könne man erst führen, wenn die Baugenehmigung vorliege, sagte der Planer.

Dass nun endlich ein Platz für den Neubau gefunden wurde, quittierte der Ausschuss mit Erleichterung. „Wir sind uns einig, dass es eine wichtige Einrichtung für den Gesundheitsstandort Wolfratshausen ist“, sagte Bürgermeister Heilinglechner zum Demenzzentrum. Berchtold bedankte sich als Vorsitzende des AWO-Ortsverbands bei allen Beteiligten. „Es geht weiter“, sagte sie.

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