Wolfratshausen:Auf der Alm, da gibt's koa Grenz'

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Bezirkshauptmann Michael Brandl aus Schwaz /Tirol (l.), Landrat Josef Niedermaier (Mitte) und Wolfgang Rzehak, Landrat von Miesbach. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim Neujahrsempfang des Wirtschaftsforums Oberland üben sich bayerische und österreichische Politiker in Einigkeit

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Im Überwinden von Grenzen hat das Wirtschaftsforum Oberland (WFO) Erfahrung. Schließlich führt die Regionalmarketing-Initiative nicht nur Unternehmen, Verbände und politische Vertreter im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zusammen. Der Verein unterhält auch Beziehungen mit den angrenzenden Landkreisen Miesbach im Osten, Weilheim-Schongau im Westen und, im Süden, sogar mit dem Bezirk Schwaz in Tirol. "Wir pflegen ein gutes, enges, freundschaftliches Verhältnis zu unseren Nachbarn", stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Krämmel am Mittwochabend im Krämmel-Forum in Wolfratshausen fest. Der Bauunternehmer hatte als Hausherr zum achten Neujahresempfang des WFO geladen, zu dem zirka 130 Gäste kamen: Unternehmer, Bürgermeister, Verbandsvertreter. Den weitesten Weg hatte Michael Brandl (ÖVP) auf sich genommen, neuer Bezirkshauptmann von Schwaz. Der Tiroler war zum ersten Mal in Wolfratshausen und stellte fest, dass es "nicht wirklich weit" sei.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), der die Gäste auch als Stellvertreter Krämmels im Aufsichtsrat der WFO begrüßte, nutzte seine Ansprache für ein Plädoyer gegen begrenztes Denken. Er rekapitulierte das vergangene Jahr und stellte fest, dass der Landkreis bei Rekord-Steuereinnahmen und einer Umlagekraft von 124 Millionen Euro einen "wirtschaftlichen Erfolg in noch nie da gewesener Höhe" verzeichne. "Eigentlich geht's uns so gut wie nie zuvor." Dennoch höre er viele Klagen und spüre in der Politik, der Wirtschaft und bei den Bürgern "Unbehagen, tiefste Verunsicherung und Angst". Die führe zu einer Abschottung, jeder ziehe sich "in seinen Kokon zurück", sagte der Landrat. Man könne natürlich behaupten, dass das "an einer Wahl über dem Atlantik liegt, wo einer sich selbst first, first, first nennt" - oder an der Weltpolitik. Er stelle diese Haltung aber auch im Kleinen fest. "Die Offenheit im Umgang miteinander kommt irgendwie abhanden." Das aber bremse die nötigen Fortschritte. "Jede Weiterentwicklung stößt auf immensen Widerstand", konstatierte Niedermaier. Als Beispiel nannte er die S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried, gegen die es allein 1500 Einwendungen gebe. Bei einem prognostizierten Zuzug von 300 000 Menschen in die Region in den kommenden zehn Jahren müsse man aber "den Mut haben, den öffentlichen Nahverkehr intelligent auszubauen". Er forderte mehr "Bereitschaft, gemeinsam anzupacken und unbequeme Dinge auch umzusetzen".

Für einen erweiterten Blickwinkel plädierten auch der Miesbacher Landrat Wolfgang Rzehak (Grüne) und Brandl, die Niedermaier auf die Bühne holte. Bei Versorgung und Verkehr müsse man grenzüberschreitend denken und "zusammenrücken", sagte Rzehak. Und Brandl betonte die Gemeinsamkeiten. Er versicherte, dass sein Tiroler Bezirk dem WFO ein "verlässlicher Partner" sein werde. "Wir haben es schon lange gewusst", sagte Niedermaier. "Im Alpenraum, da haben wir keine Grenzen."

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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