Wolfratshausen:Altes Krankenhaus vorerst gerettet

Die Stadträte stellen ihre Pläne für vier- und fünfgeschossige Neubauten zurück. Der drohende Abriss ist damit abgewendet - fürs erste.

Matthias Köpf

Die Stadt Wolfratshausen wird ihr denkmalgeschütztes Altes Krankenhaus an der Sauerlacher Straße vorerst nicht abreißen lassen und das Areal an der Ecke zum Floßkanal bis auf weiteres auch nicht an einen Investor vergeben. Der Bauausschuss des Stadtrats hat es am Mittwochabend hinter verschlossenen Türen einstimmig abgelehnt, einem Baukonzern als dem einzigen verbliebenen Interessenten den Zuschlag zu erteilen. Wie es mit dem Biedermeier-Bau weitergehen soll, ist noch unklar.

Wolfratshausen: Der Abriss des Biedermeier-Gebäudes an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen ist fürs erste abgewendet - allerdings nicht endgültig.

Der Abriss des Biedermeier-Gebäudes an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen ist fürs erste abgewendet - allerdings nicht endgültig.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Eine Vergabe zu den Bedingungen des seit 1983 unverändert gültigen Bebauungsplans hätte bedeutet, dass auf dem Grundstück anstelle des Alten Krankenhauses zwingend ein viergeschossiges und ein fünfgeschossiges Haus hätten gebaut werden müssen. Dies hatte zuvor offenkundig schon eine gute Handvoll anderer Investoren abgeschreckt, und hat in dieser Deutlichkeit nun auch die Mitglieder des Bauausschusses beeindruckt. Bürgermeister Helmut Forster (BVW) schildert die unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführte Debatte als "relativ kurz", obwohl es "schon sehr viele unterschiedliche Meinungen" gegeben habe.

Der Historische Verein und zahlreiche Unterstützer hatten in den vergangenen Tagen und Wochen vehement gegen die Abriss- und Verkaufspläne der Stadt protestiert und dabei kritisiert, dass bei der Aufstellung des Bebauungsplans der Status des Hauses als geschütztes Einzeldenkmal nicht berücksichtigt worden sei. Dem hielt das städtische Bauamt nach einigem Kramen in seinem Archiv nun entgegen, dass das Haus schon im vorherigen Bebauungsplan aus dem Jahr 1967 als abrissreif galt. Eine staatliche Denkmalschutzliste gab es zu dieser Zeit noch nicht. Das Alte Krankenhaus gelangte erstmals 1982 und damit schon als Abbruchkandidat auf die Liste, wovon sich das Landesamt für Denkmalpflege in seiner fachlichen Einschätzung aber nicht beirren ließ und lässt.

Allerdings besteht auch der Bürgermeister, der am Mittwoch selbst gegen die Vergabe gestimmt hat, auf der Gültigkeit der bisherigen Beschlüsse und Bescheide, also auf der Stadtratsentscheidung aus dem Jahr 1999, wonach das Areal "zu verwerten" sei, und auf der Abrissgenehmigung durch das Landratsamt aus dem Jahr 2006. Zugleich versichert Forster, dass es nach der Entscheidung des Bauausschusses "im Moment eigentlich keinen Handlungsbedarf mehr" gebe. Die Stadt habe keinerlei Eile, weitere Entscheidungen über das Alte Krankenhaus zu treffen, so wie sie aus seiner Sicht auch bisher keine Eile gehabt habe.

Sollte die Stadt mit dem Haus und dem Grundstück künftig wesentlich andere Pläne verfolgen als die nun abgelehnten mit einem vier- und einem fünfgeschossigen Neubau, so müsste sie dafür ihren Bebauungsplan ändern. Dann käme es darauf an, ob das Alte Krankenhaus schon vor dieser Änderung abgerissen wird, was formell weiterhin genehmigt bleibt. Wäre es bereits verschwunden, so hätte die Stadt bei der Planung freie Hand. Stünde es hingegen noch da, dann müsste es in die neue Planung ohne die jetzige Abrissgenehmigung und stattdessen wieder mit dem wieder vollen Schutz als Baudenkmal eingehen.

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