Wolfratshausen:75 Einwände gegen S 7-Pläne

Wolfratshausen wehrt sich nicht mehr nur gegen die Schrankenlösung. Der Stadtrat moniert darüber hinaus Verfahrensfehler, Eingriffe in den Naturschutz und verwahrt sich gegen die Nutzung städtischer Grundstücke.

Von Matthias Köpf

Wolfratshausen: Die im Fall einer Verlängerung der S 7 nach Geretsried häufig geschlossene Schranke an der Sauerlacher Straße ist der maßgebliche Grund für den Protest aus Wolfratshausen. Doch die Stadt hat weitere Einwände gegen die Planung.

Die im Fall einer Verlängerung der S 7 nach Geretsried häufig geschlossene Schranke an der Sauerlacher Straße ist der maßgebliche Grund für den Protest aus Wolfratshausen. Doch die Stadt hat weitere Einwände gegen die Planung.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadt Wolfratshausen stellt sich mit 75 einzelnen Einwänden gegen die aktuelle Planung für die S-7-Verlängerung nach Geretsried. Sie verwahrt sich ebenso gegen die umstrittene Schrankenlösung an der Sauerlacher Straße wie gegen die Nutzung ihrer Grundstücke und gegen Eingriffe in ihre Planungshoheit. Der Stadtrat hat am Dienstagabend alle diese Argumente, die der Würzburger Fachanwalt Wolfgang Baumann verfasst und vorgestellt hatte, im Paket übernommen. Die Entscheidung fiel einstimmig, obwohl zuvor Mitglieder der SPD-Fraktion das Vorgehen der Stadt kritisiert hatten.

Während Bürgermeister Helmut Forster, dessen Bürgervereinigung und auch die CSU betonten, dass es die grundsätzlich wünschenswerte S-7-Verlängerung lieber gar nicht geben solle als mit Schranke, blieb die SPD dabei, dass der Kampf gegen die Schranke nicht die Verlängerung insgesamt gefährden dürfe. Renato Wittstadt lieferte sich dazu scharfe Wortwechsel mit CSU-Chef Manfred Fleischer. Er und Fritz Schnaller schlugen vor, sich mit den Einsprüchen vor allem auf die Schrankenlösung zu konzentrieren und sich beispielsweise nicht mit Naturschutzfragen am Bahnhof Geretsried Süd zu befassen.

Davor warnte der von der Stadt mit dem S-7-Thema betraute Anwalt Baumann jedoch dringend, weil er gerade die Naturschutzbelange als Möglichkeit ansieht, die aktuelle Planung der Bahn zu Fall zu bringen und danach eventuell eine andere Lösung zu erreichen. Zwar sei der Naturschutz in den städtischen Einwänden nicht zentral. Gleichwohl müsse er auftauchen, damit er als Argument zulässig bleibe, wenn später vor Gericht gegen die Planung und auch über Alternativen verhandelt werde. Gleiches gelte für die Bebauungspläne und das Verkehrskonzept der Stadt, die durch die S-7-Pläne hinfällig würden.

Baumann bearbeitet mit seiner Würzburger Kanzlei bundesweit Infrastruktur-Themen und nimmt für sich in Anspruch, die Wideraufarbeitungsanlage in Wackersdorf, das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich und den Münchner Transrapid zumindest mitverhindert zu haben. Zu den Erfolgsaussichten im S-7-Verfahren wollte er keine Prognosen abgeben. Einen Erörterungstermin über die Einwände werde es frühestens in einem halben, einen Planfeststellungsbeschluss frühestens in eineinhalb Jahren geben. Fritz Schnallers Befürchtung, das solche Verfahren zu 95 Prozent die jeweilige Planung bestätigten, hielt Baumann entgegen, dass er das, was er verhindert habe, zu 100 Prozent verhindert habe. Die Bahn lasse sich womöglich auch durch die öffentliche Wirkung der Wolfratshauser Einwände beeindrucken.

Gelingen soll dies mit mehr als den üblichen Einwänden gegen die Schranke wie Stau, Lärm, Abgasbelastung und eine verzögerte Anfahrt der Rettungskräfte. So beanspruche die Bahn zu unrecht Grundstücke der Stadt und blockiere für ein halbes Jahr die Zufahrt zum Wertstoffhof an der Geltinger Straße. Zudem seien die Planfeststellungsunterlagen unvollständig und teilweise in sich widersprüchlich. Die Stadt gilt in dem Verfahren nicht nur als Betroffene wie die mehr als 200 Bürger, die laut Forster bisher Einwände im Rathaus abgegeben haben. Als Träger öffentlicher Belange hat sie zudem eine weitere Stellungnahme mit ähnlichen Argumenten abgegeben.

Wie Baumann und Forster betonten, vertrete die Stadt damit auch die Anwohner der Zugspitzstraße, die nicht mehr gefahrlos vor ihre Haustür treten könnten, wenn über ihre schmale, verkehrsberuhigte Straße wie geplant schwere Baufahrzeuge rollen würden. Dies sei schon als Einwand formuliert gewesen, ehe die Anwohner vor zwei Wochen öffentlich und abermals in der Ratssitzung Fragen zur Rolle der Stadt bei der Planung gestellt hatten. Die Stadt sei in die Planung nicht eingebunden gewesen, antwortete Forster, während sein Vorgänger Reiner Berchtold (SPD) korrigierte, dass er damals häufig an Besprechungen teilgenommen und die Stadt daher zumindest gewusst habe, dass nahe der Trasse Flächen und Zufahrten für Material und Baufahrzeuge gebraucht würden.

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