Wolfratshausen:50 AfD-Anhänger tagen konspirativ in der Flößerei

Die Rechtspopulisten reservieren privat. Der Wirt wusste vorab nichts davon.

Wochenlang hatte der Ortsverband Oberbayern Süd der rechtsgerichteten Partei Alternative für Deutschland (AfD) einen politischen Frühschoppen mit dem Vorsitzenden der Thüringer Landtagsfraktion, Björn Höcke, angekündigt. Auf der Facebook-Seite des Ortsverbands stand jedoch nur, dass dieser "im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen" stattfinde. "Aus Sicherheitsgründen wird der Veranstaltungsort allen angemeldeten Teilnehmern erst am Vorabend per Mail persönlich mitgeteilt", war zu lesen. Der Frühschoppen hat nun tatsächlich stattgefunden, und zwar im Gasthaus Flößerei in Wolfratshausen. Betreiber Dominik Tabak bestätigt, dass sich am Samstagvormittag etwa 50 Anhänger der AfD in der Flößerei getroffen haben. Dass es sich um eine Veranstaltung der Partei handle, habe er jedoch erst unmittelbar vor dem Termin erfahren. Der Raum im Obergeschoss sei "unter privatem Namen für eine geschlossene Gesellschaft reserviert" worden. Hinausgeworfen habe er die Gäste aber nicht.

"Ich wusste erst einmal nicht, wie ich reagieren sollte", erzählt Tabak. In Rücksprache mit dem Pächter der Flößerei, Josef Bachmaier, habe er dann entschieden, den Frühschoppen in dem von der Gaststube abgetrennten Bereich bis zum Ende weiterlaufen zu lassen. "Wir wollten nicht noch mehr Wind daraus machen, indem, wir die Veranstaltung abbrechen", sagt Tabak. "Und ich weiß auch nicht, wie das rechtlich wäre." Im Mai hatte das Landgericht den Wirt des Münchner Hofbräukellers, Ricky Steinberg, dazu verdonnert, eine in seinem Lokal reservierte AfD-Veranstaltung mit Frauke Petry zuzulassen, die er absagen wollte. Die fand dann unter Polizeischutz mit Gegendemonstration statt.

Laut Tabak wird es in der Flößerei keine AfD-Veranstaltungen mehr geben. Das habe er dem Veranstalter am Samstag auch klargemacht: "Ich war sauer. Ich habe ihm gesagt, wir brauchen so etwas hier nicht." Der habe daraufhin eine weitere Reservierung für das Wolfratshauser Lokal storniert, sagt Tabak. Ob der für seine ausländer- und islamfeindlichen Äußerungen bekannte Björn Höcke am Samstag tatsächlich beim Frühschoppen in Wolfratshausen dabei war, weiß Tabak nicht. "Ich kenne ihn ja nicht", sagt er. Allerdings gehe er davon aus, dass ein "hochrangiger Politiker" dort gewesen sei, da ein Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes die Tür von außen bewacht habe. Wer den Raum in der Flößerei reserviert hatte, will Tabak nicht sagen. Mario Buchner, der Vorsitzende des AfD-Ortsverbands Oberbayern Süd, war am Montag nicht zu erreichen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: