Wolfratshausen:36 Stunden S-Bahn-Chaos

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Eine Stellwerksstörung in Wolfratshausen führte am Wochenende zu massiven Zugausfällen. Die Bahn musste zwischen Ebenhausen und Wolfratshausen Busse und Taxen einsetzen. Die S 7 gilt als eine der Verdrusslinien.

Von Sibylle Haas, Wolfratshausen

Pendler zwischen Wolfratshausen und Kreuzstraße brauchten am Freitag und Samstag mehr als gute Nerven, weil die S-Bahn nicht kam. Am frühen Freitagmorgen froren sich Berufspendler in Eiseskälte die Füße ab, kamen zu spät zur Arbeit und mussten dann auch noch - je nachdem, ob der Chef Verständnis hatte oder nicht - die unverschuldete Verspätung nacharbeiten, weil für Zugausfälle normalerweise der Arbeitgeber nun mal nicht haftet.

Auch am Samstag war das Chaos weiterhin perfekt. Wer mit der S-Bahn von München nach Wolfratshausen fahren wollte - vielleicht, um den Christkindlmarkt am Wochenende zu besuchen -, blieb im wahrsten Sinne des Wortes auch dann noch auf der Strecke stecken.

Grund für das Desaster war eine Stellwerksstörung in Wolfratshausen. Zunächst verkehrte die S 7 nur aus Richtung München bis Baierbrunn, später dann bis Ebenhausen. Die Techniker suchten zwei Tage lang nach dem Fehler im System. Doch noch am späten Samstagnachmittag teilte die Bahn im Internet mit: "Die technische Störung in einem Stellwerk in Wolfratshausen besteht weiterhin. Die S-Bahnen aus Richtung München verkehren bis Ebenhausen-Schäftlarn und enden vorzeitig." Der Betrieb des S-Bahnverkehrs wurde "vorübergehend eingestellt".

Zwischen Ebenhausen-Schäftlarn und Wolfratshausen wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen und Taxen eingerichtet. Die Bahnreisenden mussten jedoch lange Wartezeiten in Kauf nehmen, weil es nicht immer genügend Taxen gab. Doch damit nicht genug. Wer schon am Freitag wegen der S-Bahn genervt war, der hatte auch am Samstag beim Blick ins Internet keine Freude: "Mit einer Behebung der Störung ist nicht vor Montag, 04. Dezember 2017 zu rechnen", teilte die Bahn weiter mit.

Immerhin hatte sich die fieberhafte Fehlersuche der Bahn-Techniker im Verlauf des Samstags gelohnt. Denn am Samstagabend lief der Bahnverkehr wieder normal, auch am Sonntag konnten Reisende ungestört mit der S-Bahn den Christkindlmarkt in der Flößerstadt erreichen. Seit Samstag, 19.20 Uhr, fahre die S-Bahn wieder, sagte eine Bahn-Sprecherin am Sonntag. Damit aber waren die Züge der Linie S 7 gut 36 Stunden am Stück nicht im Einsatz. Das ist mal wieder eine schlechte Bilanz, welche die Bahn hier vorlegen muss. Den Grund für die massive Störung konnte die Bahnsprecherin am Sonntag nicht nennen. "Wir sind noch in der Ermittlung. Die Stellwerksstörung wird ausgewertet", sagte sie. Unklar blieb auch, wie viele Bahnkunden von dem Chaos betroffen waren. Auch hierüber könne die Bahn erst am Montag Zahlen nennen, da die Statistiker im Wochenende seien, hieß es weiter.

Probleme auf der Linie S 7 gibt es immer wieder. Sie gilt als eine der Verdrusslinien Münchens. Mal ist eine Weichenstörung der Verursacher, mal eine Signalstörung, mal eine Störung an der Oberleitung, mal liegen Äste auf den Gleisen.

Da die Strecken der S-Bahnlinie sowohl nach Wolfratshausen als auch in Richtung Kreuzstraße über weite Abschnitte eingleisig verlaufen, sei die S 7 besonders unpünktlich, heißt es in der Begründung der Gemeinde Schäftlarn. Die Schäftlarner Gemeindeunion (GU) hatte im März 2017 eine Initiative für mehr Pünktlichkeit der S 7 auf den Weg gebracht, der sich mittlerweile auch andere Gemeinden (darunter Icking, Baierbrunn und Wolfratshausen) angeschlossen haben. Durch die Eingleisigkeit auf weiten Strecken stauten sich die Verspätungen auf, heißt es. Nach dem Willen der Schäftlarner GU soll die S 7 nur noch von Wolfratshausen bis zum Münchner Ostbahnhof fahren. Der Ast von dort zur Kreuzstraße soll mit einer anderen Linie gekoppelt werden. Die Gemeinden am östlichen Ast der S 7 unterstützen das Vorhaben. Sie setzen sich bereits seit dem Jahr 2013 für eine kürzere Taktung und einen zweigleisigen Ausbau ein.

Im März 2017 beschloss der Wolfratshauser Stadtrat einstimmig, sich an der Schäftlarner Initiative zu beteiligen. Demnach soll Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) das Schreiben an die Bayerische Eisenbahngesellschaft unterzeichnet haben, in dem der Schäftlarner Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) und seine Amtskolleginnen aus Icking und Baierbrunn Lösungen fordern, um die S-Bahn pünktlicher zu machen. Einige Stadträte bezeichneten die dauernden Verspätungen als "Totalkatastrophe".

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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