Bürgerversammlung Wolfratshausen:Bedenken um den S7-Ausbau

Bürgerversammlung Wolfratshausen: Auskunft statt Wahlkampf: Bei der Wolfratshauser Bürgerversammlung hält Rathauschef Klaus Heilinglechner einen ausführlichen Rechenschaftsbericht über das vergangene Jahr. Der zweite Teil mit Bürgerfragen fällt dafür umso kompakter aus.

Auskunft statt Wahlkampf: Bei der Wolfratshauser Bürgerversammlung hält Rathauschef Klaus Heilinglechner einen ausführlichen Rechenschaftsbericht über das vergangene Jahr. Der zweite Teil mit Bürgerfragen fällt dafür umso kompakter aus.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Einwohner äußern ihre Sorgen zur geplanten S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried. Gefordert werden ein direkter Fuß- und Radweg von Waldram zum Geltinger Bahnhof und eine vorausschauende Einteilung der Tarifzonen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Viele Fragen hatten die Wolfratshauser nicht auf ihrer Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Loisachhalle. Dass der zweite Teil der wegen der Kommunalwahl vorverlegten obligatorischen Veranstaltung kompakt ausfiel, lag vielleicht am ausführlichen Rechenschaftsbericht von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) vor der Pause, vielleicht aber auch an den zahlreichen Wahlkampf- und Diskussionsabenden, die derzeit überall stattfinden und auf denen die kommunalpolitischen Themen durchdekliniert werden. In der Loisachhalle bewegte die Wolfratshauser vor allem ein Thema: die geplante S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried und deren Auswirkungen.

Wolfgang Saal hatte Heilinglechner seine Fragen bereits zuvor per E-Mail zukommen lassen. Er hatte unter anderem angemahnt, dass es von Waldram zum Areal in Gelting, auf dem einer der drei neuen S-Bahnstationen entstehen soll, keine direkte Verbindung für Fußgänger und Radfahrer gebe. Für eine solche solle sich die Stadt im Zuge der Planungen dringend einsetzen, damit die Waldramer die S 7 auch nutzen. Die bestehende Verbindung sei ein Umweg und daher zu unattraktiv, um das Auto stehen zu lassen.

Einen Zwischenruf quittiert der Bürgermeister mit einem Lächeln

Dies sei "definitiv ein wichtiger Punkt in der interkommunalen Zusammenarbeit", erklärte der Bürgermeister. Er versprach, sich in den ohnehin schon stattfindenden Gesprächen zur Mobilität mit der Nachbarstadt Geretsried, auf deren Fläche der Weg größtenteils verlaufen würde, für die Direktverbindung einzusetzen. Der Geltinger Halt sei "ein ganz zentraler Bahnhof". Saal hatte auch gefragt, warum kein Halt in Waldram geschaffen werde. Die Planungen seien weit fortgeschritten, er könne sich das daher nicht vorstellen, antwortete Heilinglechner. Zu dem Thema werde es aber "definitiv einen Einspruch geben", erklärte er mit Blick auf die Ankündigung des Bürgermeisterkandidaten Richard Kugler von der Wolfratshauser Liste. "Dann haben wir ein neues Planfeststellungsverfahren." Den Zwischenruf aus dem Publikum, "wenn man nicht will, dass die S-Bahn kommt, dann macht man das", quittierte der Bürgermeister mit einem Lächeln.

Damit die S-Bahn-Verlängerung auch die gewünschte Verkehrsentlastung bringe, müsse sich die Stadt unbedingt dafür einsetzen, dass der Geltinger Bahnhof in derselben Tarifzone bleibe wie Wolfratshausen, forderte Saal. Denn würde die Fahrt vom neuen Bahnhof mehr kosten, sei zu befürchten, dass die Pendler wie gehabt ihre Autos in Wolfratshausen abstellen, um dort in die S-Bahn zu steigen. Laut der MVV-Sprecherin Franziska Hartmann ist bislang "noch keine Eintarifierung der neuen Halte geprüft worden".

Sowohl Gelting (Zone 4) als auch Geretsried (Zone 4/5) lägen jedoch bereits im MVV-Verbundgebiet. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), als Gast auf dem Podium, merkte dazu an, dass die MVV-Kunden in vielen tariflichen Grenzbereichen die Möglichkeit hätten, zwischen zwei verschiedenen Zonen die für sie günstigere zu wählen. Dies wolle man auch für Gelting durchsetzen. "Wir haben das schon angemerkt, dass dieses Problem entscheidend ist für die Entlastung."

Der Landrat hatte seine Ansprache zuvor ganz dem Thema öffentlicher Nahverkehr gewidmet. Die bayerische Staatsregierung habe endlich verstanden, wie wichtig die Querverbindungen zwischen den Außenästen der S-Bahnlinien seien - und dass man sie nicht mit Schienen, sondern nur mit Bussen zügig verwirklichen könne. Die Tangentialverbindungen seien als landesbedeutende Buslinien definiert worden, für die der Freistaat anfangs 70 Prozent und dauerhaft mindestens die Hälfte der Betriebskosten übernehme.

So seien die wichtigen Schnellbusse Starnberg-Wolfratshausen-Egling-Deisenhofen, sowie Starnberg-Wolfratshausen-Bad Tölz mit 20-Minuten-Takt in Auftrag gegeben worden. Hier seien dringend weitere große Investitionen nötig, eine Diskussion um die Fahrtkosten sei daher kontraproduktiv, erklärte Niedermaier. "Es ist nicht der Preis, sondern die Zuverlässigkeit und der Takt, der uns ärgert", sagte er. Das große politische Ziel beim ÖPNV müsse daher sein, "Qualität und Quantität zu schaffen".

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