Wohnungsnot:Sozial ja, aber nicht zu dicht

Wohnungsnot: Die Baugenossenschaft möchte an der Blombergstraße zwei Gebäude abreißen und statt 40 Wohneinheiten 65 neue schaffen.

Die Baugenossenschaft möchte an der Blombergstraße zwei Gebäude abreißen und statt 40 Wohneinheiten 65 neue schaffen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Wolfratshauser Stadtratsausschuss lehnt einen Antrag der Baugenossenschaft für geförderte Wohnungen in Farchet als zu massiv ab.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen ist ein erklärtes Ziel des Wolfratshauser Stadtrats. Schließlich hat er kürzlich mit großer Mehrheit einen entsprechenden Grundsatzbeschluss von BVW, SPD und Grünen verabschiedet. Nun will die Baugenossenschaft Wolfratshausen (BG) in Farchet geförderte Wohnungen bauen: Auf einem Grundstück an der Blombergstraße sollen zwei bestehende Gebäude mit 40 Wohneinheiten abgerissen werden, um dort zwei Neubauten mit insgesamt 65 Wohnungen zu errichten. Der Bauausschuss, dem jetzt der Antrag auf Vorbescheid vorlag, hat die Pläne jedoch mit fünf zu fünf Stimmen abgelehnt. Hauptkritikpunkt war das Volumen der Baukörper, das einigen Stadträten zu massiv ist.

Grünen-Stadtrat Schmidt befürchtet eine "Verdichtungsspirale"

Denn die Neubauten, die erneut mit vier Vollgeschossen geplant sind, sollen laut Antrag zwar geringfügig niedriger ausfallen als die bestehenden Häuser. Dafür sollen die beiden Blöcke mit 44 und 50 Metern jeweils um zirka zehn Meter länger ausfallen. Die Giebelbreite liegt zirka einen Meter über der des Bestands. Eine Verdichtung, die der Grünen-Stadtrat Hans Schmidt nicht hinnehmen will. Zwar sei er ein "glühender Verfechter von Sozialwohnungen", sagt Schmidt. Diese seien wichtig für die "soziale Balance in Wolfratshausen". Er könne aber nicht einem Projekt zustimmen, das 50 Prozent Verdichtung vorsehe. Der Stadtrat habe sich darauf geeinigt, "dass wir keine Präzedenzfälle schaffen wollen", erklärt er und warnt vor einer drohenden "Verdichtungsspirale". Man müsse daher aufpassen, was man zulasse, sagt er und verweist auf Bauten an der Königsdorfer und Sauerlacher Straße. "Wir haben in der Vergangenheit viele Bausünden generiert durch eine laxe Haltung."

Schmidt lehnte das Vorhaben ab, genau wie Richard Kugler (CSU) und alle drei BVW-Stadträte im Gremium. Für die geplanten Neubauten stimmten hingegen Peter Plößl und Claudia Drexl (beide CSU) sowie Roswitha Beyer, Gerlinde Berchtold und Fritz Schnaller (SPD). Der Zweite Bürgermeister Schnaller, der im Rathaus derzeit die Geschäfte führt und die Sitzung leitete, bedauert die Entscheidung. "Es sollen dort ja geförderte Wohnungen entstehen", sagt er. "Es ist sehr schade, dass sich dafür keine Mehrheit gefunden hat."

An der Stellplatzsatzung darf nicht gerüttelt werden

Einig waren sich alle Fraktionen, dass der Stellplatzschlüssel eingehalten werden muss. Die Baugenossenschaft hatte in ihrem Antrag angefragt, ob nicht für die Bereitstellung von gefördertem Wohnraum der Schlüssel von zwei Stellplätzen pro Wohnung auf einen reduziert werden könne. An der Satzung ist jedoch nach einhelliger Meinung des Gremiums nicht zu rütteln. Man habe den Nachlass bei den Stellplätzen erfragt, erklärt der Vorsitzende der Baugenossenschaft, Josef Wehbe, wie er auch bei geförderten Wohnungen in München oder Bad Tölz gewährt werde. Schließlich senke eine kleinere Tiefgarage auch die Baukosten und letztlich die Mieten.

Die Entscheidung des Bauausschusses kann Wehbe nicht nachvollziehen. "Wir sehen da schon eine maßvolle Verdichtung", sagt er über die Pläne. Und die werde auch von der Staatsregierung gefordert. "Die Wohnungen werden benötigt, und wir müssen dem Rechnung tragen", sagt Wehbe. Die Gestaltung der Wohnblöcke sei schließlich "nicht aus der Luft gegriffen". Beim geförderten Wohnungsbau gebe es klare Richtlinien, die man einhalten müsse, etwa großzügigere Bewegungsflächen. Das führe zu höheren Baukosten. Um die Mieten niedrig zu halten, brauche man daher eine gewisse Anzahl an Wohnungen. Nun muss das Landratsamt über den Antrag entscheiden. Eine weitere Erläuterung der Pläne im Stadtrat, die sich Schnaller wünscht, würde Wehbe begrüßen, wie er sagt.

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