Weg vom Einfamilienhaus:"Man muss höher und dichter bauen"

Weg vom Einfamilienhaus: Der Wohnraum sei vorhanden, werde aber falsch genutzt, sagt Landrat Josef Niedermaier.

Der Wohnraum sei vorhanden, werde aber falsch genutzt, sagt Landrat Josef Niedermaier.

(Foto: Manfred Neubauer)

Landrat Josef Niedermaier appelliert an die Gemeinden, in der Wohnungspolitik umzudenken.

Von Felicitas Amler

Der Landrat wird nicht müde, dieses Thema anzuschneiden: "Wir haben nicht zu wenig Wohnraum, er wird falsch genutzt", sagt Josef Niedermaier (Freie Wähler). Jüngster Anlass war die Diskussion über das Siedlungskonzept des Planungsverbands der Region 17/Oberland. Da wurde auch festgestellt, dass 1000 Flüchtlinge in Bad Tölz-Wolfratshausen untergebracht werden konnten. Und dies in einer Region, in der seit Jahren ein eklatanter Mangel an bezahlbaren Wohnungen herrscht. Der Landrat betont allerdings, bei den Vermittlungen an Geflüchtete handle es sich nicht ausschließlich um einzelne Wohnungen, sondern auch um Wohnraum, den sich Bewohner mit den Neuankömmlingen teilten. Dennoch stimmt Niedermaier zu, man müsse sich schon fragen, wie viele Wohnungen wohl leer stünden.

Er weist zudem darauf hin, dass der durchschnittliche Bedarf an Wohnraum in den vergangenen Jahrzehnten von 24 Quadratmeter pro Person auf mehr als 50 gestiegen sei. Privatrechtlich lasse sich dagegen natürlich nichts tun, aber, so Niedermaier: "Man muss gesellschaftspolitisch darauf hinweisen - permanent."

So ist er denn auch strikt der Meinung, dass Dörfer wie Städte aufhören müssen, immer weiter vor allem Einfamilienhäuser zu planen. Das sei Ressourcenvergeudung und Flächenversiegelung. "Man muss sich in den Gemeinden Gedanken darüber machen, höher und dichter zu bauen." Dass es bei solchen Vorhaben, wie etwa in Münsing bei der Planung von Sozialwohnungen und dem Neubau der VR Bank im Ortskern geschehen, zu Protesten in der Bürgerschaft und dem Gemeinderat kommt, kann Niedermaier nicht verstehen.

Er appelliert an die Lokalpolitik, sich mit der Wohnungssituation auseinanderzusetzen: "Ihr müsst nachdenken, wie das in der nächsten und übernächsten Generation weitergehen soll." Jedenfalls nicht so wie bisher, sagt der Landrat, dass jede neue Generation ein neues Haus baut. Er wolle weder seinen Eltern noch seinen Schwiegereltern ihr Haus ausreden, aber er selbst und seine Frau hätten es nun anders gemacht. Sie seien aus ihrer Doppelhaushälfte ausgezogen, hätten sie ihrer Tochter mit Familie überlassen und lebten nun in einer Mietwohnung. "Ich merke, das geht auch, es ist kein Problem." Und irgendjemand müsse schließlich anfangen. "Das wird ein Mega-Thema in den nächsten Jahren", prophezeit der Landrat. Ob also die oft ausgegebene politische Devise "Bauen, bauen, bauen" falsch sei? Bauen ja, sagt Niedermaier, aber keine Einfamilienhäuser - "auch im dörflichen Bereich".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: