Das denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftshaus in der Tölzer Marktstraße, das den Schuhhof und den Drogeriemarkt Müller beherbergt, wird ausgebaut. Im Dachgeschoss sollen dort zehn Wohnungen entstehen, zwei weitere im zweiten Stock, wo auch neue Räume für eine Facharztpraxis, eine Physiotherapie und ein Lager vorgesehen sind. Von der Fußgängerzone aus dürfte vom Umbau später kaum etwas zu erkennen sein. „Die Ansicht in der Marktstraße soll nicht gestört werden“, sagte Stadtbaumeister Florian Ernst in der jüngsten Sitzung des städtischen Bau- und Stadtentwicklungsausschusses.
Das um 1870 gebaute Haus steht unter Ensembleschutz
Das Haus, das auch unter Ensembleschutz steht, wurde um 1870 errichtet. Dabei handle es sich um einen „putzgegliederten Walmdacheckbau mit Mezzanin, Erkerturm und neogotischem Dekor“, erklärte Ernst. Wegen des Bauvorhabens in einem derart sensiblen Gebäude trafen sich seit 2021 immer wieder Vertreter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalbehörde mit Kreisheimatpfleger Thomas Lauer, Stadtbaumeister Ernst und dem Bauherrn, um über die Entwurfsplanung ausgiebig zu diskutieren. Dabei fanden auch Besichtigungen der Dachräume statt.
Der historische Dachstuhl sei gut erhalten, sagte Ernst. Und er soll auch komplett bewahrt bleiben. Denn er sei ein spätes Beispiel handwerklicher Baukunst, mit handgeschlagenen Hölzern, „zimmermannsmäßigen Blattverbindungen“ und einer Bleistiftdatierung aus dem Jahr 1885. Die Umgestaltung solle „um die Konstruktion herum“ erfolgen, so der Stadtbaumeister.

Das Dachgeschoss besteht derzeit aus einem Satteldach, einem Pultdach und einem kleinen Turm am Gebäudeeck zur Schulgasse. Mit dem Ausbau entsteht nun eine einheitliche Satteldachform, die sich an das Nachbargebäude anlehnt, das Türmchen bleibt erhalten. Innen in der Dachetage wird es ein Atrium geben, das für Licht und Lüftung der neuen Wohnungen sorgen soll. Das geplante zentrale Glasdach können hingenommen werden, so Ernst. Was eine Photovoltaikanlage auf dem umgebauten Dach angeht, zeigte sich der Stadtbaumeister skeptisch. Das werde denkmalpflegerisch „ohne detailgetreue Planungen und Angaben nicht präferiert“, sagte er.
Im Erdgeschoss und im ersten Stock ändert sich nichts. Dort befinden sich die Verkaufsräume des Schuhhofs und des Drogeriemarkts, dazu Büros und Lager. Durch den Umbau erhöht sich die Zahl der erforderlichen Stellplätze von 44 auf 61. Da in der Fußgängerzone und den Nebengassen keine Park-Möglichkeiten geschaffen werden können, muss der Bauwerber eine Ablösegebühr zahlen. Stadtbaumeister Ernst bezifferte sie auf etwa 85 000 Euro.
Im Bauausschuss kam das Vorhaben gut an. Kasten Bauer (CSU) nannte es ein „Best-Practice-Beispiel, wie man alle Beteiligten einbindet und zu einem vernünftigen und anschaulichen Konsens kommen kann“. Matthias Winter (CSU) hakte nochmals wegen des kleinen Turms nach, das nach dem Dachumbau nicht untergehen dürfe. „Da wird man nichts ändern“, versicherte Stadtbaumeister Ernst.