Wohnungsbau:Das Inseldenken ablegen

Wohnungsbau: Voll besetzte Stuhlreihen beim Immobilienforum: Das Interesse an der Entwicklung von Geretsried und Wolfratshausen hinsichtlich des Wohnungs- und Immobilienmarkts ist groß.

Voll besetzte Stuhlreihen beim Immobilienforum: Das Interesse an der Entwicklung von Geretsried und Wolfratshausen hinsichtlich des Wohnungs- und Immobilienmarkts ist groß.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Mittelzentrum Geretsried-Wolfratshausen wächst. Daraus ergeben sich Herausforderungen für den Wohnungsbau. Die beiden Städte wollen künftig stärker zusammenarbeiten

Von Katharina Schmid, Wolfratshausen

Beste Arbeitsbedingungen, ein hoher Freizeitwert, aber große Wohnungsnot. So lässt sich die derzeitige Situation im Mittelzentrum Geretsried-Wolfratshausen in Schlagworten beschreiben. Daraus ergeben sich Herausforderungen für den Städte- und Wohnungsbau, mit denen sich die beiden Orte künftig beschäftigen müssen und die am Donnerstag beim 22. Immobilienforum in der Wolfratshauser Loisachhalle bereits Thema des Abends waren.

2018 sind die Preise für Immobilien im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen weiter gestiegen. Der Quadratmeterpreis bei Neubauwohnungen in Wolfratshausen liege derzeit bei bis zu 6000 Euro, sagte Helmut Lischewski, Prokurist bei Schneider & Prell Immobilien, die den Abend zusammen mit dem Isar-Loisachboten/Geretsrieder Merkur organisiert hatte. Neben den Kaufpreisen steigen auch die Mieten. Traditionell zahlen Mieter und Käufer in Wolfratshausen noch immer etwas mehr als in Geretsried.

Vor allem für Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen wird es in der Region schwieriger, eine Wohnung zu finden. Die Gründe für diese Entwicklung machte Korbinian Krämmel, Geschäftsführer der Geretsrieder Unternehmensgruppe Krämmel, am Donnerstag deutlich: In der Vergangenheit wurde zu wenig gebaut, die Nachfrage nach Wohnraum aber wächst weiter. Gründe dafür seien, dass die Haushaltsgröße abnehme und die Zuwanderung in die Region zunehme, so Krämmel. Das Bayerische Landesamt für Statistik prognostiziert dem Landkreis bis 2036 einen Bevölkerungszuwachs von sieben bis zwölf Prozent. Geretsried erwartet bis 2036 sogar eine Einwohnerzunahme von etwa 40 Prozent auf 36 000 Einwohner.

Die Stadt reagiert auf diese Prognose mit bewussten stadtplanerischen Maßnahmen. Das Zentrum rund um den Karl-Lederer-Platz soll gestärkt, Wohnraum durch Verdichtung geschaffen und das Gewerbe ausgebaut werden. Allein auf dem 4,7 Hektar großen ehemaligen Lorenz-Areal an der Banater Straße werden 750 Wohnungen und damit ein neues Wohnquartier geschaffen. Bezahlbare Wohnungen mit einem Erstzugriffsrecht für Bürger aus Geretsried und Umgebung entstehen dort, samt der nötigen Infrastruktur. Die Stadt verspricht sich durch das Vorhaben eine Revitalisierung des lange brachliegenden Gebiets, in dem ein Miteinander der Generationen und von Wohnen und Gewerbe möglich werden soll.

Der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) machte deutlich, dass die Stadt das prognostizierte Wachstum bewusst steuern wolle, um den Zuzug nicht in einen "Verdrängungswettbewerb" ausarten zu lassen. "Wir brauchen in einer Stadt sozialen Ausgleich", sagte er. Deshalb werde insbesondere Wohnraum für Menschen mit niedrigerem Einkommen geschaffen.

Wolfratshausens Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) sieht die Wachstumsmöglichkeiten von Wolfratshausen durch seine geografische Lage und das kleine Stadtgebiet von 9,13 Quadratkilometern beschränkt. Der Stadtrat habe sich deshalb bewusst für ein begrenztes Bevölkerungswachstum von 0,5 bis ein Prozent im Jahr ausgesprochen. Etwa 100 Wohnungen mit sozial verträglichen Mieten sollen in den nächsten ein bis drei Jahren in Wolfratshausen entstehen.

Beide Bürgermeister kündigten an, dass ihre Städte künftig enger kooperieren werden. "Wir werden das Inseldenken ablegen müssen", sagte Schnaller. Besonders hinsichtlich der Verkehrsproblematik, die sich durch mehr Wohnungen und damit Einwohner weiter verschärfen wird, werde die Zusammenarbeit nötig. "Die Verkehrsthematik ist nicht mehr als einzelne Stadt zu regeln", sagte Müller.

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