Wohnhäuser und Kirche zerstört:Zweiter Winter im Container

Wohnhäuser und Kirche zerstört: Schuldirektor Wolfgang Sagmeister (v.li.), Abt Petrus Höhensteiger und Christoph Preuss wollen Erdbebenopfern in Umbrien helfen.

Schuldirektor Wolfgang Sagmeister (v.li.), Abt Petrus Höhensteiger und Christoph Preuss wollen Erdbebenopfern in Umbrien helfen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Benediktinerabtei und Gymnasium in Schäftlarn sammeln Geld für Erdbebenopfer im Dorf Castelluccio di Norcia

Von Dorothée Nowotny, Schäftlarn

Castelluccio di Norcia ist ein kleines Dorf im mittelitalienischen Umbrien. Alte mediterrane Häuser schlängeln sich einen Berg hinauf. Linsen-, Mohn- und Distelfelder blühen in allen Farben: gelb, rot, grün, lila. Das war so, bis ein Erdbeben am 30. Oktober vorigen Jahres das ganze Dorf verwüstete.

Das Epizentrum des Bebens mit einer Stärke von 6,6 auf der Richterskala lag sechs Kilometer nördlich von Norcia. Der Boden senkte sich um 70 Zentimeter, Wohnhäuser und die Kirche Santa Maria Assunta und Sacramenta aus dem 15. Jahrhundert wurden zerstört, Straßen in der Mitte auseinandergerissen. Die Menschen in Castelluccio di Norcia waren abgeschnitten von der Außenwelt. Und das im Oktober, als der Winter nahte. Ein Jahr später ist immer noch nicht viel passiert. Die Menschen stehen erneut vor einem strengen Winter, können aber noch nicht in ihre Häuser zurückkehren. Die Benediktinerabtei Schäftlarn will sich nun mit den hilfsbedürftigen Menschen solidarisieren. Man müssen ihnen zeigen, dass sie nicht alleine stehen, sagt Abt Petrus Höhensteiger. Der 56-jährige Christoph Preuss aus Irschenhausen gab den Anstoß zu dem Projekt mit Castelluccio di Norcia.

Schon seit er 14 Jahre alt war, besuchte Preuss seinen Onkel in Süditalien. Er fuhr immer dieselbe Strecke, baute Kontakte mit Menschen in Castelluccio auf. Bewegt erzählt er, dass die Einwohner nach dem Erbeben im tiefsten Winter in Containern leben mussten. Preuss wollte helfen und trat mit der Bitte um Unterstützung an die Abtei Schäftlarn heran. "Für uns war es ein großes Anliegen, Hilfe zu leisten", sagt Abt Petrus. "Große Kulturstädte wie Rom, vielleicht auch Norcia, werden nach Erdbeben vom Staat unterstützt - das Hinterland nicht. Castelluccio di Norcia fällt hinten runter." Die Angelegenheit ist für den Orden nicht abstrakt: Der Heilige Benedikt von Nursia, Gründer des Benediktinerordens und Patron Europas, wurde in der Region geboren. Auch das Gymnasium Kloster Schäftlarn soll in die Hilfsaktion einbezogen werden. Schulleiter Wolfgang Sagmeister möchte soziale Projekte - etwa einen Basar - in der Schule umsetzen, um Spenden für Castelluccio di Norcia zu sammeln. Sagmeister hat den Kontakt zu Missio München hergestellt, über deren Treuhandkonto alle Spenden verwaltet und an die Bedürftigen weitergeleitet werden.

Wichtig wäre laut Preuss der Bau eines Gemeindezentrums, das auch als Schulgebäude dienen könnte. Einsturzgefährdete Häuser müssten abgerissen und wieder aufgebaut, die historisch bedeutende Kirche repariert werden. Die Menschen in Castelluccio haben selbst schon eine gemeinnützige und notariell überwachte Gemeinschaft gegründet, die "Per la vita di Castelluccio onlus", die bedürftige Bewohner im Dorf unterstützt. Ihr Chef ist Giovanni Perla, ein Bauingenieur, der sich für den Wiederaufbau einsetzt. Gemeinsam mit Radio Onda Libera haben die Dorfbewohner einen Song aufgenommen: "Ritorno alla vita". Die Einwohner wollen zurück ins Leben: in ihrem alten Dorf wohnen, die endlosen Linsen-, Mohn- und Distelfelder bewirtschaften, Gleitschirmflieger und Wanderer empfangen.

Wer spenden will, kann dies über Missio München, IBAN: DE96 750 90 3000 8000 80004, Verwendungszweck "Castelluccio di Norcia, 58005-1073" tun.

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